Attilio Ariosti
The Stokcholm Sonatas III
BIS 1675
1 CD • 64min • 2007
03.03.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Attilio Ariosti (1666-1729) gehört zu den interessanten Gestalten im Umkreis Georg Friedrich Händels, denen dieser große Jubilar des Jahres vielleicht zu etwas mehr Bekanntheit verhelfen mag – verdient hätte der aus Bologna stammende Komponist es allemal. Ariostis Karriere verlief, wie häufig im Italien seiner Zeit: 1689 trat er in den Minoritenorden ein, wurde 1692 zum Diakon geweiht und im gleichen Jahr Organist der Kirche S. Maria dei Servi in seiner Vaterstadt. Mit der Komposition von Oratorien machte er seine ersten Erfahrungen auf musikdramatischem Gebiet. 1697 wurde seine erste Oper in Venedig aufgeführt, und im selben Jahr ging er nach Berlin in den Dienst der Kurfürstin Sophie Charlotte, die durch die Selbstkrönung ihres Gemahls 1701 in Königsberg die erste preußische Königin wurde und deren Schloss Berlin seinen Stadtteil Charlottenburg verdankt. Hier in Berlin hat der 17-jährige Georg Friedrich Händel vermutlich 1702 Ariostis Bekanntschaft gemacht: Er schätzte den 19 Jahre älteren Italiener offensichtlich sehr, zitiert er doch noch in seinem Messias 1741 in der berühmten Pifa eine Arie aus Ariostis Oper Tito Manlio.
Heute allerdings begegnet einem Ariostis Name in erster Linie in Verbindung mit der Viola d'amore, die er meisterlich beherrschte. In London wurden Kompositionen von Ariosti für dieses liebliche Streichinstrument unter dem Titel Lessons for the Viol d'Amour veröffentlicht. Während seines Studienaufenthalts in der englischen Metropole kopierte der schwedische Komponist Johan Helmich Roman 15 Stücke aus dieser Sammlung und nannte sein Manuskript Recueil de Pièces pour la Viole d'Amour. Mit den letzten 7 Sonaten schließt Thomas Georgi seine Einspielung der 21 Lessons for the Viol d'Amour jetzt ab, denen er als Ehrung für den Schweden Roman den Titel Stockholmer Sonaten gab. Der Künstler war nach vorheriger Tätigkeit als Geiger im australischen Queensland Symphony Orchestra Mitglied des Tafelmusik Baroque Orchestra und bildete sich zum Experten für die Viola d'amore weiter. Schön bringt Georgi die klangliche Verwandtschaft der Viola d‘amore mit der Gambe zur Geltung, ohne dabei den beherzten Zugang manches deutschen Interpreten zur Musik dieser Zeit an den Tag zu legen. Dieser gelegentlich ruppige Angang mancher hiesiger Musiker ist für einige Musikfreunde (Rezensent inbegriffen) häufig zu starker Toback, etwas mehr Temperament dürfte es bei Thomas Georgi allerdings gelegentlich doch sein.
Eine schöne Zugabe ist die Kantate Pur alfin gentil viola, gesungen von Emma Kirkby, die dieser Tage ihren 60. Geburtstag feiern konnte.Sie präsentiert sich in dieser Aufnahme aus dem vergangenen Jahr in bemerkenswerter stimmlicher Frische mit einem glänzenden kleinen Juwel einer italienischen Kammerkantate.
Detmar Huchting [03.03.2009]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Attilio Ariosti | ||
1 | Sonata Nr. 15 f-Moll | 00:06:46 |
5 | Sonata Nr. 16 G-Dur | 00:05:27 |
8 | Sonata Nr. 17 B-Dur | 00:09:11 |
12 | Sonata Nr. 18 d-Moll | 00:07:27 |
16 | Sonata Nr. 19 a-Moll | 00:06:08 |
20 | Sonata Nr. 20 g-Moll | 00:06:44 |
24 | Sonata Nr. 21 a-Moll | 00:09:31 |
29 | Pur alfin gentil viola (Cantata à Voce Sola con la Viola d'Amore) | 00:10:50 |
Interpreten der Einspielung
- Emma Kirkby (Sopran)
- Thomas Georgi (Viola d'amore)
- Lucas Harris (Erzlaute, Barockgitarre)
- Mime Yamahiro Brinkmann (Violoncello)