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Besprechung CD

César Franck Songs

Hungaroton HCD 32425

1 CD • 55min • 2005

23.10.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

1822 in Lüttich geboren und Wahl-Pariser, galt César Franck dennoch Zeit seines Lebens in Frankreich als Außenseiter, der nie als wahrhaft französischer Komponist anerkannt wurde. Tatsächlich changieren zumal die Werke seiner Reifezeit zwischen französischem und deutschem Stil. Bekannt geworden ist Franck vor allem für seine Orgelmusik, seine großdimensionierten Oratorien und seine sinfonischen Dichtungen. Seine Lieder hingegen werden kaum geschätzt, sind daher keineswegs zufällig im Plattenkatalog bis auf winzige Ausnahmen nicht vertreten. Eine Kuriosität ist Enrico Carusos Einspielung der orchestrierten Fassung von La procession aus dem Jahr 1916. Umso verdienstvoller ist diese CD, die etwa vier Fünftel von Francks gesamtem Liedschaffen erstmals zu Gehör bringt. Francks Beschäftigung mit dem Liedgenre erstreckt sich über fast fünfzig Jahre, allerdings mit zum Teil langen Unterbrechungen. Die frühesten, 1842/43 entstandenen Lieder, etwa Souvenance, L’Émir de Bengador, Sylphe und Robin Gray zeigen deutlich den Einfluss des deutschen Liedes, vor allem Franz Schuberts. In den 1850er und 1860er Jahren vertonte Franck die Victor-Hugo-Gedichte S’il est un charmant gazon, Passez! Passez toujours! und Roses et papillons, die deutlich von Franz Liszt geprägt sind. Danach liegt eine Pause von über einem Jahrzehnt, in der Franck sich zwar der Liedform nicht widmete, die aber dennoch die für sein Lebenswerk fruchtbarste Periode darstellt. Damals machte er sich einen Namen als Organist und ungemein einflussreicher Pädagoge. Der um ihn versammelte illustre Schülerkreis, „bande à Franck“ genannt – mit Ernest Chausson, Vincent d’Indy, Louis Vierne und Henri Duparc –, brachte später die typisch französische Gattung der „Mélodie“ zur vollen Blüte. 1871 schuf Franck Le mariage des roses, zwei Jahre später Lied. Wenig später lernte er Richard Wagners Tristan und Isolde kennen, ein Werk, das mit seiner innovativen Chromatik und avancierten Harmonik Francks Stil stark beeinflusste. Dies zeigt das 1879 komponierte Lied Le vase brisé und auch die Nocturne von 1884. La procession ist das einzige Orchesterlied Francks, das er erst später für Orgel- und Klavierbegleitung umschrieb. Francks Lied-Œuvre schließt mit Les cloches du soir, einer Liedschöpfung, die wie eine Summe seiner Kreativität für dieses Genre wirkt.

Erfreulicherweise ist das künstlerische Niveau dieser CD dem Repertoirewert dieser Ersteinspielungen angemessen. Die junge ungarische Sopranistin Gabriella Létay Kiss verfügt über einen klangschönen lyrischen Sopran und vertieft sich engagiert in Francks Lyrismen. Was ihr (noch) fehlt, sind die den Hörer unmittelbar ansprechenden erzählerischen Qualitäten, insbesondere für Rollenlieder wie L’ange et l’enfant und für Gesänge, die sich unmittelbar an eine fiktive Person adressieren wie Ninon, Souvenance oder Les cloches du soir. Der Klavierpart liegt bei der Begleiterin Adrienne Hauser in guten Händen.

Walter Fritz † [23.10.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
César Franck
1Souvenance
2Aimer
3L' Ange et l'Enfant
4La procession WV 88
5S'il est un charmant gazon
6La vase brisé
7Les cloches du soir
8Le mariage des roses
9Lied
10Ninon
11Nocturne
12Passez! Passez toujours!
13Robin Gray
14Roses et papillons FWV 81
15L' Émir de Bengador
16Le sylphe

Interpreten der Einspielung

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