Movements
OUR Recordings 6.220531
1 CD • 57min • 2006
25.05.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dass die Blockflöte im letzten Viertel des Zwanzigsten Jahrhunderts Einzug auch in die großen Konzertsäle der Welt gehalten hat, ist zum großen Teil das Verdienst der dänischen Blockflötistin Michala Petri. Zuweilen neidisch beäugt, ist sie stets ihren Weg abseits einer oftmals allzu selbstzentrierten Blockflöten- und Alte-Musik-Szene gegangen. Ihr beispielloser internationaler Erfolg hat ihr Recht gegeben. Den Schuhen eines lediglich virtuosen Wunderkindes ist sie längst entwachsen. Michala Petri ist heute mehr als je zuvor – die vorliegende CD belegt es – eine gereifte Künstlerpersönlichkeit. Konsequent hat sie sich auch von den großen Plattenkonzernen losgesagt und zusammen mit ihrem Mann und Duopartner Lars Hannibal ein eigenes CD-Label gegründet, nicht zuletzt, um sich auch mehr dem Repertoire widmen zu können, das ihr am Herzen liegt.
Schon ihre vor etlichen Jahren erschienene CD „Moonchild’s Dream“ präsentierte einige zeitgenössische konzertante Werke für das Instrument. „Movements“ schließlich vereint drei neue, eigens für Michala Petri komponierte Blockflötenkonzerte. Es fällt wahrlich schwer, einem Werk den Vorzug zu geben. Alle drei sind vorzüglich komponiert und könnten kaum unterschiedlicher sein.
Der Katalane Joan Albert Amargós zählt zu den bedeutendsten lebenden Komponisten Spaniens. Sein 2005 entstandenes Northern Concerto verrät den souveränen Meister der Klangfarbe und des Orchestersatzes. Amargós Musik verleugnet nicht ihre Herkunft, eine Mischung aus mediterranem Kolorit und feurigen Rhythmen, die sich zweifellos mit ihrer geradezu überbordenden Farbigkeit und Unmittelbarkeit den Weg ins Konzertrepertoire bahnen dürfte. Wohl gemerkt, die Wirkung von Amargós Musik beruht nicht auf oberflächlicher Buntheit, sondern auf der meisterhaften Beherrschung und Verquickung von Form, Farbe und Inhalt.
Nicht weniger überzeugt das 2002 geschriebene Konzert Pipes and Bells des schwedischen Komponisten Daniel Börtz. Auch er gehört in seiner Heimat zu den prominentesten Figuren des Musiklebens. Es ist bereits sein zweites konzertantes Werk für Blockflöte und Orchester (nach A Joker’s Tales, 1999/2000 für Dan Laurin komponiert). Auch Börtz beherrscht das Orchester meisterhaft: geschickt kombiniert er die Blockflöte etwa zu Beginn mit dem geheimnisvoll dunklen Timbre einer Bass-Klarinette. Börtz entwickelt sein Material ebenso effektiv wie spannend: kraftvolle, perkussiv-motorische Passagen, grelle Akzente des Orchesters werden von einer fast engelhaft entrückten hellen Blockflötenepisode im Zentrum des Konzertes kontrastiert, bevor ein Rückgriff auf den Beginn das Werk abrundet.
Die im Jahr 2000 entstandenen Etudes des amerikanischen Komponisten Steven Stucky geben sich mit vertrackten Rhythmen, rasanten Skalenbewegungen, Glissandi und sich über Orgelpunkten und Ostinati entfaltenden atmosphärischen Klangflächen nicht minder effektvoll und von ganz eigener Art.
Michalas Künstlerpersönlichkeit und ihrem herausragenden instrumentalen Können ist es zu verdanken, dass das konzertante Blockflötenrepertoire um drei gewichtige Werke reicher geworden ist. Eine phänomenale Aufnahme, wunderbare Musik!
Markus Zahnhausen † [25.05.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joan Albert Amargós | ||
1 | Northern Concerto (2005) | |
Daniel Börtz | ||
2 | Pipes and Bells (2002) | |
Steven Stucky | ||
3 | Etudes für Blockflöte und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Michala Petri (Blockflöte)
- Danish National Symphony Orchestra /DR (Orchester)
- Lan Shui (Dirigent)