La Tirana contra Mambrú La tonadilla escénica en España hacia 1800
Glossa GCD 920309
1 CD • 63min • 2008
17.07.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Tonadilla ist eine typisch spanische Musikgattung, die um die Mitte des 18.Jahrhunderts entstand. Ursprünglich bezeichnete der Begriff ein heiteres Gesangsstück, das als Zwischenspiel in der Pause einer Theateraufführung erklang, doch bald erweiterten sich diese Einlagen zu kleinen Opern mit mehreren Sängern und größerem Instrumentalensemble, verwandt dem italienischen Intermezzo. Die Sujets waren volkstümlich und nahmen oft satirisch auf aktuelle Ereignisse Bezug. Vor allem waren sie Ausdruck des spanischen Nationalgefühls, das sich gegen eine fortschreitende Französisierung und Italianisierung zur Wehr setzte. Die Personen der Tonadilla sind überwiegend Gestalten aus dem Volk, „Majos" und „Majas" wie wir sie von Bildern Goyas her kennen. Auch gibt es (wie in der Commedia dell'Arte) bestimmte feststehende Typen.
Die vorliegende Zusammenstellung enthält mit „Los payos del Malbrú" von Pablo Esteve, „La cantada vida y muerte del General Malbrú" von Jacinto Valledor und „El desengannado" von Blas de Laserna drei der bedeutendsten Tonadillas, in deren Mittelpunkt die Konfrontation der Figuren des Generals Mambrú (Duke of Marlborough, dem ein in ganz Europa populäres Spottlied galt) als Verkörperung des verhassten und verspotteten Ausländers und der Tirana, einer typischen Einwohnerin von Madrid, als Symbol für alles Spanische steht. Tirana war auch der Name eines spanischen Tanzes, der oft an die Stelle der abschließenden Seguidilla tritt. Die Musik wäre auch ohne den reichlichen Einsatz von Castagnetten aufgrund mancherlei rhythmischer und melodischer Eigenheiten als spanisch zu identifizieren. Sie basiert auf folkloristischen Formen wie Coplas, Jopeos, Fandangos und Boleros und wird vom Ensemble El Concierto Espanol unter der Leitung von Emilio Moreno, der auch die Einrichtung der Notenausgaben für diese Einspielung nach den Originalmanuskripten selbst besorgt hat, sehr pointiert, federnd und wo nötig auch mit rustikalen Akzenten dargeboten. Gleiches gilt für die stimmlich gut aufgelegten Sänger, die auch die gesprochenen Dialoge mit der nötigen Spiellaune servieren. Das Begleitheft enthält neben einem gründlichen Einführungstext detaillierte Inhaltsangaben auf deutsch und die kompletten Texte auf spanisch. Alles in allem bietet diese Veröffentlichung über das pure Hörvergnügen hinaus eine vorzügliche Gelegenheit, ein bis dato kaum erschlossenes Stück Musikgeschichte kennen zu lernen.
Sixtus König † † [17.07.2009]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Blas de Laserna | ||
1 | La Tirana del Trípili | 00:03:05 |
2 | El desengañado | 00:17:26 |
Pablo Esteve | ||
12 | Los Payos del Malbrú | 00:12:05 |
Blas de Laserna | ||
15 | No aparece la Tirana | 00:04:10 |
Jacinto Valledor | ||
16 | La Cantada vida y muerte del General Malbrú | 00:21:46 |
Blas de Laserna | ||
27 | La Tirana se despide | 00:03:49 |
Interpreten der Einspielung
- El Concierto Español (Ensemble)
- Emilio Moreno (Leitung)