Confession
Telos TLS111
1 CD • 63min • 2000
12.02.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das Pappcover zum Auffalten ist relativ dünn gearbeitet und verspricht, nicht lange zu halten. Und wenn es nicht eine normale Verpackung sein soll: ein Digipack oder ein Hard-Carton-Pack sehen auch gut aus und halten länger. Doch das ist der einzige Wermutstropfen dieser CD. Schon die ersten Klänge des ersten Streichquartetts von Erwin Schulhoff (1927) lassen intensiv aufhorchen. 65 Minuten später ist klar: Ein besseres Streichquatett hat die Schweiz seit den legendären “Züricher Kammermusikern” um Brenton Langbein und Ottavio Corti aus den sechziger und siebziger Jahren nicht aufzubieten gehabt. Das mit nunmehr zwölf Jahren noch vergleichsweise junge Casal-Quartett hatte sich schon im fünften Jahr seines Bestehens (die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2000) zu einer der wohl besten Formationen im deutschsprachigen Raum entwickelt. Die Leidenschaft und Ernsthaftigkeit des Musizierens stimmt mit dem etwas reißerisch wirkenden Motto der Produktion “Musik ist Bekenntnis” glücklich überein. Rachel Späth und Markus Fleck (Violinen), Dominik Fischer (Viola) und Andreas Fleck (Cello) lassen keine Wünsche offen; die Lobeshymnen der beigegebenen PR-Information sind (was selten genug vorkommt) nicht übertrieben. Freunde der Kammermusik seien mit allem Nachdruck auf diese Kostbarkeit aufmerksam gemacht, umso mehr, als es auch das vorgestellte Repertoire verdient hat: Es handelt sich um weitgehend vergessene Quartette von vier Meistern des 20. Jahrhunderts, die der Repertoirebetrieb für ihre aufrechte Haltung im Dritten Reich praktisch noch heute durch Mißachtung zu bestrafen scheint. Das Schaffen von Erwin Schulhoff (1899–1942), Viktor Ullmann (1893–1944), Adolf Busch (1891–1952) und Heinrich Kaminski (1886–1946) wird zwar gelegentlich durch einzelne Wiederentdeckungen beleuchtet, doch selten hört man derart engagierte, überzeugende Wiedergaben. Besonders zu danken ist dem Quartett für den dramatischen Quartettsatz von Adolf Busch – schade, daß zu den Entstehungsumständen gerade dieses Werkes von 1924 nichts aus dem Beiheft eines namentlich nicht genannten Autors zu erfahren ist – sowie für das frühe F-Dur-Quartett von Heinrich Kaminski aus dem Jahr 1917. Die in einer alten Schweizer Kirche gemachte Aufnahme klingt warm, saftig, atmend und räumlich, die Produktion eine unschätzbare Bereicherung.
Dr. Benjamin G. Cohrs [12.02.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Erwin Schulhoff | ||
1 | Streichquartett Nr. 1 | |
Viktor Ullmann | ||
2 | Streichquartett Nr. 3 op. 46 (1943) | |
Adolf Busch | ||
3 | Quartettsatz h-Moll (1924) – Lento – Vivace – Prestissimo | |
Heinrich Kaminski | ||
4 | Streichquartett F-Dur (1917) |
Interpreten der Einspielung
- casalQuartett (Streichquartett)