OehmsClassics OC 730
1 CD • 70min • 2008
08.07.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Ein französisches Trio, das französische Trios von Gabriel Fauré, Maurice Ravel und Philippe Hersant einspielt, wobei Letzterer noch dazu auf Marin Marais und Georges Bizet zurückgreift: Französischer könnte ihr CD-Debüt nicht sein.“ Dem Booklet-Text hinzuzufügen wäre: auch nicht berührender und nachdrücklicher. Denn das 2006 ins Leben gerufene Trio Cérès, bestehend aus Julien Dieudegard (Violine), Noémi Boutin (Violoncello) und Jonas Vitaud (Klavier), vermittelt in jedem Moment den Eindruck gänzlicher Hingabe an zwei französische Kammermusikstandards und eine mit farblichen Reizen geradezu verschwenderisch umgehende zeitgenössische Komposition – aber ohne sich in der schwerelosen Melodik und der betörenden Oberfläche des Klaviertrios von Fauré oder in den Stimmungswechseln, der Nonchalance und dem Klangrausch des Ravelschen Klaviertrios zu verlieren. Seine nach innen forschenden Sichtweisen zeugen von Klarheit, Feingefühl, transparenter Präzision, gleichwohl Temperament.
Es mag leidenschaftlichere Interpretationen geben, beispielsweise des Ravel-Trios, ich denke da an die Aufnahme des Trio Wanderer aus dem Jahr 1999 bei dem Label Le Chant du Monde. Aber der Verschmelzungsgrad von Musik und Interpreten scheint mir hier außergewöhnlich. Ebenso das Verschmelzen von Violine, Violoncello und Klavier zu einem einzigen Instrument, wovon in besonderem Maße das unaufhaltsam dahinströmende, bisweilen hymnische Züge annehmende Fauré-Trio profitiert. Die Musiker spielen innerhalb flüssiger, nie auseinander fallender Tempi mit enormer Elastizität, mit Wärme und Dringlichkeit. Und sie beweisen ein Klangempfinden, das ihre Wiedergabe von Philippe Hersants (Jg. 1948) Trio – Variations sur la ‚Sonnerie de Saint-Geneviève-du-Mont’ de Marin Marais zu einem wahren Hörabenteuer werden lässt. Das Werk fußt auf einer Komposition Marin Marais’, welche wiederum auf einem Glockenspiel-Motiv der Kirche Saint-Geneviève basiert. Unaufhörlich wandert dieses Motiv von Instrument zu Instrument, wird fortwährend Veränderungen unterschiedlicher Art unterworfen und dazu noch mit Zitaten aus Glockenmotiven Georges Bizets und Modest Mussorgskys konfrontiert. Hersants besonderes Augenmerk gilt dabei dem Melodischen, der Kantabilität, doch offenbart sein Werk auch eine Vorliebe für mitunter hypnotische Ostinati und für berauschende, in kurzen Momenten fast schon ekstatische Klangsphären.
Christof Jetzschke [08.07.2009]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gabriel Fauré | ||
1 | Piano Trio d minor op. 120 for Clarinet, Violoncello and Piano (1922/1923) | 00:20:08 |
Maurice Ravel | ||
4 | Klaviertrio a-Moll für Klavier, Violine und Violoncello | 00:28:07 |
Philippe Hersant | ||
8 | Trio (Variations sur la "Sonnerie de Saint-Geneviève-du-Mont" de Marin Marais) | 00:21:12 |
Interpreten der Einspielung
- Trio Cérès (Ensemble)