Ricercar RIC 269
1 CD • 80min • 2008
09.03.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wem wohl die urheberrechtlich geschützten Lorbeeren als „erster Komponist in der Operngeschichte“ gehören dürften, darüber kann man trefflich streiten: Jacopo Peris L’Euridice wurde zwar zuerst aufgeführt (6. Oktober 1600), Giulio Caccinis gleichnamiges Stück aber zuerst veröffentlicht (20. Dezember 1600). Beiden Komponisten gebührt jedoch die Ehre, eine neue Gattung konzipiert zu haben, in der der neue expressive Solostil am Ende des Cinquecento ein adäquates Terrain fand und damit den Untergang des bis dahin herrschenden fünfstimmigen Madrigals eindeutig beschleunigte.
Caccini, selbst ein geschätzter Sänger, der gemäß seiner Zeit auch mehrere Instrumente beherrschte, war zweifellos der melodisch Begabtere von den beiden. In seiner Oper hört man eine Kette von bezaubernd inventiösen, leichtbeschwingten Passagen, die die rezitierende musikalische Grundlage geradezu belebend erfrischen. Das Ensemble Scherzi Musicali bietet dafür eine stilistisch profunde, gesangs- und instrumentaltechnisch tadellose Wiedergabe. Besonders differenziert im Ausdruck werden die beiden Hauptrollen präsentiert (Nicolas Achten als Orfeo und Céline Vieslet als Euridice); von den anderen Solisten – die auch mehrere Rollen übernehmen – seien hier nur Reinoud van Mechelen (Arcetro, Caronte) und Olivier Berten (Tirsi, Aminta, Plutone) stellvertretend für das hohe interpretatorische Niveau erwähnt.
Daß Caccinis L’Euridice trotz all dieser Meriten eine wirkliche dramatische Spannung weitgehend vermissen läßt und stattdessen oft von Geschmeidigkeit in Geschwätzigkeit übergeht – daran ist also keineswegs die Wiedergabe Schuld. Freilich ist es immer ungerecht, Erstlinge mit Meisterwerken zu vergleichen, hier also Caccinis Oper mit dem Orfeo (1607) von Claudio Monteverdi. Selbst bei einer so schönen Aufnahme wie dieser wird es klar: Caccini war ein hervorragender Musiker – Monteverdi war aber eben ein richtiger Komponist.
Dr. Éva Pintér [09.03.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giulio Caccini | ||
1 | L' Euridice |
Interpreten der Einspielung
- Nicolas Achten (Orfeo - Bariton)
- Céline Vieslet (Euridice - Sopran)
- Magid El-Bushra (Tragedia - Countertenor, Daphne - Countertenor)
- Marie de Roy (Ninfa - Sopran, Venere - Sopran)
- Laurence Renson (Proserpina - Mezzosopran)
- Reinoud van Mechelen (Arcetro - Tenor, Caronte - Tenor)
- Olivier Berten (Tirsi - Bariton, Aminta - Bariton, Plutone - Bariton)
- Scherzi Musicali (Ensemble)