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Besprechung CD

Challenge Classics CC72508

1 CD • 68min • 2010

16.05.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Miroirs nennt Alexei Volodin seine neue CD und verweist so auf die Doppelbödigkeit der darauf eingespielten Werke. Eine schöne Idee, denn mit Schumanns Kreisleriana, den titelgebenden Miroirs von Ravel und der 5. Scriabin-Sonate wurde hier tatsächlich ein stimmiges Tryptichon erstellt. Volodin, geboren 1977, ist ein hochbegabter Mann, er scheint keine pianistischen Beschränkungen zu kennen und beeindruckt durch klare Gestaltung mit persönlicher Note. Noch dazu hat er spürbar Spaß an seiner Arbeit und musiziert mit jugendlich gesundem Elan, scheinbar unbelastet von Grüblereien jeder Art. Das ist eine große Stärke, nur erweist sich ausgerechnet diese Unbekümmertheit beim ausgewählten Repertoire als wenig hilfreich. Denn was zieht einen so frisch interpretierenden und gut geerdeten Musiker mit anscheinend unendlichen Kraftreserven ausgerechnet zur Kreisleriana hin, Schumanns beispiellosem Geniestreich, der im Kern seiner alles-wollenden Euphorie bereits vom Wahnsinn befallen ist? Zwangsläufiig musste Volodin hier – auf allerhöchstem Niveau! – scheitern, denn sein selbstbewusstes Durchmessen der acht Fantasien braust zwar imposant dahin und glitzert brillant durch unerbittliche Motorik und stählernen Zugriff, spiegelt aber nur im Ansatz das Wechselspiel von Licht und Schatten wider und hat vor allem zu wenig Raum für den ganz anderen Schumann-Klang, der tief aus dem Innersten kommt und in seiner Einfachheit keiner pianistischen Kniffe bedarf.

Ähnliches gilt für Ravels Spiegelkabinett, dessen fünf Nummern mit Titeln versehen sind, die jeder Interpretation lediglich eine grobe Orientierungshilfe bieten. Volodins von allem Zwielicht gereinigter Ansatz funktioniert am besten bei den eröffnenden „Nachtfaltern", wobei deren helle Klangsprache bei ihm unwillkürlich an Messiaens gut 50 Jahre später entstandene naturkundlerische Beobachtungen denken lässt. Ravel dürfte anderes im Sinn gehabt haben, ebenso beim Klagegesang der „traurigen Vögel", der nur dann einen kühlen Schauer ums Herz zu legen vermag, wenn man die einsame Stille spürt, die um die Noten herum schwebt. Volodin kann hier, genau wie bei der darauf folgenden „Barke auf dem Ozean", nicht die Strömungen aufzeigen, die eine scheinbar völlig intakte Oberfläche unterspülen. Alborada del gracioso, das furchterregend schwierige vierte Stück der Reihe, spielt Volodin bewundernswert sauber und hochpräzise, rückt das Stück aber einen Tick zu sehr in Toccata-Nähe, wodurch die düsteren Facetten im Psychogramm dieses seltsamen Hofnarren verloren gehen. Und im abschließenden „Tal der Glocken" lässt er seinen Steinway mächtig erklingen, erliegt aber nicht der Verlockung des Gedankens, dass diese Glocken möglicherweise zu einem Requiem läuten könnten ...

Ganz gelungen ist die abschließende Scriabin-Sonate, deren nervöse Rastlosigkeit zwischen zärtlicher Umarmung und schlangengleichem Zuschnappen Volodin gekonnt abbildet. Weniger gelungen ist dagegen die Aufnahmequalität: neben dem zu grell intonierten Steinway, der dem Pianisten manche Härten quasi von selbst in die Hände schiebt, fallen (besonders über den Kopfhörer) immer wieder irgendwelche Hintergrundgeräusche auf, die auf eine CD einfach nicht gehören.

Henri Ducard [16.05.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Kreisleriana op. 16 (Fantasien für Pianoforte) 00:30:25
Maurice Ravel
9Miroirs 00:25:44
Alexander Scriabin
14Klaviersonate Nr. 5 Fis-Dur op. 53 00:11:32

Interpreten der Einspielung

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