Transfigured Beethoven
hänssler CLASSIC 98.286
1 CD • 79min • 2008
23.02.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die südafrikanische, in den USA lebende Pianistin Petronel Malan hat sich für Hänssler Classic mit Bedacht – und Geschick – auf weitgehend unbekannte, im besten Sinn unerhörte Bearbeitungen spezialisiert. Werke in Blickrichtung Bach (CD 98.424) und Mozart (CD 98.231) bezeugten Malans gute manuelle und darstellerische Voraussetzungen, vor allem aber auch Bereitschaft, sich im Bereich des Repertoires die Mühe zu machen, über den Tellerrand zu schauen. Nun – mit einem Beethoven-Programm sozusagen im Second Hand-Verfahren – bestätigt sie ihr Vermögen, die unterschiedlichsten Themen solide, in den besten Momenten auch inspiriert vom Original in die transkribierte Form zu übertragen, wobei es eine Fülle von tänzerischen, lyrischen und – wie im Verlauf der Tausigschen Streichquartett-Adaptionen – auch an musikphilosophischen Aufgaben zu bewältigen gilt. Diese Bearbeitungen von Sätzen aus Beethovens Streichquartetten op. 59 und op. 130 werden, wie auch die Seiss-, Raff- und Kalbrenner-Bearbeitungen, als Ersteinspielungen angekündigt. Aus meiner Sicht besteht kein Zweifel, dass es sich auch um solche handelt. Im Fall der Friedmanschen Ecossaises-Variante jedoch wollte ich schon Einspruch erheben, aber auch da (nach einigen Rückfragen bei befreundeten Sammlern) handelt es sich tatsächlich um eine Tonträger-Premiere. Wer dem widersprechen kann, der sollte sich bei mir melden.
Auch Busoni hat sich mit Beethovens Ecossaisen beschäftigt – zu meiner Verwunderung, denn die Originalfassung leistet alles, was im Kleinformat eines quasi-folkloristischen Klassik-Experiments einem auf Zugaben wartenden Publikum entgegenkommt. Einspielungen der Busoni-Fassung mit J. Lhevinne (Naxos 8.110681) und Groschopp (Capriccio 10896) liegen mir vor, auch Originalaufnahmen der Beethoven-Vorlage, die den einen oder anderen Eingangs- oder Schlussschlenker nach Maßgabe des Interpreten zum (halbwegs) Besten geben (etwa Kempff).
Für die meisten Musikfreunde dürfte der Name Isidor Seiss (1840–1905) eine Neuigkeit bedeuten. Er genoss pianistische Unterweisung bei Clara Schumanns Vater, Friedrich Wieck, lebte die meiste Zeit in Köln und unterrichtete so bekannte Persönlichkeiten wie Willem Mengelberg und Elly Ney. Seine Bearbeitung („freely transcribed“) der Deutschen Tänze von Beethoven (WoO 8) überrascht, weil weite Teile der fast zehn Minuten in Anspruch nehmenden, auf drei Beethoven-Tänze beschränkten Huldigung mehr als nur ungefähr an einen der berühmtesten Schubert-Tänze erinnern.
Nicht befriedigend ist für mein Empfinden der Klang des verwendeten, 280cm langen Blüthner-Flügels, wobei ich nicht ausschließen kann, das der im Forte etwas scheppernde, ungesunde „Klang“ des Instruments auf die Aufnahmetechnik (Aufnahmevorstellungen?) des Leipziger FWL-Studios zurückgeht.
Peter Cossé † [23.02.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Stephen Heller | ||
1 | 32 Variationen über ein Thema von Beethoven op. 130 (Variationen c-Moll WoO 80) | 00:17:39 |
Giovanni Sgambati | ||
2 | Menuet (nach dem Menuett aus Streichtrio op. 3) | 00:05:00 |
Frédéric Kalkbrenner | ||
3 | Fantasie für das Piano Forte über Beethovens berühmten Walzer op. 118 (nach dem Sehnsuchts-Walzer WoO 14.1) | 00:08:20 |
Isidor Seiss | ||
4 | Deutsche Tänze (freier Transkription nach Beethovens Zwölf Deutsche Tänze WoO 8) | 00:09:22 |
Joseph Joachim Raff | ||
5 | Romanze Nr. 1 WoO 11 (nach Beethovens Romanze für Violine und Orchester op. 40) | 00:05:44 |
6 | Streichquartett No. 7 F major op. 59 No. 1 (Rasumovsky-Quartett Nr. 1) | 00:09:46 |
7 | Streichquartett No. 8 e minor op. 59 No. 2 (Rasumowsky-Quartett Nr. 2) | 00:05:12 |
8 | Streichquartett No. 9 C major op. 59 No. 3 (Rasumowsky-Quartett Nr. 3) | 00:08:23 |
9 | Streichquartett No. 13 B flat major op. 130 | 00:06:37 |
10 | Sechs Ecossaisen WoO 83 | 00:02:23 |
Interpreten der Einspielung
- Petronel Malan (Klavier)