Mozart in Italien
Miriam Contzen
OehmsClassics OC 753
1 CD • 59min • 2010
15.10.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Reinhard Goebel, der Gründer und langjährige Leiter des Barock-Ensembles Musica Antiqua Köln, geht inzwischen seine eigenen Wege als Dirigent bei verschiedenen Orchestern, darunter nicht nur Spezial-Ensembles, und beweist damit einmal mehr, dass man auch ohne Original-Instrumente historisch informiert musizieren kann. Für interessante, ausgefallene Programme ist er nach wie vor gut. Nach „Mozart in Paris“ widmet er nun eine CD Komponisten, denen Mozart im Verlauf seiner Italien-Reisen begegnet ist.
Den Rahmen bilden die Sinfonia aus der Oper Ruggiero von Johann Adolph Hasse, der über Jahrzehnte hinweg als der gefeiertste Opernkomponist in Italien galt, und Mozarts Sinfonie D-dur KV111/120, der Ouvertüre zur Oper Ascanio in Alba. Beide wurden 1771 für Hochzeit des Erzherzogs Ferdinand in Mailand komponiert, wobei nach zeitgenössischen Berichten die Serenata des 15jährigen Mozart der Opera seria des 72jährigen Hasse die Schau stahl. Gleichwohl ist Hasses Musik, die auch auf Mozart einen starken Eindruck machte, alles andere als eine altersmüde Pflichtübung – zumal wenn sie so frisch und lebendig gespielt wird wie in der vorliegenden Aufnahme. Auch der Kastrat Venanzio Rauzzini, für den Mozart 1772 die Partie des Cecilio in Lucio Silla sowie die Motette Exultate, jubilate schrieb, betätigte sich nach Beendigung seiner Sängerkarriere als Komponist und ist hier mit einer kurzen, anspruchslosen Sinfonie vertreten.
Dazwischen spielt die Geigerin Mirijam Contzen tonschön und unmanieriert zwei wenig bekannte Violinkonzerte – das eine von den aus den Niederlanden stammenden Geiger Franz Lamotte, der als Konzertmeister der Wiener Hofkapelle auf Kosten Maria Theresias mehrere Studienreisen nach Italien unternahm, das andere von dem im gleichen Jahr wie Mozart geborenen Engländer Thomas Linley, mit dem sich der fünfzehnjährige Wolfgang nach Bericht seines Vaters bei ihrem Treffen in Florenz offenbar bestens verstand. Das Violinkonzert mit einem wunderbaren Adagio und einem einfallsreichen Rondeau zeigt (ebenso wie einige große Chorwerke, die der junge Engländer in den folgenden Jahren schrieb) die außerordentliche Begabung Lindleys, der mit zweiundzwanzig Jahren bei einem Bootsunglück ums Leben kam.
Die Unarten der historisierenden Aufführungspraxis halten sich abgesehen von einigen stereotypen Betonungen und etwas lärmenden fortes bei dieser Produktion in Grenzen. Die Bayerische Kammerphilharmonie hinterlässt einen ausgezeichneten Eindruck und klingt (gewiss auch dank der vorzüglichen Aufnahmetechnik) trotz minimaler Streicherbesetzung erfreulich ausgewogen.
Sixtus König † † [15.10.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Adolf Hasse | ||
1 | Sinfonia (aus: Ruggiero) | 00:06:28 |
Thomas Linley jr. | ||
4 | Concerto F major | 00:18:02 |
Venanzio Rauzzini | ||
7 | Sinfonia D-Dur | 00:08:29 |
Franz Lamotte | ||
10 | Concerto D major | 00:19:28 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
13 | Sinfonie D-Dur KV 120 | 00:06:12 |
Interpreten der Einspielung
- Miriam Contzen (Violine)
- Bayerische Kammerphilharmonie (Orchester)
- Reinhard Goebel (Dirigent)