Joseph Haydn L'infedeltà costante
deutsche harmonia mundi 88697 32632 2
1 CD/SACD stereo • 78min • 2008
03.06.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Gerade hat Anna Bonitatibus am Zürcher Opernhaus den vorwitzigen Jüngling Nerone (in Händels Agrippina) gesungen und ist in dieser bescheidenen Rolle zur ernsthaften Konkurrentin für Superstar Vesselina Kasarova in der Titelpartie geworden. Die italienische Mezzosopranistin kniet sich eben mit Energie in ihre Aufgaben – jetzt in Haydn-Opern, die sie auf dem Theater nie dargestellt hat. Natürlich weiß sie, dass Haydn, der ja bei nahezu allen seinen Opern die Fähigkeiten seines Ensembles im Schlosstheater Esterháza berücksichtigen musste, keine Top-Kost für spektakuläre Gurgeln liefert. Aber sie beweist, dass sich selbst auf beschränktem Feld manch Dankbares herausholen lässt. Ihr Angebot: Ausschnitte aus fünf Haydn-Opern plus zwei Einlagearien in Bühnenwerke anderer Komponisten (Gazzaniga, Paisiello) plus die späte Kantate Arianna a Naxos.
Ihre theatralische Ader versteckt Anna Bonitatibus keineswegs. Sie bringt so viel Dramatik wie möglich in diese Rezitative und Arien. Sie kann, man höre sich bloß die Arie Ho un tumore aus L’infedeltà delusa an, als pseudokranke Vespina wundervoll husten, krächzen und jammern. In diesem Bestreben, die emotionalen Affekte kräftig zu steigern, weiß sie sich eins mit Alan Curtis, mit dessen draufgängerischem Complesso Barocco sie schon öfters (vorab bei Händel-Opern) zusammengearbeitet hat. Ihre Stimme gibt sich ausgesprochen variabel: hell timbriert und zugleich mit perfekt ausgebildeter Tiefe; des kantablen Espressivo ebenso fähig wie der virtuosen Koloratur (schließlich gilt Rossini als einer ihrer Lieblingskomponisten).
Ganz andere Töne, nämlich jene der Verinnerlichung und des angedeuteten Schmerzes, kehrt Anna Bonitatibus in der Ariadne-Kantate hervor (wo sie von Alan Curtis bemerkenswert diskret am Fortepiano begleitet wird). Sie ist, selbst wenn das ihrem Temperament vielleicht weniger entspricht, durchaus zu verhalteneren Tönen fähig. Die pathetische Geste im Kleinen: das betörende Timbre dieser Mezzostimme verliert nie seinen sinnlichen Reiz.
Mario Gerteis † [03.06.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Sinfonia D major Hob. Ia:11 – Presto | 00:03:51 |
2 | Barbaro conte... è questa la mercè... | 00:01:32 |
3 | Dell' amor mio fedele | 00:03:56 |
4 | Placidi ruscelletti | 00:03:57 |
5 | Sinfonia B major Hob. Ia:16 – Vivace assai | 00:00:32 |
6 | Ad un guardo | 00:03:44 |
7 | Sono Alcina for Soprano and Orchestra | 00:03:52 |
8 | Overture B major Hob. Ia:15 (from: La vera costanza) | 00:09:03 |
9 | Misera, chi m'aiuta | 00:02:53 |
10 | Dove fuggo | 00:02:27 |
11 | Ho un tumore in un ginocchio | 00:04:58 |
12 | Trinche vaine allegramente | 00:01:59 |
13 | D'una sposa meschinella | 00:05:11 |
14 | Overture g minor Hob. Ia:13 (from: L' Isola disabitata Hob. 0000) | 00:07:53 |
15 | Se non piange un infelice (from: L' Isola disabitata Hob. XXVIII:9) | 00:04:07 |
16 | Teseo mio ben! Ove sei? Ove sei tu? (from: Arianna a Naxos Hob. XXVIb:2) | 00:05:33 |
17 | Dove sei, mio bel tesoro? | 00:04:45 |
18 | Poco da me lontano | 00:03:53 |
19 | Ah! che morir vorrei in sì fatal momento | 00:03:41 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Bonitatibus (Mezzosopran)
- Il Complesso Barocco (Orchester)
- Alan Curtis (Dirigent)