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Besprechung CD

21st-Century Tuba Concertos

BIS 1685

1 CD • 75min • 2006

12.08.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

„Ich kaufte eine TUBA MIR, UM fleißig drauf zu blasen; das brachte meine Nachbarschaft nach kurzer Zeit zum Rasen, wo sie nun jeden Abend steht, wenn’s mir um die Etüden geht.”

Als Sebastian Sechter, der Erfinder der Ambulanten Poesie, diese Zeilen für seine große Ballade „O SchRECKWIEMpörend” dichtete, kann er den norwegischen Virtuosen Øystein Baadsvik gewiß nicht gemeint haben. Dessen Kunstfertigkeit spottet nämlich in der Tat jeder spöttisch-negativen Umschreibung: Ob Doppel-, Tripel- oder Quadrupelzunge, lyrische Phrasen in unerreichbaren Registern, kantig hingeworfene, fast perkussive Staccati, urkomisch-grundgewaltige Kommentare aus den Abgründen der unendlich langen Blechschlange – Baadsvik präsentiert uns praktisch in jedem Takt einen triftigen Grund für seine kluge Entscheidung, der solistischen Karriere den Vorzug vor jeder festen Orchesterbindung zu geben. Denn er ist vorzüglich in solchem Maße, daß die hier vollbrachten Leistungen allein schon hinreichen sollten, ihm auf Jahre hinaus internationale Engagements einzubringen.

Schon als BIS vor einiger Zeit das Tubakonzert von Kalevi Aho mit den Ausführungen desselben finnischen Komponisten über die Möglichkeiten des Kontrafagotts herausbrachte, hatte mir Øystein Baadsvik mehr zu sagen als die Musik selbst. Jetzt ist dieselbe „tiefschürfende” Einspielung mit zwei neueren Werken gekoppelt, die sich als wahrer Liebesdienst für Ahos schwerfälliges Stück erweisen. Besonders das 2006 entstandene, dreisätzige Rocky Island Boat Bay des heute 38-jährigen Fredrik Högberg fällt beinahe schon in die Kategorie der Entdeckungen, und das nicht allein wegen des zentralen Love songs. Beachtlich sind auch der Kopfsatz, der mit mancherlei delektierlichem, teils hübsch angejazzten „Materialien” zu unterhalten weiß, sowie das (allerdings ein bißchen zu lang geratene) Finale, dem es gelingt, nach dem nostalgisch-schönen Liebeslied noch einen zweiten Ohrwurm in unseren Gehörgängen zu installieren.

The Lemon House („Das Zitronenhaus”) des 1954 geborenen Jan Sandström versammelt demgegenüber fünf Bilder aus Mallorca – keine Sorge: der Ballermann kommt nicht drin vor – zu einer vergleichsweise disparaten Musik, deren extreme, mitunter ein wenig neurotisch wirkende Momente zwar immer wieder durch unvermittelte Schönheiten aufgefangen oder durch die glänzenden Einlagen des überwältigenden Solisten in Schwung versetzt werden. Insgesamt ist diese Komposition aber trotz aller Sympathie, die ich ihr entgegenbringe, nicht ungetrübt von jener seit Jahrzehnten verbreiteten Unsitte, erst nach ewigen Debatten zur Sache kommen zu wollen. Leute, bezieht doch einfach mal wieder musikalisch Position! Traut euch, eure Ideen auf den Tisch zu packen und hackt nicht immer alles, was euch eingefallen ist, gleich wieder in Stücke! Eure Kunst hat schließlich nicht die Welt zu spiegeln, sondern vorzubereiten und zu formen. Also formt ...! Ansätze genug gibt es ja auf dieser CD.

Rasmus van Rijn [12.08.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Fredrik Högberg
1Konzert für Tuba und Orchester (Rocky Island Boat Bay) 00:21:59
Jan Sandström
4Konzert für Tuba und Orchester (The Lemon House) 00:23:05
Kalevi Aho
9Concerto (2000/2001) 00:28:30

Interpreten der Einspielung

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