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cpo 777 404-2
2 CD • 1h 45min • 2008
21.07.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die weltberühmte Wiener Operette – egal, ob sie aus der „goldenen“, „silbernen“ oder gar aus der blechernen Ära stammt – besteht im Grunde bloß aus einem guten Dutzend spielbarer Werke. Diese Meinung wird oft vertreten und hat auch einiges für sich. Andererseits: es gibt ja nicht nur spielbare sondern auch anhörbare Werke. Und dazu ist auf alle Fälle Carl Michael Ziehrers Operette Die drei Wünsche zu rechnen. Als Bühnenproduktion hätte das Stück (nach einem Text von Leopold Krenn und Carl Lindau) nur wenige Chancen, zu simpel ist die Handlung, zu auffällig sind die Anleihen bei den Strauß- und Offenbach-Libretti. Jedoch als reines Hörerlebnis bietet Ziehrers Operette (erstmals 1901 im Wiener Carltheater) viel Anregung und Vergnügen. Die Musik ist originell und schmissig, sie funkelt und leuchtet, am effektvollsten freilich dort, wo der Militärkapellmeister Ziehrer seinen besten Trumpf ausspielen kann: in der mitreißenden, zündenden, „feschen“ Marschmusik.
Ziehrers Operette ist ein interessantes Werk, das ziemlich genau zwischen den Epochen steht, eine der allerletzten Schöpfungen der von Strauß, Zeller, Suppé, Millöcker geprägten Form. Nur vier Jahre nach den Drei Wünschen erschien Franz Lehárs Die Lustige Witwe im Theater an der Wien – ein neuer Klang, eine neue Harmonik, ein neues Sujet. Anläßlich der Einstudierung durch das Team des Schönbrunner Musiktheaters wurde entdeckt, dass Alexander von Zemlinsky (in seiner Jugend Operettendirigent am Carltheater) bei der Instrumentierung der Ziehrer-Operette mitgeholfen hat. Deutlicher kann sich die für das frühe zwanzigste Jahrhundert typische Vermischung der musikalischern Kunstformen kaum ausdrücken.
Das tüchtige Ensemble des Musiktheaters Schönbrunn bringt eine lebendige, lustige Wiedergabe zustande, die auch durch ihre Unkompliziertheit und Natürlichkeit gefällt. Da gibt es keine krampfhafte Aktualisierungen oder sonstige „Belebungsversuche“, die ja meistens nur das Gegenteil des Angestrebten erreichen. Die von Volker Vogel erstellte und behutsam bearbeitete Dialogfassung darf als gelungen bezeichnet werden. Der versierte Theatermann Volker Vogel brilliert auch in der Partie des sächselnden Theaterdirektors Hummel, eines nahen Verwandten des ominösen Prinzipals Striese. Im Jahr 1902 hat Louis Treumann diese Rolle gegeben, bald darauf war er der Uraufführungs-Danilo.
Eine auffallend hübsche Sopranstimme besitzt Cornelia Zink, die Sängerin der weiblichen Hauptpartie namens Lotti. Auch Anna Siminska, Michael Heim (Tenor) und Klemens Slowioczek (mit kellertiefem Baß) sind hervorhebend zu nennen.
Der musikalische Leiter der Aufführung, Herbert Mogg, ist ein alter Operetten-Routinier und beinahe schon eine Wiener Legende. Viele Jahre wirkte er als Kapellmeister, auch als Direktor am Raimundtheater, zu Zeiten, als die Operette noch florierte. Jetzt hat sich dort das Musical eingenistet. Das Musiktheater Schönbrunn, das seit einigen Jahren im Sommer das barocke Schlosstheater bespielt, ist eine der wenigen Wiener Pflegestätten der Operettenkunst.
Clemens Höslinger [21.07.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Michael Ziehrer | ||
1 | Die drei Wünsche (Operette in einem Vorspiel und zwei Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Volker Vogel (Hummel, Theaterdirektor - Tenor)
- Ariana Strahl (Laura, Hummels Frau - Sopran)
- Donna Ellen (Baronin Besebeck - Sopran)
- Valerij Serkin (Fedor, Baronin Besebecks Neffe - Tenor)
- Lorena Espina (Zingra, Zigeunerin - Mezzosopran)
- Klemens Slowioczek (Fogosch, Gutsbesitzer - Baß)
- Anna Siminska (Käthe, Fogoschs Tochter - Sopran)
- Michael Heim (Fritz Schenk, Fogoschs Neffe - Tenor)
- Alfred Berger (Kilian Wegerer, Wirt - Bariton)
- Cornelia Zink (Lotti Bacalari, Wegerers Nichte - Sopran)
- Orchester des Musik Theater Schönbrunn (Orchester)
- Herbert Mogg (Dirigent)