Whirling Dance
Works for Flute and Traditional Chinese Orchestra
BIS 1759
1 CD/SACD stereo/surround • 56min • 2008
06.07.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Sie ist ein Weltstar, Hausflötistin des schwedischen Labels BIS, für das sie zahlreiche preisgekrönte Aufnahmen produziert hat. Die Elite zeitgenössischer Komponisten schreibt ihr Musik auf den Leib – und man kann verstehen warum, wenn Sharon Bezaly zu ihrer Muramatsu aus 24 Karat Gold greift: Ihr Ton ist einzigartig, geheimnisvoll, bezaubernd; ihre Technik und Musikalität über jeden Zweifel erhaben.
Wenn Sharon Bezaly nun ein Programm zusammen mit einem Orchester aus traditionellen chinesischen Instrumenten vorstellt, kann man Besonderes erwarten – und wird nicht enttäuscht. Das ausführliche Textheft gibt Auskunft darüber, was überhaupt ein Modernes Chinesisches Orchester ist: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem chinesischen Festland entstanden, verwendet es vorwiegend traditionelle chinesische Volksinstrumente, deren Zusammensetzung in Gruppen an westliche Orchester erinnert. Es besteht aus einer Streichersektion, einer Gruppe von Zupfinstrumenten, Blasinstrumenten (Bambusflöten, Schalmeien und Mundorgeln) sowie einer großen Gruppe diverser Perkussionsinstrumente.
Der Leiter des begleitenden, 1979 gegründeten Chinesischen Orchesters Taipeh, Chung Yiu-Kwong, gehört zu den bekanntesten Komponisten Taiwans. Zwei seiner Werke, die er eigens für Sharon Bezaly komponiert hat, stehen am Beginn der Aufnahme: Für den Wirbeltanz mag die berühmte Lesginka aus Chatschaturjans Gajaneh Pate gestanden haben. Die wirkungsvolle Musik macht ihrem Titel alle Ehre und steigert sich zum Ende hin, von der Solistin schier endlose Phrasen, halsbrecherische Sprünge und Registerwechsel fordernd. Das folgende, dreisätzige Konzert für Flöte und Chinesisches Orchester ist ein besonders gelungenes Beispiel für die harmonische Verbindung von (moderner, westlicher) Flöte mit den traditionellen Instrumenten. Chungs Stil steht erfreulicherweise nicht in der Tradition einer romantisierenden Verklärung chinesischer Folklore, sondern schafft in der Verbindung fein ausgehörter, reizvoller Klangkombinationen und atemberaubender instrumentaler Virtuosität ein eigenes Universum von besonderer östlicher Stimmigkeit und Harmonie. Mit The Thivats of Autumn folgt eine kadenzartige lyrische Szene voller Sehnsucht. Von den eingespielten Werken erinnert Ma Shui-Longs Bambusflötenkonzert am ehesten an die „klassische“ chinesische Orchestermusik. Der langsame Mittelsatz trägt jedoch individuellere Züge und profitiert vom ungewöhnlich substanzreichen Piccolo-Ton Sharon Bezalys. Beschwingt und unkompliziert gibt sich der Mondtanz Huang Yijuns, ein Arrangement eines Orchesterstücks für Piccolo und Chinesisches Orchester. Aus dramaturgischer Sicht wäre dieses Stück sicher ein effektvoller Schluss des CD-Programms gewesen, doch entlässt Sharon Bezaly den Hörer wohl absichtlich mit Longing for the Spring Breeze, dem lyrisch-melodiösen Arrangement eines populären taiwanesischen Liedes aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Man kann sich dem Zauber dieser Musik kaum entziehen.
Heinz Braun † [06.07.2009]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Chung Yiu-Kwong | ||
1 | Whirling Dance für Flöte und Chinesisches Orchester | 00:08:18 |
2 | Konzert für Flöte und Chinesisches Orchester | 00:20:01 |
trad. | ||
5 | The Thivats of Autumn | 00:05:44 |
Ma Shui-Long | ||
6 | Bamboo Flute Concerto for Bamboo Flute and Orchestra | 00:16:21 |
Huang Yijun | ||
9 | Fair Flowers Under Full Moon | 00:02:18 |
Deng Yu-Xian | ||
10 | Longing for the Spring Breeze | 00:01:53 |
Interpreten der Einspielung
- Sharon Bezaly (Flöte)
- Taipei Chinese Orchestra (Orchester)
- Chung Yiu-Kwong (Dirigent)