cpo 777 217-2
2 CD • 1h 41min • 2004
12.04.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wer sich mit der Musik von Wilhelm Furtwängler befaßt, braucht viel Zeit. Nicht, weil der Mann besonders viel komponiert hätte, sondern weil er in dem wenigen, was er schuf, eine unerhörte Menge an Informationen in kolossale Dimensionen gegossen und damit Spieldauern erreicht hat, die selbst bei kleineren Besetzungen ins Uferlose streben, wie die beiden hier eingespielten Violinsonaten demonstrieren, die ebensowenig auf einer CD unterzubringen sind wie das abenteuerlich lange Klavierquintett: Ein Kammermusikabend mit Furtwängler setzt also voraus, daß man sich erst einmal nichts mehr vornimmt...
Doch es lohnt sich. Schon nach wenigen Takten der ersten, 1935 nach bald zwanzigjähriger Arbeit vollendeten Violinsonate zieht einen der Geiger Matthias Wollong mit enormer Suggestivkraft in die fantastisch zerklüfteten Welten hinüber, die Wilhelm Furtwängler vorzugsweise bewohnte. Es ist eine zum Teil außerordentlich kühne und dennoch aus der Tradition gezeugte Musik, die mir mitunter tagebuchartig aus sich selbst emporzutreiben scheint, ohne daß man beim Hören je die Orientierung verlöre. Manche Radikalität erinnert an die kühnsten Produkte Hans Pfitzners – vor allem an das Klavierquintett op. 23, das ja in ähnlicher Weise die Grenzen von innen heraus sprengt und doch nirgends überzüchtet wirkte. Dasselbe gilt für die hier eingespielten Sonaten, die beide Künstler auf bewundernswerte Weise und mit einem geradezu sportlichen Stehvermögen realisiert haben. Was immer hier geschnitten sein mag: Die riesigen Spannungen und gewaltigen architektonischen Verstrebungen, die die einzelnen Sätze zusammenhalten, werden bei jedem Durchgang fesselnder und lassen erahnen, was Walter Abendroth meinte, als er etwa zur Zeit der ersten Sonate über einen „natürlichen Verlauf der Musikgeschichte” spekulierte.
Rasmus van Rijn [12.04.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wilhelm Furtwängler | ||
1 | Sonate Nr. 1 d-Moll für Violine und Klavier | |
2 | Sonate Nr. 2 D-Dur für Violine und Klavier |
Interpreten der Einspielung
- Matthias Wollong (Violine)
- Birgitta Wollenweber (Klavier)