Ludwig van Beethoven
Piano Concerto No. 3
Ondine ODE 1123-5
1 CD/SACD • 74min • [P] 2008
27.10.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es tut mir leid! Dies ist eine der enttäuschendsten, in allen Belangen der musikalischen Orientierung fehlgeleitetsten Einspielungen, die mir in den letzten Jahren zugesandt und zur Beurteilung zur Verfügung gestellt wurden. Wieder und wieder habe ich mir vor allem Beethovens Arrangement seines Violinkonzert angehört, habe versucht, Olli Mustonens bekanntermaßen stakkatierendes, hoch nervöses, in Kleinigstkeiten verliebtes Klavierspiel irgendwie in Einklang mit Beethovens monumentaler, instrumentaler Gesangslyrik zu bringen. Natürlich bleibt diese Transplantation eines Violinkörpers in Richtung eines seiner Natur nach perkussiven, also nur bedingt dem Streiche(l)n einer Saite förderlichen Instruments problematisch. Indes, wenn ein Pianist den Willen und natürlich auch sein ganzes Können aufbringt, mit seinen begrenzten Mitteln dem Geist einer Violine nachzuspüren, dann vermag er auch dieser Bearbeitung eine Menge an kantabler Verführung, an quasi-geigerischer Schmelzkraft abzugewinnen. Mustonen jedoch pickelt, spitzelt sich durch die zwei Rahmensätze, bricht die schönen, elegischen Groß- und Nebenthemen wie mit der Spitzhacke aus einer Partitur, die ihm wie ein kranker Körper zur pianistischen Akupunktur überantwortet zu sein scheint. Überdies klingt der von ihm ausgesuchte Flügel sehr, sehr spitz, unangenehm fruchtlos im Diskant. Und auch die finnische Orchestervereinigung aus Tapiola wirkt in ihrer betont sehnigen, fleischlosen Aktivität wie eine musikantische Abordnung, die Beethovens originale, kalorienreiche Orchestersprache mutwillig auf Diät gesetzt hat.
Im c-Moll-Konzert zeigt sich ein ähnliches Bild! Mustonen lässt nicht locker, knapp, abrupt und pieksend an der Partitur herumzuoperieren. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung mit Nikolaus Harnoncourt vor ein paar Jahren, der– auf ein Konzert mit Mustonen in Graz anspielend – unmissverständlich forderte, dass man bei Beethoven irgendwann auch einmal ein Legato hören müsse. Das Beethoven-Projekt mit Mustonen wurde abgebrochen; Pierre-Laurent Aimard fand etwas später Harnoncourts Gehör und dann entstanden auch die CD-Einspielungen der fünf Klavierkonzerte (Teldec 0927 47334 2).
Wie biegsam, wie gesanglich, also einfach wohltuend – und dennoch nicht banal – das Violinkonzert klingen und begeistern kann, zeigt eine Aufnahme mit dem Hammerflügler Arthur Schoonderwoerd und dem Ensemble Cristofori unter der Leitung von Luigi de Filippi, die bei Alpha (CD 122) erschienen ist: Eine Wohltat nach Mustonens zweifellos gut gemeinter Spitzfindigkeit mit einigen Aspekten des akustischen Folterns.
Vergleichsaufnahmen: Oppitz – Janowski (RCA 68532 2); Duchâble – Menuhin (EMI 556875 2); Jandó – Drahos (Naxos 8.554288); R. Schirmer – Boreyko (Berlin classics 0017722 BC).
Peter Cossé † [27.10.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 | 00:34:52 |
4 | Violinkonzert D-Dur op. 61a (Bearb. für Klavier und Orchester) | 00:39:26 |
Interpreten der Einspielung
- Tapiola Sinfonietta (Orchester)
- Olli Mustonen (Klavier, Leitung)