BIS 1552
1 CD • 60min • 2000
11.04.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bei dieser CD handelt es sich nur teilweise um eine Novität: Die im Jahr 2000 aufgenommenen Werke Mozarts waren bereits auf BIS CD 1132 erschienen. Die Neukoppelung mit dem Quintett Beethovens ist jedoch sinnvoll, wie Flötist Michael Hasel in seinem kundigen Beiheftext zeigt: Die Bezüge zu Mozarts Quintett sind unüberhörbar; Beethoven dürfte dieses Werk gekannt haben.
Die Musiker haben sich die Stücke zweifellos intensiv erarbeitet. Dabei verschmelzen die Instrumente insbesondere in den rahmenden Klavierquintetten derart stark miteinander, das man oft glaubt, eher ein Harmonium als vier individuelle Blas-Instrumente zu hören. Dabei fällt die Farblosigkeit heutiger Holzblasinstrumente auf, denn um solche handelt es sich wohl überwiegend (die Angaben im Beiheft nennen lediglich die Instrumentenbauer, nicht aber das Herstellungsjahr). Allein die Flöte im Adagio und Rondo in C klingt etwas eigenwilliger – es dürfte sich dem Klangcharakter nach um das auf dem rückseitigen Booklet-Foto abgebildete hölzerne Instrument handeln. Die Balance wurde von den Musikern zwar sorgsam ausgehört, auch die Binnenstimmen kommen deutlich durch; aber man höre einmal zu Beginn des Mozart-Quintetts (Tr. 1, ab ca. 1’04), wie bei diesem nacheinander durch Fagott, Horn, Klarinette und Oboe wandernden, absteigenden Motiv die vier Instrumente farblich kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind. Auch die Artikulationen sind ausgesprochen weich gezeichnet. Das fördert zwar vordergründige “Süffigkeit”, nimmt der Musik jedoch Ecken und Kanten. Vor allem geht das an dem Klang vorbei, den Mozart und Beethoven im Ohr hatten – man bedenke beispielsweise den monochromen Klang der einzelnen Töne auf dem modernen Doppelhorn gegenüber der Vielfalt der Farben bei Inventionshörnern durch offene, teilweise, halb oder überwiegend gestopfte Töne. Es wäre vielleicht bei der Kombination des Mozart-Quintetts von 1784 mit dem Beethovens von 1797 interessant gewesen, unter Verwendung historischer Hörner deutlich zu machen, welche Fortschritte das Hornspiel in diesen 13 Jahren machte, wie etwa der angesehene britische Hornist John Humphries in seinem Buch “The Early Horn – A Practical Guide” nahelegte (Cambridge University Press, 2000).
Das alles soll nun keineswegs heißen, man “dürfe” Mozart und Beethoven nicht auf heutigen Instrumenten spielen, aber es ist doch schade, daß viele Nuancen dadurch verloren gehen. Ich kenne von Mozarts Quintett nur eine einzige Aufnahme, die solche Farben hörbar zu machen sucht – die von Jos van Immerseel mit dem Ensemble Octophoros (Accent CD 58538). Der Flügel klingt in dieser BIS-Aufnahme überdies recht dominant und drückt die Blasinstrumente an die Wand. Zudem ist der Klang wie bei vielen heutigen Produktionen leicht hallig und recht unnatürlich – fast so, als ob es den Tonmeistern eher darum gehe, die Idealvorstellung eines manipulierten Klangraums umzusetzen, anstatt einen authentisch wirkenden Raumklang und die Eigenfarbigkeit der beteiligten Instrumente herauszustellen. Das mag heutzutage Mode sein – aber ich bedauere, daß bei solchen “weichgespülten” Produktionen nichts mehr übrig bleibr von all jenen Unebenheiten, welche die Aufmerksamkeit des Hörers steigern. So bleibt auch im Laufe dieser Produktion nur ein Eindruck bei mir hängen: Gepflegte Langeweile, ungeachtet des hohen spieltechnischen Niveaus.
Dr. Benjamin G. Cohrs [11.04.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Quintett Es-Dur KV 452 für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott | |
2 | Adagio und Rondo c minor KV 617 | |
Ludwig van Beethoven | ||
3 | Klavierquintett Es-Dur op. 16 |
Interpreten der Einspielung
- Stephen Hough (Klavier)
- Philharmonisches Bläserquintett Berlin (Ensemble)