Schubert Deutsche Schubert-Lied-Edition 21 Poets of Sensibility Vol. 4
Naxos 8.557569
1 CD • 62min • 2004
04.05.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ein Programm wie dieses kann es nur auf Tonträgern geben. Die meisten Liedersänger vermeiden es, in ihren Konzerten die kurzen oder strophischen Gesänge Schuberts vorzutragen, weil mit ihnen nicht allzuviel Staat zu machen ist. Dabei handelt es sich hier oft um musikalische Kostbarkeiten, die unverdient im Schatten verbleiben. Das Hölty-Gedicht Die Mainacht wurde von Brahms in schwelgerischer Schönheit vertont, Schuberts schlichte und einfache Komposition ist kaum weniger berührend. Daß Schubert sich zur empfindungsvollen Lyrik des „Göttinger Hains“ (Hölty, Claudius, Stolberg, Gotter) hingezogen fühlte, kann nicht verwundern, da in diesen Naturpoesien jener schwermütige Grundzug enthalten ist, der auch für ihn ein essentielles Element bedeutete und der sich in seinem gesamten musikalischen Schaffens ausdrückte. Namentlich zwischen Hölty und Schubert scheint ein geheimer Gleichklang, eine Art „Sternenfreundschaft“ bestanden zu haben, beide sind jung gestorben, beide haben in ihrer todessüchtigen Poesie zueinander gefunden.
Wenn man die einigermaßen gängigen Lieder wie An die Nachtigall (Claudius), Erntelied (Hölty) oder das auch durch Jessye Norman bekannt gewordene An die Natur (Stolberg) abrechnet, hat man es mit einem ausgesprochenen Raritätenkonzert zu tun, das viele schöne Perlen enthält. Die beiden Stimmen – Sopran und Bariton – ergänzen einander auf glückliche Art und Weise. Birgit Steinberger zartes Organ schmiegt sich angenehm der Gesangslinie an. Die Sängerin besitzt sozusagen Leib und Seele für Schuberts musikalische Lyrik, sie trägt auch das – gewissermaßen außer Programm eingefügte – Wiegenlied (Schlafe, süßer holder Knabe) sehr empfindungsvoll vor. (Früher war das Lied Matthias Claudius zugeschrieben, jetzt gilt: Verfasser unbekannt). Wolfgang Holzmair vertritt einen Sängertypus, den es zu Schuberts Zeit häufig gegeben haben muß und den man entweder als hohen Bariton oder tiefen Tenor einstufen kann. Viele Schubert-Lieder, so auch die Winterreise, sind für diese Lage notiert. Ebenso wie seine Partnerin gefällt der Sänger durch ungekünstelten, klar artikulierenden Vortrag. Sein Legato-Gesang verläuft allerdings nicht immer einwandfrei.
Ulrich Eisenlohr hat – wie bereits zu wiederholten Malen auf der Naxos-Schubert-Edition – das „Fortepiano“ (Hammerklavier) als Begleitinstrument gewählt. Auch wenn der apart-heisere Klang des Instruments dem Liedkonzert eine ganz eigentümliche Färbung verleiht, sollte beachtet werden, daß Schubert in einer Epoche lebte und wirkte, in der sich – gerade in Wien – die Modernisierung der Tasteninstrumente bereits durchgesetzt hatte.
Clemens Höslinger [04.05.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Zufriedenheit D 501 | |
2 | Das Lied vom Reifen D 532 (1817) | |
3 | An die Natur D 372 (1816) | |
4 | Morgenlied H 266 (Willkommen, rotes Morgenlicht!, 1815) | |
5 | Blumenlied D 431 | |
6 | Pflicht und Liebe D 467 (1816) | |
7 | Erntelied D 434 (1816) | |
8 | Zufriedenheit D 362 (1815) | |
9 | Mailied D 503 (1816) | |
10 | Die Mainacht D 194 | |
11 | Am ersten Maimorgen D 344 (1816) | |
12 | An die Nachtigall op. 98 Nr. 1 D 497 (1816) | |
13 | Daphne am Bach D 411 (1816) | |
14 | Frühlingslied D 398 (1816) | |
15 | Phidile D 500 (1816) | |
16 | Die Knabenzeit D 400 (1816) | |
17 | An den Mond D 468 (Was schauest du so hell, 1816) | |
18 | An die Nachtigall D 196 (Geuss nicht so laut, 1815) | |
19 | Klage um Ali Bey D 496A (1816) | |
20 | Abendlied D 276 (1815) | |
21 | Winterlied D 401 (1816) | |
22 | Am Grabe Anselmos D 504 (1816) | |
23 | Die Laube D 214 (1815) | |
24 | Wiegenlied D 498 (Schlafe, schlafe, holder süßer Knabe, 1816) |
Interpreten der Einspielung
- Birgid Steinberger (Sopran)
- Wolfgang Holzmair (Bariton)
- Ulrich Eisenlohr (Klavier)