Hermann Prey Liederabend 1963
SWRmusic 93.713
1 CD • 54min • 1963
03.06.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Schwetzinger Festspiele 1963, Liederabend Hermann Prey. Als Begleiter der famose Pianist Günther Weißenborn. Der Sänger voll Saft und Kraft, mit klarer Sprache und reiner Intonation – es ist die reine Freude, solchen Dokumenten (sie stammen aus dem SWR-Archiv) zu begegnen. Das Konzert regt zu allerlei Betrachtungen an, wenn man den Ablauf des Programms verfolgt: beginnend mit einem geistlichen Zyklus von Peter Cornelius (Vater unser). Welcher Liedersänger kommt heute noch auf die Idee, Kompositionen des Wagner-Zeitgenossen Cornelius vorzutragen? Und wer wagt es, Lieder von Hans Pfitzner auf das Programm zu setzen, wenn er sich nicht das Stirnrunzeln der „Korrekten“ zuziehen will? Da spielt es gar keine Rolle, dass die Eichendorff-Vertonungen Pfitzners zum Großartigsten zählen, was die deutsche Liedkunst hervorgebracht hat (zum Beispiel das Lied In Danzig mit seiner geradezu unheimlich freien Tonalität). Oder Wolfgang Fortner – einst ein geschätzter Musiker, inzwischen aber auch zu den „Angeprangerten“ aufgerückt bzw. abgestiegen. Traurig, dass sich das Schlimme wiederholt und dass es auch in unserer Zeit wieder die verfemten und geächteten Musiker gibt.
Wer sich von solchen aktuellen Meinungsdiktaten frei machen kann, wird aus diesem Konzert reichen Gewinn ziehen. Obwohl schon viele Jahrzehnte seit der Aufnahme vergangen sind, präsentiert sich das Tonbild frisch und klangvoll, als wäre es gestern entstanden. So kann man sich ungehindert und ungetrübt von der Kunst des prächtigen Liedersängers Hermann Prey durch das Programm leiten lassen, von den interessanten Raritäten bis zu den vertrauten Gesäängen von Brahms und Strauss. Die freundliche, burschikose Wesensart des Sängers, seine Natürlichkeit und Herzlichkeit, nicht zuletzt seine Gemütstiefe – all das wird auch ein Hörerpublikum ansprechen, das den Künstler selbst gar nicht mehr „in natura“ erlebt hat. Ein schlagender Beweis für den Begriff „Lebendiges Archivgut“.
Clemens Höslinger [03.06.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Cornelius | ||
1 | Vater unser, der du bist im Himmel op. 2 Nr. 1 | 00:03:17 |
2 | Zu uns komme dein Reich op. 2 Nr. 3 | 00:03:28 |
3 | Führe uns nicht in Versuchung op. 2 Nr. 8 | 00:03:46 |
4 | Erlöse uns vom Übel op. 2 Nr. 9 | 00:02:31 |
Hans Pfitzner | ||
5 | Im Herbst op. 9 Nr. 3 | 00:02:42 |
6 | In Danzig op. 22 Nr. 1 | 00:04:37 |
7 | Der Kühne op. 9 Nr. 4 | 00:01:07 |
8 | Der Gärtner op. 9 Nr. 1 | 00:03:47 |
Wolfgang Fortner | ||
9 | An die Parzen | 00:03:15 |
10 | Hyperions Schicksalslied | 00:03:08 |
11 | Abbitte | 00:01:54 |
12 | Geh unter, schöne Sonne | 00:03:40 |
Johannes Brahms | ||
13 | Dein blaues Auge hält so still op. 59 Nr. 8 | 00:02:12 |
14 | Wie Melodien zieht es mir op. 105 Nr. 1 | 00:02:16 |
15 | Die Mainacht op. 43 Nr. 2 | 00:03:31 |
Richard Strauss | ||
16 | Morgen! op. 27 Nr. 4 | 00:03:29 |
17 | Befreit op. 39 Nr. 4 | 00:04:41 |
Interpreten der Einspielung
- Hermann Prey (Bariton)
- Günther Weißenborn (Klavier)