Talent DOM 2910 900 SP
1 CD • 53min • 2006
15.02.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Alles ist schön, jede Phrase agogisch und im richtigen Feeling intoniert, der Sound wohlig-duftig-hellblau, die Musik in keinem Moment eintönig, langatmig oder actionslos und die Interpretationen eigentlich wunschlos perfekt – und doch wirkt das Ganze sehr beiläufig, beliebig, etwas aufgeblasen und flau. Ein vielleicht subjektiver Eindruck, aber er ist hier nicht von einem Vorurteil gegen Jazz in sinfonischem Gewand diktiert. Gershwins oder Bernsteins historische Leistungen beruhen nicht zuletzt auf der kompositorischen Dichte und rhythmischen Konsequenz, mit der sie jazzcharakteristischen Idiomen mit sinfonischen Mitteln nachgegangen sind, während hier ein großer Apparat bemüht wird, um etwas nachzuzeichnen, was bedauerlicherweise einfach nicht sonderlich inspiriert ist, was in einem kleinen Ensemble guter Jazzmusiker vielleicht musikalisch tragen könnte, während es in dieser Sahnetorten-Verpackung einfach peinlich wirkt.
Nein, es ist keineswegs eine „gefährliche Liaison“, brillante Jazzmusiker und ein wunderbares, musikalisch wie stilistisch höchst flexibles Sinfonieorchester zusammenzubringen – aber die Musik, um die es ja schließlich geht, sollte doch irgendwie Substanz haben und sich nicht in einem Mix ausgeleierter Jazz-Phrasen und impressionistischer Timbre-Etüden ergehen. Wenn sie dies aber fast ausschließlich tut, dann mag man das als eine originelle Übung respektieren, unterschiedliche Artikulations- und Intonationstraditionen zusammenzubringen, aber die Frage nach der Essenz der Musik selbst steht dann doch im Raum. So denkt man rasch an die vielen Musiker und Komponisten der vergangenen 100 Jahre, die nicht nur einfach Jazz Jazz und Klassik Klassik sein ließen, sondern die sich quasi auf der atomaren und molekularen Ebene der Musik um neuartige Verbindungen bemüht haben, ohne einfach Jazz und Klassik zusammenzukleistern. Hier aber wird diese Problematik, um die es eigentlich gehen könnte, ignoriert. Ein üblicher Mittagskonzert-Sound ohne zwingende gestische, melodische oder gar „geistige“ Aussage ist doch etwas zu wenig, selbst unter dem Aspekt von „Unterhaltung“.
Hans-Christian v. Dadelsen [15.02.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Bert Joris | ||
1 | Dangerous liaison | |
2 | Anna | |
3 | Between hope and despair | |
4 | Alone at last |
Interpreten der Einspielung
- Brussels Jazz Orchestra (Orchester)
- Royal Flemish Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Daniele Callegari (Dirigent)