Felix Weingartner
String Quartets Vol. 2
cpo 777 252-2
1 CD • 65min • 2007, 2008
22.10.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der Dirigent, Komponist und Autor Felix Weingartner ist eine harte Nuss, an der die Nachwelt wohl noch eine Weile zu knacken haben dürfte. Als Persönlichkeit wie als Künstler gleichermaßen vielgesichtig, lässt er sich in keine der gängigen Schubladen packen. Davon zeugen auch die Werke der vorliegenden CD, der zweiten Folge der Serie, die cpo den Kammermusik-Kompositionen Weingartners widmet. Als Dirigent war Weingartner im gesamten klassischen Repertoire bestens bewandert. Wen mag es da wundern, wenn fleißige Kaffeesatzleser auf der Suche nach Anklängen an andere Komponisten hier durchaus fündig werden können? Viel wichtiger ist, dass Weingartner die musikalische Materie in- und auswendig kannte, was ihn in Verbindung mit einem ungewöhnlichen Einfallsreichtum befähigte, souverän mit allen Parametern umzugehen und dabei ganz individuelle, immer wieder überraschende Lösungen zu finden. So sind etwa die Ecksätze des Es-Dur-Quartetts von 1931 harmonisch wie formal höchst originell gebaut, ohne deshalb irgendwie kopflastig zu wirken. Ebenso vermögen die Mittelsätze, ein im Geiste Schuberts gehaltenes Andante und ein spukhaftes Scherzo mit ländlerischem Trio, unmittelbar anzurühren.
Auch das 1904/5 entstandene kolossale Streichquintett (nach dem Vorbild von Brahms mit zwei Bratschen besetzt) wirkt – so dicht und „sophisticated“ die Schreibweise auch ist – immer lebendig empfunden und organisch. Bei dem über vierzigminütigen Werk, das nach dem Willen des Komponisten in einem Satz zu spielen ist, handelt es sich um eine „kammermusikalische Dichtung“, die (unter Einschluss eines Menuetts mit Csardas-Trio, eines Rezitativs und eines Variationensatzes) die unterschiedlichsten Ausdruckswelten durchmisst, bis sie nach einem mahnenden „Hornruf“ in einem feierlichen Andante zur Ruhe kommt.
Wie die Musiker des 1994 von Mitgliedern des Musikkollegiums Winterthur gegründeten Sarastro Quartetts, hier verstärkt durch die Solo-Bratscherin des Basler Sinfonie Orchesters Petra Vahle, das monumentale Werk bewältigen, verdient ebenso höchste Bewunderung wie die Unbeirrbarkeit, mit der sie sich durch das harmonische Labyrinth des Quartetts hindurcharbeiten. Mit ihrer ebenso leidenschaftlichen wie feinfühligen Wiedergabe leisten sie einen hervorragenden Beitrag, um die zu Unrecht vergessene Musik Weingartners wieder ins Bewusstsein zu rufen.
Sixtus König † † [22.10.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Jan Sandström | ||
1 | Streichquartett Nr. 5 Es-Dur op. 81 | 00:24:28 |
Felix Weingartner | ||
5 | Streichquintett C-Dur op. 40 | 00:40:18 |
Interpreten der Einspielung
- Sarastro Quartett (Ensemble)
- Petra Vahle (Viola)