Seefestspiele Mörbisch Im weißen Rössl
OehmsClassics OC 715
1 CD • 77min • 2008
03.09.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Seefestspiele Mörbisch haben mit Ralph Benatzkys Im weißen Rössl das Programm ihrer diesjährigen Saison – wie üblich – noch vor Spielzeitbeginn als Studioproduktion auf CD herausgebracht. Leider nicht mit der kompletten ersten Besetzung. Denn stimmlich hätten Rainhard Fendrich als Zahlkellner Leopold und Klaus Eberhartinger von der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“ (EAV) als Sigismund Sülzheimer dieser insgesamt recht faden Aufnahme sicherlich gut getan. Natürlich lebt Ralph Benatzkys humoristischer, schnoddriger und sorgloser, sowie Operette, Kabarett und Revue vereinender Welterfolg aus dem Jahr 1930 auch von der szenischen Umsetzung – ber ebenso von der großen Stimmungskunst seines Tonsatzes, von den einfachen musikalischen Formen, von den Ohrwurmqualitäten seiner schmissigen, frechen Schlager und seiner manchmal rührseligen, aber trotzdem unsentimentalen Romanzen oder ganz einfach von Benatzkys Gespür für Tempo und Witz. Mit einer vor Vitalität nur so sprühenden Musik beschwören Benatzky und die Co-Komponisten Robert Gilbert (Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist), Bruno Granichstaedten (Zuschaun kann i net) und Robert Stolz (Die ganze Welt ist himmelblau) das beschauliche Ferienglück und die Sommerfrische im Salzkammergut sowie die Gegensätzlichkeit österreichischer und Berliner Mentalität.
Wenn nun das optische Erleben fehlt, wenn man sich die Liebeswirren der Wirtin Josepha, ihres Kellners Leopold, des Anwalts Dr. Siedler, von Ottilie, Klärchen und Sigismund Sülzheimer nur vor Ohren führen kann, sollte doch wenigstens die Wiedergabe dieser schwungvollen Musik den Hörer packen. Das tut sie leider nicht. So bleibt einem nichts anderes übrig, als den Worten des Kaisers Franz Joseph II. zuzustimmen, die er an die Wirtin Josepha richtet: „Was man möchte so gern, liegt so fern! […] Man sieht allmählich ein, man muss hübsch bescheiden sein.“ Das Festspielorchester Mörbisch unter der Leitung von Rudolf Bibl spielt sauber, allerdings ohne Brillanz und oft zu zaghaft; vieles wirkt spannungsarm. Auch bei den Gesangssolisten und dem Festspielchor stößt man nur selten auf die von Benatzky so trefflich in Töne gesetzte Lebenslust und Ironie. Stimmlich gibt es kaum etwas zu bemängeln. Aber in Sachen Wandlungsfähigkeit und Charakterisierung bleiben Ingeborg Schöpf in der Rolle der Josepha und Matthias Hausmann als Leopold doch so einiges schuldig. Gestalterisch und stimmlich wirklich zu überzeugen wissen allein Ina Nadine Wagler und Serge Falck als Klärchen und Sigismund Sülzheimer in ihren Duetten Früher war ich schüchtern – Und als der Herrgott Mai gemacht sowie Mir wird so warm in deinem Arm. Unbefriedigend ist auch das matte und zuweilen breiige Klangbild der Aufnahme, in dem das Orchester auch noch zu weit in den Hintergrund gemischt wurde – allerdings nicht innerhalb der Chornummern. Das sehr bescheidene Beiheft, in dem jegliche Informationen zu den Ausführenden fehlen, vervollständigt das insgesamt enttäuschende Gesamtbild. Als Souvenir für Festspielbesucher sollte diese CD aber problemlos an die Frau/den Mann zu bringen sein.
Christof Jetzschke [03.09.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ralph Benatzky | ||
1 | Im weißen Rößl |
Interpreten der Einspielung
- Mathias Hausmann (Leopold Brandmeyer, Zahlkellner)
- Ingeborg Schöpf (Josepha Vogelhuber, Rösslwirtin)
- Marco Jentzsch (Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt)
- Klaus-Dieter Lerche (Wilhelm Giesecke, Berliner Fabrikant)
- Anja-Katharina Wigger (Ottilie, Gieseckes Tochter)
- Serge Falck (Sigismund Sülzheimer, Sohn des Konkurrenten Gieseckes)
- Ina Nadine Wagler (Klärchen, Hinzelmanns Tochter)
- Albert Rueprecht (Kaiser Franz Joseph II)
- Rafael Schuchter (Der Piccolo)
- Gerhard Rak (Der Ausrufer)
- Markus Puchberger (Der Fremdenführer)
- Mörbisch Festival Choir (Chor)
- Festival Orchestra Mörbisch (Orchester)
- Rudolf Bibl (Dirigent)