Poesie
Virgin Classics 50999 628664 0 8
1 CD • 71min • 2009
16.02.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Richard Strauss hat die ca. 150 Lieder, die er in 65 Berufsjahren komponierte, nicht allein zum Zeitvertreib geschrieben und „um den fürchterlichen Krallen der Langeweile zu entgehen“, wie er in jungen Jahren an seine Eltern schrieb, sondern er hatte auch immer Sängerinnen im Kopf, die er damit beehren konnte. Anfangs war es seine Frau Pauline, nach einer längeren Pause seine verehrte Sophie-Darstellerin Elisabeth Schumann, in späten Jahren schließlich Viorica Ursuleac, die Protagonistin in vielen seiner Opern. Die Klavierlieder von Strauss sind heute Allgemeingut für Sänger aller Stimmfächer, die Orchesterlieder (die zum großen Teil aus Klavierliedern hervorgegangen sind) scheinen dagegen eine Domäne der lyrisch-dramatischen Sopranistinnen geblieben zu sein, der Marschallinnen, Ariadnen und Arabellas. Deshalb mag es erst einmal überraschend erscheinen, dass sich die Koloratursopranistin Diana Damrau, weltweit eine der gefragtesten Interpretinnen der Zerbinetta, in ihrem vierten Recital nun mit diesem Repertoire präsentiert.
Das klangliche Resultat ist erstaunlich und in jedem Belang zufriedenstellend, was freilich auch der idealen Balance zum Orchester, den Münchner Philharmonikern, zuzuschreiben ist, die der Strauss-Experte Christian Thielemann mit großer Sensibilität und unter Verzicht auf große Klangentladungen zum luxuriösen Begleitinstrument der Sängerin macht. Die allerdings dürfte auch ihre Verehrer überraschen durch einen in ihrem Stimmfach seltenen Reichtum an Farben und gestalterischen Kontrasten. In den 22 Liedern aus verschiedenen Schaffensperioden entwirft sie ein weites Spektrum von zarter Naturlyrik über Wiegenlieder bis zur opernhaften Miniatur. Die „Vier letzten Lieder“ hat sie sich versagt, dafür hört man die sechs Brentano-Lieder op. 68 komplett. Und selbstverständlich dürfen populäre Titel wie „Morgen!“, „Allerseelen“ und „Zueignung“ nicht fehlen.
Diana Damrau kann nicht nur elfengleich grazil klingen, sondern meistert auch dramatische Aufschwünge ohne zu forcieren. Die Makellosigkeit ihres Gesangs hat dabei nichts Steriles, der Allerweltstitel des Albums, „Poesie“, trifft den klanglichen Sachverhalt vielmehr genau. Auch die textlich etwas trivialeren Lieder werden durch ihre Gesangskultur und ihren geschmackvollen, intimen Vortrag gleichsam veredelt.
Ekkehard Pluta [16.02.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Ich wollt ein Sträußlein binden op. 68 Nr. 2 | 00:03:04 |
2 | Waldseligkeit op. 49 Nr. 1 | 00:03:02 |
3 | Das Bächlein | 00:01:45 |
4 | Winterweihe op. 48 Nr. 4 | 00:02:50 |
5 | Morgen! op. 27 Nr. 4 | 00:03:50 |
6 | Allerseelen op. 10 Nr. 8 | 00:02:59 |
7 | Cäcilie op. 27 Nr. 2 | 00:02:29 |
8 | Amor op. 68 Nr. 5 | 00:03:31 |
9 | Säusle, liebe Myrte op. 68 Nr. 3 | 00:04:55 |
10 | Freundliche Vision op. 48 Nr. 1 | 00:02:32 |
11 | Ständchen op. 17 Nr. 2 | 00:02:20 |
12 | Traum durch die Dämmerung op. 29 Nr. 1 | 00:02:38 |
13 | Wiegenlied op. 41 Nr. 1 für Sopran und Orchester | 00:04:16 |
14 | Meinem Kinde op. 37 Nr. 3 | 00:02:37 |
15 | Muttertändelei op. 43 Nr. 2 für Sopran und Orchester | 00:02:15 |
16 | Zueignung op. 10 Nr. 1 | |
17 | Das Rosenband op. 36 Nr. 1 | 00:02:26 |
18 | Heimkehr op. 15 Nr. 5 | 00:02:02 |
19 | Als mir dein Lied erklang op. 68 Nr. 4 | 00:03:46 |
20 | Des Dichters Abendgang op. 47 Nr. 2 | 00:05:11 |
21 | An die Nacht op. 68 Nr. 1 | 00:03:24 |
22 | Lied der Frauen op. 68 Nr. 6 | 00:07:15 |
Interpreten der Einspielung
- Diana Damrau (Sopran)
- Münchner Philharmoniker (Orchester)
- Christian Thielemann (Dirigent)