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Besprechung CD

BIS 1241

1 CD • 59min • 2003

14.05.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Vier Jahre lang, zwischen 1998 und 2002, war die schottische Komponistin Sally Beamish „Composer in Residence“ beim Schwedischen bzw. Schottischen Kammerorchester. Die drei eingespielten Werke sind säämtlich während dieser Zeit entstanden und weisen zahlreiche innere Bezüge zu Schweden auf, seien dies – laut der Komponistin – das nordische Flair von The Seafarer, der Einfluss schwedischer Chorgesänge auf den Schlusssatz von Sangsters oder die ächzenden Klänge des Klaviers in Whitescape, die an das Auftauen der Eisfelder nach dem langen und harten schwedischen Winter erinnern sollen. Klare musikalische Bezüge zu Schottland manifestieren sich am deutlichsten wiederum im Orchesterkonzert Sangsters mit Anklängen an gälische Lieder und den traditionellen Pibroch (die Dudelsackmusik Schottlands).

Im Jahr 2000 fasste Sally Beamish erstmals das angelsächsische Gedicht The Seafarer aus dem Exeter-Buch (um 970) ins Auge. Es berichtet von der Anziehungskraft des Meeres, der überwältigenden Macht des Ozeans und dem einsamen Kampf in der Lebensrückschau eines alten Seemanns. Beamish kombinierte hier ein Klaviertrio mit gesprochenen Rezitativen und visuellen Projektionen der iranischen Künstlerin Jila Peacock. Noch während der Arbeit an diesem Stück kristallisierten sich zunehmend orchestrale Texturen heraus, die die Komponistin schließlich zu einem dreisätzigen Bratschenkonzert ausbaute. Selbst Bratschistin, verwundert die besondere Affinität zur Viola nicht, bereits 1995 hatte sie ihr erstes Bratschenkonzert im Rahmen der Londoner Proms vorstellen können. Beamish gelingt in diesem Werk eine überzeugende Balance von kantigen, rhythmisch prononcierten Episoden und lyrischen Passagen von poetischer Wärme. Neben der – nichts anders zu erwartenden – virtuosen Handhabung der Viola besticht das Konzert vor allem durch seine meisterhafte Instrumentation und die Unmittelbarkeit des Ausdrucks. Whitescape, das mit knapp zehn Minuten Spieldauer konziseste Werk der CD, ist ein geheimnisvoll düsteres Tongemälde, das sich inhaltlich um Ödnis, Kälte und Verlassenheit rankt. Für das 2002 entstandene Orchesterkonzert Sangsters war wiederum ein Gedicht die eigentliche Inspirationsquelle, ein gleichnamiges Poem der schottischen Dichterin Betty McKellar. Neben den erwähnten Anklängen an die filigrane Ornamentik des schottischen Pibroch und traditionelle schottische und schwedische Gesänge erinnert das Werk mit seinen mixturartigen harmonischen Strukturen teils an Messiaen und an charakteristische orchestrale Texturen Brittens.

Fern aller modischen Düsternis und Hyperkomplexität atmen Sally Beamishs Partituren eine sehr persönliche, aber dennoch der Tradition verbundene Tonsprache, die ihren Reiz in der Unmittelbarkeit und nachvollziehbaren Bildhaftigkeit des Ausdrucks und einer breiten Palette von Klangfarben hat. Tabea Zimmermann als Solistin und das Schwedische Kammerorchester unter Ola Rudner sind die idealen Partner der Komponistin in dieser überaus hörenswerten Produktion.

Heinz Braun † [14.05.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Sally Beamish
1Viola concerto Nr. 2 (Seafarer) 00:27:46
4Whitescape 00:10:22
5Concerto (Sangsters) 00:19:42

Interpreten der Einspielung

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