
Naxos 8.557665
1 CD • 63min • 2004
09.08.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit der sechsten CD ihrer Mozart-Violinedition bei Naxos bringt die japanische Geigerin Takako Nishizaki diesmal vor allem Werke zu Gehör, deren Herkunft nicht alleine auf Mozart zurückzuführen ist. Denn abgesehen von den sechs Variationen KV 360 stammen die hier eingespielten Sonaten auch aus der Feder von Mozarts Schüler Abbé Maximilian Stadler (KV 402 und 403) bzw. von unbekannter Hand (Bearbeitung der Klaviersonate KV 570 für Violine und Klavier). So vervollständigte Stadler die unvollendet gebliebenen Sonaten aus dem Jahre 1781, während die Bearbeitung der 1796 entstandenen B-Dur-Sonate keinem konkreten Verfasser zugeschrieben werden konnte.
Von Kontrasten in der musikalischen Sprache oder gar einem Bruch ist jedoch nichts zu spüren. Zu sehr war Stadler mit Mozarts Handschrift verbunden bzw. orientiert sich die Bearbeitung am Violinsonaten-Modell der damaligen Zeit. Doch selbst wenn es diese Kontraste oder Brüche gäbe, wären sie auf dieser Ausnahme nur gedämpft und geglättet hörbar. Denn Takako Nishizaki und ihr Begleiter, der aus Texas stammende Pianist Benjamin Loeb, vermeiden es konsequent, Stellung zu dieser Musik zu beziehen. Ihr Verhältnis zum Notentext ist mehr ein editorisches denn ein interpretatorisches. Gekoppelt mit dem sauberen und ausgewogenen Spiel ergibt sich ein kühler, stellenweise auch eleganter Ansatz, dem jedoch entscheidende Nuancen fehlen.
So stellt sich beim Hören von KV 402 etwa die Frage, mit welchen Absichten etwa Mozart (bzw. Stadler) hier ein langsames Andante und eine kontrastreiche Fuge kombinierten. Die Antwort könnte in der Hervorhebung genau dieser Kontraste liegen, doch dies wird hier vermieden. Das Andante wird zwar sehr langsam und schwer musiziert, der Interpretation fehlt es jedoch an Gesanglichkeit; die folgende Fuge wiederum klingt schleppend, als hätte jemand ihre kinetische Energie abgesaugt. Was bleibt, ist ein Kompromiss.
Das Problem der fehlenden spielerischen Energie zieht sich leider fast durch die ganze Aufnahme. Takako Nishizaki und Benjamin Loeb spielen abseits der Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis mit ihrer Lebendigkeit in Agogik und Tongebung. Ihr Mozart wirkt brav und unverbindlich – ein Mozart-Bild, das ich eigentlich schon verändert glaubte.
Robert Spoula [09.08.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | 6 Variationen über ein Andantino KV 360 für Violine und Klavier | |
2 | Sonate Nr. 29 A-Dur KV 402 (ergänzt von M. Stadler) | |
3 | Sonate C-Dur KV 403 für Violine und Klavier (Fragment) | |
4 | Klaviersonate Nr. 17 B-Dur KV 570 |
Interpreten der Einspielung
- Takako Nishizaki (Violine)
- Benjamin Loeb (Klavier)