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Besprechung CD

Classicclips CLCL 106

1 CD • 64min • 2005, 2007

05.11.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Beide Interpreten auf dieser CD vertreten eine junge, sehr talentierte Künstlergeneration des Geburtsjahrganges 1975. Gemessen an der Anzahl der von ihnen gewonnenen Wettbewerbe, Preise und Prämien haben der Russe Pavel Sokolov (Oboe) und die Japanerin Kimiko Imani (Klavier) inzwischen viele Feuertaufen überstanden. Nun legen sie als Visitenkarte ihres Könnens ein Programm erlesener Oboenwerke der zwischen 1899 und 1936 geborenen führenden Köpfe aus Frankreich, England und Böhmen vor. Herausforderung und Grenzen dieser facettenreichen Zusammenstellung sind eine gewisse Nivellierung der Klangfarben, soweit sich die Anlage der Stücke auf die Führungsrolle des Blasinstrumentes beschränkt. Für den Zuhörer bedeutet dies eine hohe Konzentrationsbereitschaft, sofern er dem mehr als einstündigen Programm ohne Punkt und Komma zu folgen bereit ist.

Hervorzuheben ist die packende, geschickt an den Anfang der Werkauswahl gestellte Meditation After Syrinx I Richard Rodney Bennetts. Hier bezieht sich der Komponist auf das klassisch-impressionistische Flöten-Standardwerk Claude Debussys als thematische Vorlage, das er zu sechs satzartigen Gruppierungen erweitert. Im Wechselbad der Stimmungen und Gefühle das ursprüngliche „Programm“ eines sterbenden Fauns nachzeichnend, kontrastieren je zwei Adagio- und Scherzo-Paarungen mit dem Intermezzo von je einer unbegleiteten Oboen- und Klaviersolo-„Cadenza“. Der unmittelbare, spannende Vergleich mit einer der vielen Debussy-Einspielungen als Originalvorlage liegt also nahe. Poulencs nicht minder berühmte Oboensonate bildet danach einen ebenso packenden wie elegischen Höhepunkt der Werkfolge, gefolgt von Benjamin Brittens kryptisch wirkenden Temporal Variations. Mit einem Variationenzyklus im herkömmlichen Sinne hat dieses Werk nichts zu tun.

Groß ist der stilistische Sprung voller grimmiger und sorgenvoller Töne zur Oboen-Suita von Pavel Haas, einem Stück aus dem Jahre 1939, geschrieben angesichts der NS-Okkupation seiner tschechischen Heimat. Finale und CD-Ersteinspielung bildet, wiederum als Gegensatz, eine Poema-Klangdichtung der wenig bekannten Marina Dranishnikova. Laut Aussage des Oboisten handelt es sich um eine beim Publikum dank einfacherer Thematik beliebte Tondichtung in der russischen Tradition eines modernistisch gefärbten Rimski-Korsakow. Alles in allem liegt damit ein Spektrum kammermusikalischer Oboen-Spezialitäten des 20. Jahrhunderts vor, getragen von kultivierter, spieltechnisch ausgefeilter und handwerklich perfekter Interpretationskunst.

Dr. Gerhard Pätzig [05.11.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Richard Rodney Bennett
1After Syrinx II für Marimbaphon 00:13:21
Francis Poulenc
7Sonate für Oboe und Klavier 00:14:23
Benjamin Britten
10Temporal Variations für Oboe und Klavier (1936) 00:13:53
Pavel Haas
19Suite op. 17 für Oboe und Klavier 00:15:15
Marina Dranishnikova
22Poema für Oboe und Klavier 00:07:34

Interpreten der Einspielung

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