
BIS 1754
1 CD/SACD stereo/surround • 80min • 2009
13.10.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Von jedem Anspruch auf Authentizität distanziert sich Richard Tognetti, Violinist und Künstlerischer Leiter des Australian Chamber Orchestra, im Begleittext zur vorliegenden CD. Da wir nur trockene Lehrwerke oder stumme Abbildungen von Musikern als Quelle haben, ist er – im Gegensatz zu manchen seiner Kollegen von der historisierenden Zunft – überzeugt, dass wir schlicht und einfach nicht wissen können, was Mozart sein Publikum hören lassen wollte und wie sein Violinspiel geklungen haben könnte. Zwar verwenden die Musiker in dieser Einspielung eine tiefe Stimmung von 430 Hz, Streichinstrumente mit Darmsaiten und Blasinstrumente, die denen der Mozart-Zeit möglichst ähnlich sind, doch sieht Tognetti sein Ziel nicht darin, äußerlich „die Patina angeblichen Missbrauchs abzutragen“ und das Werk aseptisch zu übertünchen. Vielmehr hält er sich an die Noten als einzige Grundlage und sucht die inneren Ideen neu zu erkunden.
Was dabei herauskommt ist eine ungemein fesselnde Wiedergabe voll Witz, Empfindsamkeit und Spielfreude, die die Bemühungen vieler selbsternannter Authentizitätsapostel alt und verkrampft aussehen lässt. Der Klang ist (auch dank der vorzüglichen Aufnahmetechnik) durchsichtig und federnd, die Tempi sind beschwingt aber nicht überzogen, das Spiel ist fein artikuliert und quicklebendig. Tognetti gestattet sich und seinem vorzüglichen Bratschen-Kollegen Christopher Moore durchaus den Einsatz von Vibrato als Ausdrucksmittel, während das Orchester angehalten ist, weitgehend darauf zu verzichten. Dies beeinträchtigt die Mittelsätze ein wenig, denen zudem die Ruhe eines wirklichen Adagios abgeht. Auch das tiefgründige Andante der Sinfonia concertante wird etwas zu ungeduldig genommen und verliert damit seinen überirdischen Charakter. Dafür sprühen die schnellen Sätze von echt Mozartschem Geist, dem auch kleine Verzierungen entsprechen, die Tognetti gelegentlich anbringt. Ebenso im Sinne Mozarts ist der effektvolle, kräftige Zugriff im „türkischen“ Allegro-Teil des Menuetts von KV 219 und im Presto-Finale der Concertanten. Etwas ausladend sind in den Violinkonzerten die Kadenzen geraten, was jedoch den brillanten, kurzweiligen Gesamteindruck der Einspielungen in keiner Weise schmälert.
Sixtus König † † [13.10.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Konzert Nr. 3 G-Dur KV 216 für Violine und Orchester | 00:22:05 |
4 | Konzert Nr. 5 A-Dur KV 219 für Violine und Orchester | 00:27:49 |
7 | Sinfonia concertante Es-Dur KV 364 für Violine, Viola und Orchester | 00:28:57 |
Interpreten der Einspielung
- Richard Tognetti (Violine)
- Christopher Moore (Viola)
- Australian Chamber Orchestra (Orchester)