Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechungen der letzten 30 Tage

#3 Bartók/ Adams

Divertimento / Shaker Loops

SKO Records SKO.CD003

1 CD • 49min • 2021

19.03.20249 9 9

Es ist die immerwährende Wiederholung des Ewiggleichen und doch ist es immer wieder anders. Die sogenannte Minimal Music ist auf der einen Seite vielleicht manchmal redundant, auf der anderen Seite aber ungeheuer faszinierend, denn immer gleich klingt das Gleiche dann eben doch nicht. Dafür sorgt zum einen der Komponist, in diesem Fall John Adams, der einer der Exponenten der Minimal Musik ist, diese aber so raffiniert und variantenreich einsetzt, dass Langeweile garantiert nicht aufkommt – zumal, wenn mit dem Stuttgarter Kammerorchester ein Klangkörper am Werk ist, der die Nuancen dieser Musik so feinsinnig und raffiniert umsetzt.

»zur Besprechung«

Bernd Wilden

Works for organ, choir and orchestra

MDG 902 2303-6

1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2023

19.03.20248 10 8

Seit einigen Jahren präsentiert das Detmolder Label MDG durchaus verstärkt auch Komponisten (und zugehörige Ensembles) aus der Region, so etwa Jörg-Peter Mittmann (Minden / Detmold) und sein Ensemble Horizonte oder Fabian Hauser (Bielefeld) mit dem Trio Tastenwind, und in der Tat ist es ausgesprochen erfreulich, auf diese Weise einen Einblick in die aktuelle Musiklandschaft Ostwestfalen-Lippes zu erhalten. In diese kleine Reihe fällt auch die vorliegende Neuerscheinung, die den in Bielefeld wirkenden Komponisten, Organisten und Dirigenten Bernd Wilden (Jg. 1966) vorstellt, zusammen u.a. mit dem Evangelischen Stadtkantorat Bielefeld.

»zur Besprechung«

Antonio Rosetti

Der sterbende Jesus

cpo 555 567-2

1 CD • 55min • 2022

18.03.20249 10 9

Das Oratorium Der sterbende Jesus des böhmischen Komponisten Antonio Rosetti (1750-1792) war im ausgehenden 18. Jahrhundert äußerst beliebt wegen seiner betrachtenden Empfindsamkeit. Heute nicht mehr – was diese Aufnahme vielleicht ändern könnte. Und Günther Grünsteudel, dem Verfasser des ebenso kenntnisreichen wie einfühlsamen Booklet-Textes, ist durchaus zuzustimmen, wenn er dies Oratorium rühmt: „Dank seines melodischen Erfindungsreichtums, differenzierter Harmonik, eines wachen Sinns für musikalische Proportionen und eines virtuosen Umgangs mit den Orchesterfarben gelingt Rosetti eine geniale (weil überhöhende) Umsetzung des hochemotionalen Textbuches“ – von Karl Friedrich Bernhard Zinkernagel, ist dazuzufügen. Der Text erzählt weniger dramatisch das Geschehen, mehr reflektiert und empfindet er.

»zur Besprechung«

Menachem Wiesenberg

Works

Carolina Bellver Bl-0686-2023

1 CD • 41min • 2022

18.03.202410 10 10

Der 1950 geborene Menachem Wiesenberg gehört zu den angesehensten israelischen Komponisten der Gegenwart. Auch als Jazz-Pianist international erfolgreich, hat Wiesenberg während seiner langjährigen Tätigkeit als Dozent an der Jerusalemer Akademie für Musik und Tanz eine Abteilung für interdisziplinäres Musizieren ins Leben gerufen und sich intensiv mit jüdischer Volksmusik in ihren verschiedenen Ausprägungen beschäftigt. Davon legt auch das vorliegende, mit etwa 40 Minuten ziemlich kurz geratene Album der in Baden bei Wien beheimateten Beethoven Philharmonie Zeugnis ab, das zwei konzertante Werke Wiesenbergs vorstellt.

»zur Besprechung«

Nikolaus Matthes

Markus Passion

resonando RN-10018

3 CD • 2h 41min • 2023

17.03.20249 10 9

Im Bach-Werke-Verzeichnis wird als Nummer 247 eine Markuspassion gelistet, doch bekanntlich ist hiervon nur die Textvorlage aus der Feder von Christian Friedrich Henrici, der sich Picander nannte und auch das Libretto der Johannespassion schuf, überliefert (in zwei leicht verschiedenen Fassungen aus den Jahre 1731 und 1744). Es versteht sich fast von selbst, dass diese Situation über Jahrzehnte hinweg die Fantasie vieler Musiker und Komponisten beflügelt hat. Ausgehend von der Hypothese, dass es sich bei diesem Werk um eine Parodie (also eine Adaption anderer Werke Bachs) handelte, gibt es mindestens zehn Versuche, dieses Werk zu „rekonstruieren“, und mindestens vier Komponisten haben das Libretto zudem als Basis für eigene Werke genutzt.

»zur Besprechung«

Joseph & Michael Haydn

"Miracle Brothers"
Overtures and Symphonies

MDG 901 2292-6

1 CD/SACD stereo • 51min • 2023

16.03.202410 10 10

„Miracle Brothers“ – so ist die CD der Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie unter der Leitung von Enrico Onofrio untertitelt. Die Rede ist von Joseph und Michael Haydn, die doch eine sehr unterschiedliche Karriere machten und deren Musik heute auch keinesfalls gleichermaßen verbreitet ist. Der musikalische Weg der beiden Brüder verlief zunächst noch recht ähnlich: Beide erhielten ihre erste Ausbildung in Hainburg und gingen später nach Wien, wo sie zunächst Chorknaben an St. Stephan wurden und ihre musikalische Ausbildung erhielten. Trotz des Altersunterschieds von fünf Jahren verbrachten sie einige Jahre gemeinsam im Wiener Kapellhaus, bevor sich ihre beruflichen Wege trennten und in sehr unterschiedlichen Richtungen verliefen: Joseph Haydn machte Karriere in Esterháza und unternahm von dort aus sehr erfolgreiche Reisen innerhalb Europas. Sein jüngerer Bruder Michael hingegen ging nach Salzburg an die Hofkapelle, wo er sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitete, der sich aber weitestgehend auf Salzburg beschränkte.

»zur Besprechung«

Gran Tango Pasión

Friedrich Kleinhapl

Ars Produktion ARS 38 364

1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 2023

16.03.202410 9 9

Der Cellist Friedrich Kleinhapl hat sich intensiv mit dem Tango auseinandergesetzt und mit der Bohuslav Martinu Philharmonie unter Leitung von Robert Kruzik einen Kooperationspartner gefunden, der dem "ewigen" Tango von Piazzolla etwas Eigenständiges und Neues, vor allem aber eine sinfonische Dimension verleiht. Kleinhapls Spiel zeigt auf dieser Aufnahme mit dem Titel „Gran Pasión Tango“ von Anfang an, dass er ein leidenschaftlicher und klangmächtiger Spieler ist, bei dem eine kraftvolle Spieltechnik im Dienst eines aufrichtigen Ausdrucks steht. Da schien es fast vorprogrammiert, dass er sich auf das Sujet des Tangos stürzen musste.

»zur Besprechung«

Trio Goldberg

Beethoven op. 9

Ars Produktion ARS 38 373

1 CD/SACD stereo/surround • 71min • 2023

15.03.20249 10 9

Mit den drei Streichtrios, die Ludwig van Beethoven zwischen 1796 und 1798 in Wien komponierte, hat sich das französische Trio Goldberg eine besonders anspruchsvolle Aufgabe gestellt. Denn mit diesen Werken machte der Komponist den gelungenen Versuch, die Form der viersätzigen Symphonie, wie er sie von seinem sporadischen Lehrer Haydn kannte, auf die subtile Besetzung des Streichtrios zu übertragen. Dies bedeutete, dass das Gewicht der Stücke im Vergleich zu den mehr unterhaltsamen Trios op. 3 und 8 enorm angewachsen war. Die Geigerin Liza Kerob, der Bratschist Federico Hood und der Cellist Thierry Amadi, die sich beim Monte-Carlo Philharmonic Orchestra zusammengefunden haben, sind sich offenbar dieses Anspruchs voll bewusst, wie ihre hoch engagierte Interpretation beweist.

»zur Besprechung«

Durezza e Ligatura

Markus Folker Thalheimer (Harp)

hänssler CLASSIC HC22025

1 CD • 69min • [P] 2023

15.03.20249 8 9

Harfenisten arrangieren sich ihr Repertoire meist selber, sagt Markus Folker Thalheimer, der Instrumentalist dieser CD. So sind von den acht Werken dieser Aufnahme nur zwei Originalkompositionen für Harfe. „Durezza e Ligatura“ hat Thalheimer seine CD betitelt, also Härte und Verbindung. Verbindung schafft er durch die Zusammen- oder Gegenüberstellung von Werken aus der Renaissance und der moderneren Zeit aus drei verschiedenen Ländern. Das hat seinen Reiz: Die Zusammenstellung ist richtig durchkomponiert, man sollte die CD auch in dieser Reihenfolge anhören.

»zur Besprechung«

Morton Feldman

Piano, Violin, Viola, Cello
Ensemble Avantgarde

MDG 613 2309-2

1 CD • 78min • 2023

14.03.202410 10 10

Morton Feldman (1926-1987) wird oft fälschlicherweise zu den Komponisten der amerikanischen Minimal Music gezählt; prägend waren dort vor allem Steve Reich, Philip Glass, Terry Riley und La Monte Young. Feldman gehört jedoch mit John Cage, Christian Wolff und Earle Brown vielmehr zur sogenannten New York School, die sich von der gleichnamigen Gruppe bildender Künstler (Jackson Pollock, Philip Guston, Mark Rothko…) und Dichter, also Vertretern des abstrakten Expressionismus, inspirieren ließ. Auch wenn insbesondere Feldman gerade in seinem Spätwerk ab Mitte der 1970er Jahre mit sehr sparsam gesetzter, extrem langsamer, leiser und vor allem langer Musik auffällt – das 2. Streichquartett dauert etwa über 5 Stunden –, unterscheidet er sich doch grundlegend von obigen klassischen „Minimalisten“.

»zur Besprechung«

In Time

Aros Guitar Duo

OUR Recordings 8.226919

1 CD • 58min • 2019, 2021

14.03.20248 9 8

Die Gitarristen Simon Wildau und Mikkel Egelund, die seit über 15 Jahren als das dänische Aros Guitar Duo zusammen auftreten, haben für ihr neues Album „In Time“ Kompositionsaufträge an sechs Komponisten vergeben. Die Aufgabe bestand darin, Duos zu kreieren, die auf die aus der Zeit um 1500 stammende Ode In vernalis temporis, ein Frühlingslied, zurückgehen. Die Melodie, die täglich vom Glockenturm des Rathauses in Aarhus erklingt, bildet also eine Art Thema, und es wäre deshalb hilfreich gewesen, die Noten im Booklet abzudrucken.

»zur Besprechung«

Anton Bruckner

7. Symphonie
Fassung für zwei Klaviere

Ars Produktion ARS 38 653

1 CD • 62min • 2023

13.03.20248 10 9

Anton Bruckner hat, bevor er seine Symphonien zur Uraufführung brachte, diese für zwei Klaviere bearbeitet, um sie vorweg besser bekannt zu machen. Schüler von ihm spielten sie vor Publikum, so auch die 7. Symphonie, und dies anscheinend so gut, dass Arthur Nikisch ganz begeistert war und sie unbedingt uraufführen wollte. Zum Bruckner-Jahr 2024 erinnern Julius Zeman und Shun Oi mit dieser CD daran. Sie spielen auf Bösendorfer-Flügeln, die auch Bruckner bevorzugt hatte. Steinways hätten vielleicht mehr stählerne Kraft, die hier verwendeten Bösendorfer-Flügel aber haben wärmere Wucht.

»zur Besprechung«

Outi Tarkiainen

Midnight Sun Variations

Ondine ODE 1432-2

1 CD • 55min • 2023

13.03.20249 10 9

Die Musik der finnischen Komponistin Outi Tarkiainen, 1985 geboren und Schülerin u.a. von Eero Hämeenniemi, wird seit einiger Zeit auch international verstärkt wahrgenommen (eines der hier versammelten Werke wurde z.B. im Rahmen der Proms uraufgeführt). Ondine hat ihr bereits eine CD mit Orchesterwerken gewidmet, die auf dem neuen Album durch eine Auswahl von Werken der letzten fünf Jahre ergänzt wird. Vorgestellt werden drei gut zehnminütige Orchesterstücke sowie ihr Milky Ways betiteltes Englischhornkonzert; der britische Dirigent Nicholas Collon leitet das Finnische Rundfunk-Sinfonieorchester.

»zur Besprechung«

John Thomas

Complete Duos for Harp and Piano Volume Two
Duo Praxedis

Toccata Classics TOCC 0566

1 CD • 76min • 2022

12.03.20249 9 9

Es gibt in der Kammermusik unzählige Instrumenten-Kombinationen, eine der seltener verwendeten, aber durchaus aparten ist die von Harfe und Klavier. Noch aparter ist der Name des hier spielenden Duos: Das Duo Praxedis benennt sich nach dem gemeinsamen Vornamen der Musikerinnen, die auch noch Mutter und Tochter sind: Praxedis Hug-Rütti, die Mutter, spielt Harfe, Praxedis Geneviève Hug, die Tochter, spielt Klavier. Beide spielen Werke des walisischen Harfenisten John Thomas (1826-1913), der schon mit 13 Jahren an der Royal Academy of Music in London studierte, später mit einem Opernorchester auf große Europa-Tournee ging und 1872 offizieller Harfenist der Queen Victoria und dann auch ihres Sohnes Edward VII. wurde.

»zur Besprechung«

Le Piano du Groupe des Six

Steffen Schleiermachen

MDG 613 2300-2

1 CD • 67min • 2022

12.03.20249 10 10

Steffen Schleiermacher beschäftigt sich seit gut 40 Jahren mit Klaviermusik diverser „Avantgarden“ – bzw. solcher Strömungen, die sich in ihrer Zeit jeweils dafür hielten – rund um den Globus. Besondere Verdienste erwarb er sich mit Musik der New York School, vor allem einer Gesamtaufnahme des Klavierwerks von John Cage. Nun präsentiert er eine äußerst kluge Auswahl an 28 kurzen Klavierstücken der französischen Groupe des Six, alle zwischen 1914 und 1926 entstanden, umrahmt von zwei Werken Erik Saties, der anfänglich als Mentor der sechs Komponisten galt.

»zur Besprechung«

Friedrich Eck

Three Violin Concertos

cpo 777 975-2

1 CD • 69min • 2016

11.03.20249 10 9

Der Geiger Friedrich Eck (1767-1838) galt in jungen Jahren als Wunderkind, und er hatte das Glück, vom Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz in Mannheim gefördert zu werden. Auf einer Konzertreise nach Wien begegnete er Mozart, und 1777 zog er mit dem Hofstaat des Fürsten nach München. Den letzten Schliff als Geiger erhielt er beim Italiener Giovanni Battista Viotti. Für den eigenen Gebrauch komponierte er fünf Violinkonzerte, die stilistisch an die Mannheimer Schule wie auch an Mozarts Konzerte erinnern. Doch trotz aller Erfolge geriet Eck in Vergessenheit, wohl auch wegen seines Entschlusses, nach 1800 das Konzertieren und Komponieren aufzugeben.

»zur Besprechung«

Jeremias Fliedl

Transformation
Villa-Lobos • Stravinsky • Hindemith • Tchaikovsky

Berlin Classics 0303274BC

1 CD • 56min • [P] 2024

11.03.202410 10 10

„Transformation“ hat der junge Cellist Jeremias Fliedl, Jahrgang 1999 und u.a. noch Schüler des großen Heinrich Schiff, sein Debütalbum genannt, und in der Tat greifen alle vier hier versammelten Werken auf unterschiedliche Weise Material oder stilistische Charakteristika von Musik vergangener Zeiten auf und unterziehen sie einem Transformationsprozess. Fliedl zur Seite stehen dabei das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter der Leitung von Emmanuel Tjeknavorian, der nicht nur Geiger ist, sondern sich mittlerweile so wie sein Vater Loris auch als Dirigent einen Namen gemacht hat.

»zur Besprechung«

Ich sehe still vorüberziehen

Lieder von Richard Strauss, Josephine Lang, Nadia Boulanger & Ethel Smyth

Ars Produktion ARS 38 656

1 CD • 54min • 2023

10.03.20247 8 8

Von Felix Mendelssohn-Bartholdy maßgeblich gefördert, von den Kolleginnen Fanny Hensel und Clara Schumann hochgeschätzt, entwickelte sich das vormalige Wunderkind Josephine Lang (1815-1880) als Erwachsene zu einer der wichtigsten und fruchtbarsten Komponistinnen der Romantik. Lange von der Kritik gehätschelt, geriet sie allerdings schon zu Lebzeiten fast in Vergessenheit. Ihre nach 1850 entstandenen Arbeiten wurden kaum noch zur Kenntnis genommen. Eine Reihe von privaten Schicksalsschlägen (nach dem frühen Tod ihres geliebten Mannes starben drei ihrer sechs Kinder) führte dazu, dass sie ihre Lieder vor allem als eine Art „biographisches Tagebuch“ auffasste, das ihre jeweiligen Seelenzustände zum Ausdruck brachte, mithin also auch eine therapeutische Funktion hatte.

»zur Besprechung«

Liszt

Anna Leyerer

hänssler CLASSIC HC23066

1 CD • 79min • 2023

09.03.202410 10 10

Als Klavierkomponist war Franz Liszt in seinem ureigensten Element. Das immense Gesamtwerk, das er für sein Instrument hinterließ, bildet in seiner Vielgestaltigkeit das ganze Wesen seines Schöpfers ab. Es ist eine Welt für sich, in der durchaus auch Widersprüche nebeneinander existieren können. Vergeistigtes trifft auf Populäres, ausgesprochenem „Virtuosenfutter“ stehen sparsamste, allem äußeren Prunk abholde Gebilde gegenüber. Liszt war ein Bahnbrecher und Wegbereiter, der im besten Sinne Unerhörtes vollbrachte, aber auch ein Mann von Welt, der virtuos Konventionen seiner Zeit zu bedienen wusste.

»zur Besprechung«

Scenes of Horror

Baroque Arias from the Shadows

Perfect Noise PN 2306

1 CD • 57min • 2022

09.03.20247 9 8

Die Mezzosopranistin Laila Salome Fischer begibt sich mit dem Ensemble Il Giratempo auf einen Trip durch barocke Horrorwelten. Als Cicerone dient ihr dabei Max Volbers, der das Ganze vom Claviorganum (Kombination von Cembalo mit Orgelpositiv) aus leitet und sich mit La Notte als Blockflötist in Vivaldis nächtlicher Albtraumkammer des Schreckens aussetzt. Ein durchaus abwechslungsreiches Programm, das temperamentvoll dargeboten wird, häufig aber allzu sehr auf puren Effekt angelegt ist

»zur Besprechung«

Henze

Konzertmusik • Il Vitalino raddoppiato • 3 Mozartsche Orgelsonaten

Berlin Classics 0303021BC

1 CD • 53min • 2022

08.03.20249 10 9

Auf diesem Album des Mozarteumorchesters Salzburg erleben wir Hans Werner Henze bei der Auseinandersetzung mit historischen und zeitgenössischen Vorbildern. Am Anfang des Programms steht die Konzertmusik für Violine und kleines Kammerorchester, die Henze als 17-Jähriger 1943 komponierte. Das Werk wurde damals zwar noch geprobt, kam aber, da der Violinist Kurt Stier, ebenso wie Henze selbst, zum Kriegsdienst eingezogen wurde, nicht mehr zur Aufführung. Die erste öffentliche Darbietung fand 2022 durch die Interpreten der vorliegenden CD in Salzburg statt. Das dreisätzige Opus ist nicht nur als Kunstwerk selbst eine erfreuliche Entdeckung, sondern auch von historischem Interesse, da es vor Henzes Beschäftigung mit der Zwölftonmusik entstand.

»zur Besprechung«

Anzeige

Nachhall

Othmar Schoeck Orchesterlieder

Schweizer Fonogramm SF0015

1 CD • 63min • 2023

08.03.20249 9 9

Etwa 400 Klavierlieder hat der Schweizer Othmar Schoeck (1886-1957) komponiert, die sozusagen das „Herzstück“ in seinem reichen und vielseitigen Werk bilden und auch im deutschen Konzertrepertoire einen festen Platz gefunden haben. In seinen letzten Jahren, seit längerem an den Folgen eines Herzinfarkts leidend, arbeitete er an einem Zyklus von Orchesterliedern, in denen er gleichsam die Summe seines Lebens und Schaffens zieht. Man ist dabei etwas an Vier letzte Lieder von Richard Strauss erinnert. Nachhall op. 70 (1954-56) ist eine sehr nachdenkliche Bestandsaufnahme. In elf Gedichten von Nikolaus Lenau, denen ein Epilog von Mathias Claudius folgt, werden Abschied, Einsamkeit und Erstarrung thematisiert. Resignation gibt den Ton an, auch in Schoecks kompositorischen Mitteln, die noch ganz der musikalischen Spätromantik verpflichtet sind.

»zur Besprechung«

Paganini

Concertos 1 & 2 • Weigl Variations
Manrico Padovani

Ars Produktion ARS 38 654

1 CD • 77min • 2012, 2014

07.03.20249 7 9

Manrico Padovani, Jahrgang 1973, ist nach eigenen Angaben der erste Schweizer Violinist, der Niccolò Paganinis 24 Capricen für Violine solo an einem einzigen Abend aufgeführt hat, und so kann man sicherlich die Musik Paganinis als einen der Schwerpunkte seines (breiten) Repertoires bezeichnen. Auf der vorliegenden neuen CD legt er nun Paganinis Violinkonzerte Nr. 1 und 2 sowie eine von Paganinis „Sonaten“ (bei denen es sich eher um Variationszyklen handelt, in diesem Fall über ein Thema von Joseph Weigl) für Violine und Orchester vor. Bei den Aufnahmen handelt es sich um Konzertmitschnitte aus den Jahren 2012 bzw. 2014 mit verschiedenen Orchestern.

»zur Besprechung«

the flutefancier's delight

Acanthus Baroque • Magdalena Spielmann

Helbling 9783711305541

1 CD • 66min • 2022

07.03.202410 10 10

Schon seit geraumer Zeit hat mich keine Blockflöten-CD mehr so häufig zum zustimmenden Nicken gebracht wie das Debüt-Album von Magdalena Spielmann und ihren Mitstreitern von Acanthus Baroque. Einerseits ist die Programmauswahl mit Beschränkung auf London von 1680-1730 stimmig, indem durchaus Bekanntes mit nahezu Unbekanntem, jedoch Spanndendem gemischt wird und sie wird – was selten ist – auch konsequent durchgehalten. Andererseits ist die Ausführung superb und nutzt endlich einmal die Spielräume, welche die barocke Verzierungskunst den Interpreten bietet.

»zur Besprechung«

Ludwig van Beethoven

Piano Sonatas Vol. 2

MDG 947 2306-6

1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2022

06.03.20249 10 10

„Die Hammerklaviersonate lehrt, was Größe ist.“, konstatiert Joachim Kaiser in seinem Buch „Beethovens 32 Klaviersonaten und ihre Interpreten“. Und wer sie beherrscht, dem ist Größe zuzusprechen – wie der chinesischen Pianistin Jin Ju, die hier Folge zwei der geplanten Gesamtaufnahmen aller Beethoven-Sonaten vorlegt. „Wer kann das spielen?“, fragt Kaiser weiter über den hammerschweren Finalsatz der Hammerklaviersonate. Nun, Jin Ju kann’s. Und das absolut sicher, im Vollbesitz ihrer stupenden Technik, dabei klar und sogar transparent, ohne zu „schmieren“ oder sich durchzumogeln, wie es sogar Großmeister der Klavierkunst getan haben, ja ohne je eins der übervielen Sforzati zu vergessen, wie das Mitlesen beweist

»zur Besprechung«

Resurrection

Büttner • Mozart • Schwarz-Schilling • Bach
Orquestra Simfònica Camera Musicale • Christoph Schlüren

Aldilà Records ARCD 020

1 CD • 77min • 2021

06.03.202410 10 10

Wer innerhalb weniger Minuten Konversation mindestens drei Namen nie gehörter Komponisten erfahren will, die unbedingt wert sind, entdeckt zu werden, muss mit Christoph Schlüren sprechen. Der Dirigent und Musikautor, langjähriger Schüler von Sergiu Celibidache, ist unermüdlich auf der Suche nach unbekanntem und, genauso wichtig, qualitativ höchststehendem Repertoire. Sein aktuelles Album „Resurrection“, das er mit dem noch jungen Orquestra Simfònica Camera Musicae im katalonischen Tarragona aufgenommen hat, sollten sich aber nicht nur bereits fortgeschrittene Sammlerinnen und Sammler anschaffen.

»zur Besprechung«

Johannes Bernardus Van Bree

String Quartets No 1 & 2

MDG 603 2302-2

1 CD • 54min • 2023

05.03.20249 10 9

Johannes Bernardus van Bree (1801-1857) war neben dem deutschstämmigen Johannes Wilhelm Wilms der bedeutendste Komponist der Niederlande in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Obwohl er, vor allem als Dirigent und Musikerzieher, dort quasi alle wichtigen Positionen des Musiklebens bekleidet hatte und 1842 zum Ritter des Ordens der Niederländischen Löwen geschlagen worden war, gerieten seine Werke rasch in Vergessenheit. Nachdem das Utrecht String Quartet für MDG einige maßstabsetzende Interpretationen vor allem russischer Streichquartett-Literatur aufgenommen hat (Glasunow, Tanejew, zuletzt Catoire), widmen sich die Musiker nun wieder einem Romantiker ihrer Heimat und stellen die ersten beiden von van Brees drei erhaltenen Quartetten vor – ein viertes scheint verschollen.

»zur Besprechung«

Johann Joseph Fux

Kaiserrequiem

Prospero Classical PROSP0085

1 CD • 77min • 2022

05.03.20247 8 7

Zwei ausgreifende und bedeutende Mess-Vertonungen des frühen 18. Jahrhunderts liegen hier in Live-Aufnahmen vor. Weil diese offenbar nicht mehr nachbearbeitet wurden: zu den typischen Kirchen-Geräuschen gesellen sich auch viele, die während der Aufführung auf der Bühne passieren, bringt das Vor- und Nachteile. Generell klingt der vom Dirigenten Lukas Wanner gegründete, in Basel beheimatete Chor Zeronove frisch, intoniert sauber und strahlt eine angenehme Wärme aus, was bei Alte-Musik-Ensembles bekanntlich nicht selbstverständlich ist; die choreigenen Solisten sind tüchtig bis hervorragend. Dem 15köpfigen Ensemble I Pizzicanti hört man im natürlichen Hallambiente von St. Peter zu Basel nicht allzu deutlich an, dass die Streicher bis auf die 1. Violinen solistisch besetzt sind.

»zur Besprechung«

Georg Philipp Telemann • Johan David Heinichen

Early Cantatas

cpo 555 603-2

1 CD • 62min • 2021

04.03.20249 9 9

Erneut eine Aufnahme, die „aus dem reichen Repertoire mitteldeutscher protestantischer Kirchenmusik des ersten Jahrzehnts nach 1700 schöpft“, wie das ausführliche Booklet es formuliert. Allerdings verstehe ich auch nach intensiver Lektüre des Booklets nicht, warum diese CD drei frühe Kantaten von Telemann enthält plus eine von Johann David Heinichen. Warum nicht alle vier Kantaten von Telemann? Schließlich hat der genug davon komponiert.

»zur Besprechung«

De los sones e de los instrumentos

Sones y Danzas de la Edad Media
Aquel Trovar

fono ruz CDF-2930

1 CD • 70min • 2023

04.03.202410 10 10

Auf drei vorausgegangenen CDs hat sich das Ensemble Aquel Trovar als erstklassige Vermittler der Musik vom späten Mittelalters bis in die Frührenaisseance profiliert. So weckt auch ihre neueste Einspielung mit dem Titel „De los sones e de los instrumentos‟ (also in etwa der Bezug zwischen den Klängen und den Instrumenten) hohe Erwartungen: Die in der spanischen Stadt Córdoba beheimatete Gruppe legt hier ein Programm von Instrumentalmusik der Zeit des Mittelalters bis in die frühe Renaissance vor, das insbesondere tänzerischen Rhythmen verpflichtet ist und erneut den erstklassigen Rang der Interpreten in ihrem Repertoire unter Beweis stellt.

»zur Besprechung«

Filigrane

Adriana von Franqué

Genuin GEN 24867

1 CD • 48min • 2023

03.03.20248 9 8

Die Pianistin Adriana von Franqué unternimmt eine Wanderung durch die „Lichterstadt“ Paris. Mit sinnlicher, sphärischer Musik von Debussy, Ravel oder Lili Boulanger lädt sie ein zu einem imaginären Spaziergang durch den Tuilerien-Garten, entlang der Seine oder zum Eiffelturm. „Filigran“ hat die Berliner Musikerin ihr Album genannt – ein schillerndes Wortspiel, kann doch das Adjektiv, das im Deutschen für „feingliedrig“ steht, im Französischen als „Wasserzeichen“ oder auch als „Kunstschmiedearbeit“ übersetzt werden. Im persönlich gehaltenen Beitext erzählt Franqué vom sommerlichen Paris-Besuch und ihren Erfahrungen mit den dargebotenen Werken.

»zur Besprechung«

Quatuor Arod

Debussy • Ravel • Attahir
String Quartets

Erato 5054197752308

1 CD+DVD • 78min • 2023

02.03.202410 10 10

Kaum je hat mich das Verfassen einer Rezension solche Skrupel gekostet wie bei diesem französischen Album des Quatuor Arod. Nicht aufgrund von etwas, was auszusetzen wäre, sondern in Anbetracht der phänomenalen Qualität. Vorweg: die Programmabfolge mit den französischen Klassikern von Debussy und Ravel als Rahmenwerken und dem 2017 entstandenen Streichquartett Al Asr (Tagesgebete) vom 1989 in Toulouse geborenen Benjamin Attahir (über den online erstaunlich wenig Substanzielles zu finden ist) im Zentrum ist dramaturgisch perfekt gewählt.

»zur Besprechung«

Carl Loewe

Herr Oluf und das Meer
Felix Rathgeber • Christian Rohrbach • Clemens Nicol

Rondeau ROP6247

1 CD • 74min • 2022

01.03.20248 8 8

Das Meer in seiner polyvalenten Bedeutung war von jeher eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für Dichter und Musiker – als Naturereignis, als Ausgangspunkt von Sagen und Märchen und als griffige Metapher für Liebe und Tod, Werden und Vergehen. Hier bildet es die dramaturgische Klammer für ein Recital, in dem sich Lieder und Balladen von Carl Loewe mit Gedichten und Prosatexten von Goethe, Heine, Max Frisch und Ingeborg Bachmann abwechseln und zwei Sätze aus Loewes Grande Sonata brillante Es-Dur op. 41 als instrumentale Intermezzi fungieren.

»zur Besprechung«

CPE Bach • Johan Gottlieb Graun

Viola Concertos

cpo 555 613-2

1 CD • 62min • 2022

29.02.20249 10 9

Musik aus dem Umfeld Friedrichs des Großen – das bedeutet zugleich Musik aus dem Zeitalter der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang. Der schweizerisch-französische Bratschist Mathis Rochat hat Werke dieser Epoche ausgewählt, die für sein Instrument komponiert oder übertragbar sind. Letzteres trifft auf das Cellokonzert in B-Dur Wq 171 von Carl Philipp Emanuel Bach zu, das Rochat für Bratsche bearbeitet hat. Allerdings tut er seinen Cello-Kollegen Unrecht, wenn er meint, die „Bratsche könne die erforderte Virtuosität mit etwas mehr Leichtigkeit interpretieren“. Immerhin gelingt es dem Solisten, im Kopfsatz die typische Spannweite zwischen energischem Zugriff und zarter Empfindung, zwischen marschartig punktierten Rhythmen und Seufzermotiven markant zu gestalten, hellhörig begleitet von der Schweizer Camerata unter dem sorgsamen englischen Dirigenten Howard Griffiths.

»zur Besprechung«

Franz Schubert

Winterreise

Da Vinci Classics C00763

1 CD • 65min • 2021

28.02.202410 10 10

Franz Schubert hatte ein untrügliches Gespür für Lyrik, die er zur Vertonung auswählte, und so bestimmte er für seine beiden Liederzyklen Die schöne Müllerin und Winterreise Dichtungen seines Generationsgenossen Wilhelm Müller (1794-1827), jenes romantischen Dichters, der seinem Einsatz für den Freiheitskampf der Griechen gegen das Osmanische Reich den Beinamen „Griechenmüller“ verdankte. Auch der Dichterfürst Goethe hat Schubert verschiedentlich zu Vertonungen inspiriert; dafür wusste der Olympier dem fast 50 Jahre jüngeren Tonsetzer allerdings keinen Dank: Sein Geschmack goutierte die Musik der Romantiker ebensowenig wie ihre Dichtkunst – ein Besuch Müllers 1827 veranlasste Goethe zu dem Kommentar „unangenehme Personnage”.

»zur Besprechung«

Bach

Goldberg Variationen
Walter Feybli Gitarre

Ars Produktion ARS 38 650

1 CD • 60min • 2022

27.02.20249 10 9

Der Schweizer Gitarrist Walter Feybli hat sich hier einiges vorgenommen: Bachs Goldberg-Variationen wurden in erster Linie für Klavier geschaffen, haben zu immer neuen Interpretationen und wohl noch mehr Interpretationsvergleichen herausgefordert. Johann Sebastian Bach hat hier nicht weniger als 30 Variationen über eine Aria komponiert. Jede Variation verwendet verschiedene rhythmische, harmonische und melodische Elemente, wodurch der Ausdrucksgehalt der ursprünglichen Aria immer weiter wächst. Experimentiert wird mit allen erdenklichen Stilen und Techniken, wie Kontrapunkt, Fugen und Ostinato. Schon für Pianisten sind die schnellen Läufe und komplex gedachte Mehrstimmigkeiten Herausforderung genug.

»zur Besprechung«

Boris Papandopulo

The Complete String Quartets • Guitar Quartet • Clarinet Quartets

cpo 555 469-2

3 CD • 3h 00min • 2017-2022

26.02.202410 10 10

Exakter Zeitgenosse von Dmitri Schostakowitsch, Edmund von Borck, Ulvi Cemal Erkin, Klaus Egge, Paul Creston und Arnold Cooke, ist Boris Papandopulo (1906-91) Kroatiens bedeutendster Klassiker der Moderne. In seinem Schaffen ist eine eigentümliche Verschränkung von volksmusikalischer Verwurzelung und kosmopolitischer Aufgeschlossenheit bemerkenswert, wie dies ja auch bei anderen Nationalkomponisten der klassischen Moderne aus Südosteuropa wie Nikos Skalkottas, Marin Goleminov oder Ahmed Adnan Saygun, wenngleich mit anderen Gewichtungen, typisch ist. Papandopulo darf man mit seinen amalgamierenden Fähigkeiten ähnlich etwa Hilding Rosenberg oder Alexander Tansman als Eklektiker bezeichnen, dies allerdings auf höchstem Niveau.

»zur Besprechung«

Roots

20th Century Violin Sonatas from Brazil and Switzerland
Renato Wiedemann • Marija Bokor

Prospero Classical PROSP0074

1 CD • 70min • 2023

25.02.20249 9 10

Auf spannenden Repertoirepfaden wandelt der Geiger Renato Wiedemann. Er ist sowohl schweizer als auch brasilianischer Staatsbürger. Damit ist auch das Programm dieser CD schon umrissen: es beinhaltet Werke für Geige und Klavier von Komponisten aus der Schweiz und aus Brasilien. Begleitet wird Wiedemann von der Pianistin Marija Bokor. Spannend ist nicht nur die Tatsache, dass sich Wiedemann und Bokor hier zwei musikalisch gerne etwas vernachlässigten Ländern angenommen haben, die in der öffentlichen Wahrnehmung nicht unbedingt an erster Stelle stehen. Hinzu kommt auch, dass die beiden hier Werke ausgegraben haben, die ausgesprochen selten zu hören sind. Wer kennt etwa die Baal Shem-Suite von Ernest Bloch, die Violinsonate op. 16 von Othmar Schoeck oder die Violinsonate Nr. 2 von Camargo Guarneri?

»zur Besprechung«

Gordon Sherwood

Organ Works

Sonus Eterna 37423

1 CD • 70min • 2022

24.02.202410 10 10

Johann Sebastian Bach bleibt das Maß aller Dinge in der Orgelmusik, und zugleich – ausschließlicher als in jeder anderen Gattung – die modernste Musik, aller Ambitionen von Max Reger, Louis Vierne, Wilhelm Middelschulte, Leo Sowerby Olivier Messiaen usw. eingedenk. Der einzige, der vielleicht ebenso zeitlos gegenwärtige Musik für die Orgel geschrieben hat, ist Jean-Louis Florentz (1947-2004), und ihn haben die Organisten außerhalb Frankreichs noch lange nicht entdeckt. Wenn nun also der am Ende seines Lebens in Oberbayern heimisch gewordene Weltenbummler US-amerikanischer Nationalität Gordon Sherwood (1929-2013) auf dem vierten Sherwood-Album von Sonus Eterna mit seinem beinahe gesamten Orgelschaffen in Ersteinspielung porträtiert wird, so wird sofort klar, dass er gar kein Hehl daraus macht, dass Bach Alpha und Omega der Orgelmusik ist

»zur Besprechung«

Until Night Falls

Eva Barta

Genuin GEN 24828

1 CD • 64min • 2023

23.02.202410 10 9

Auf ihrem Debüt-Album präsentiert die Pianistin Eva Barta ein Programm zum Thema „Nacht“. Die Nacht verbindet man mit Ruhe und Verträumtheit, aber auch Einsamkeit oder Grusel. Das abwechslungsreiche Album feiert all diese Facetten. Intime und poetische Stücke stehen neben tänzerischer oder auch nervöser Musik. Chopins Berceuse spielt Eva Barta voller Zärtlichkeit. In Debussys Claire de lune bringt sie die fiesen Tonrepetitionen anmutig zum Flirren. In La soirée dans Grenade, ebenfalls von Debussy, entführt sie mit zarten Flamenco-Rhythmen und grazilen orientalischen Ornamenten ins Abendlicht des andalusischen Granada.

»zur Besprechung«

Franz Schubert

Piano Music
Elisabeth Leonskaja

MDG 943 1194-6

1 CD/SACD stereo/surround • 80min • 2003

22.02.202410 10 10

Das Schubert-Spiel von Elisabeth Leonskaja zu rühmen hieße scharenweise Eulen nach Athen zu tragen, hat sie sich doch lebenslang damit auseinandergesetzt und alle Schubert-Sonaten eingespielt. „Klaviermusik“ heißt diese Zusammenstellung von oft und weniger oft gespielten Werken Schuberts. Viele Interpreten versuchen, das einsam-tragische Leben Schuberts in seiner Musik wiederzufinden, betonen die seelische Zerrissenheit, den Weltschmerz. Elisabeth Leonskaja gibt hier Schuberts Musik die Würde, die sie verdient, sucht den Wohlklang, die melodiöse Erfindungskraft und deren motivische Verarbeitung.

»zur Besprechung«

George Jeffreys

Lost Majesty
Sacred Songs and Anthems

Prospero Classical PROSP0086

2 CD • 1h 26min • 2022

21.02.202410 10 10

Selbst mir, der sich auf die Kenntnis der englischen Musik des 16. - 18. Jahrhunderts ziemlich viel einbildet, war der Name George Jeffreys (um 1610 – 1685) völlig unbekannt. Dies mag daran liegen, dass Jeffreys zeitlebens hauptberuflich Sekretär und Administrator der Liegenschaften des 1. Baron Hatton auf Kirby Hall in Northamptonshire im östlichen Mittelengland war. Während des Oxforder Exils der Royalisten im englischen Bürgerkrieg avancierte er zum Organisten des 1649 von den Puritanern hingerichteten Charles I. Solomon's Knot präsentiert eine fulminante Ersteinspielung der 2021 erstmalig in Band 105 der Musica Britannica erschienenen englischen geistlichen Lieder und Anthems.

»zur Besprechung«

Domenico Scarlatti

Complete piano sonatas Vol. 9
Christoph Ullrich, piano

Tacet 276

2 CD • 2h 33min • 2022

20.02.20249 10 9

Der Pianist Christoph Ullrich spielt seit 2011 sämtliche Scarlatti-Sonaten ein, wobei er sich nach der Zählung von Ralph Kirkpatrick richtet. Mit Volume 9 ist er mit jeweils 30 Titeln bei etwa zwei Dritteln der insgesamt 555 Stücke angekommen. Da er einen modernen Steinway-D-Flügel nutzt, sind die Aufnahmen nach heutigem Maßstab zu beurteilen.

»zur Besprechung«

Francesco Bartolomeo Conti

Bravo! Bene!
Arie con varie strumenti

cpo 555 552-2

1 CD • 75min • 2022

19.02.202410 10 10

Das Opernleben um 1720 in London, Dresden, Hamburg und Neapel ist mittlerweile recht gut auf Tonträgern dokumentiert. Aber Wien? Diese Lücke schließen jetzt das Ensemble nuovo aspetto und vier exzellente Solisten mit ausgesprochen delikat instrumentierten Arien von Francesco Bartolomeo Conti (1682-1732). Da Conti als Hoftheorbist und ab 1713 auch Hofcompositeur selbst diverse Zupfinstrumente virtuos beherrschte, entsteht so ein höchst gelungenes Lehrstück für den Einsatz von Hackbrett, Harfe, Mandoline und Theorbe in der habsburgischen Barockoper. Die Auswahl wird ergänzt durch Kompositionen von Antonio Maria Bononcini (1677-1726) und Giuseppe Porsile (1680-1750).

»zur Besprechung«

Anzeige

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

Anzeige