Pavento insano Pacini and Mercadante • Arias and Ensembles
Opera Rara ORR236
1 CD • 79min • 2005
29.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Beide, sowohl Saverio Mercadante als auch Giovanni Pacini, stehen im Schatten der großen Drei der Belcanto-Ära: Gioachino Rossini, Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini. Nicht nur der gemeinsame Platz in der „zweiten Reihe“ verbindet die beiden Komponisten; sie waren fast gleich alt, nur fünf Monate nach Mercadante (17. September 1795) wurde Pacini geboren (17. Februar 1796), beide im Süden Italiens, ersterer in Apulien, letzterer in Sizilien. Auch die fast gleichwertige Produktivität vereint sie: Pacini schuf gut siebzig Opern, Mercadante rund sechzig. Dass sie in der Frühzeit ihres Schaffens kaum aus dem übermächtigen Schatten Rossinis herauskamen, zählt ebenfalls zu ihren Gemeinsamkeiten. Selbst in ihrer Reifezeit lassen sich zahlreiche Parallelen verfolgen: die Suche nach dramatischem, emotionsgesättigtem Ausdruck mittels neuer harmonischer Effekte und innovativer Orchestrierungsmethoden, oft durch den Einsatz ungewöhnlicher Instrumentenpaarungen sowie die Verwendung des sogenannten „motivo spiegato“, breit fließender Kantilenen als Grundlage zahlreicher Ensembles und Concertati. Zu den hervorstechendsten Unterschieden, die das Schaffen Mercadantes und Pacini denn doch signifikant von einander abhebt, zählt vor allem ihr unterschiedliches musikalisches Temperament: während Mercadante breiter ausholt, eine monumentalere, aber auch behäbigere Schreibweise bevorzugt, ist diejenige Pacinis nervig gespannter, rhythmisch sprunghafter und voller Überraschungsmomente. Von den hier dargebotenen Auszügen stammen nur zwei aus frühen Werken, aus Mercadantes Andronico und Pacinis Cesare in Egitto. Es überwiegen Opern der mittleren Phase (Pacinis Il contestabile di Chester und Il corsaro sowie Mercadantes I Normanni a Parigi) und der späteren Zeit (Mercadantes Elena di Feltre, Leonora und Virginia sowie Pacinis Stella di Napoli und Allan Cameron).
Erfreulicherweise begeht man beim Label Opera Rara schon lange jenen Fehler nicht mehr, der viele hochinteressante Einspielungen von Opernraririssima letztlich entwertet, nämlich, dass man an den darbietenden Künstlern spart und damit letztlich allenfalls künstlerisches Mittelmaß anzubieten hat. Das aufgebotene Solistenteam ist tatsächlich von internationalem Standard: vor allem die Soprane Annick Massis und Majella Cullagh, die Mezzosopranistin Laura Polverelli, die Tenöre Bruce Ford und Kenneth Tarver sowie der Bariton Alan Opie vermitteln dank ihres gesanglichen Könnens einen repräsentativen Eindruck vom kompositorischen Können dieser beiden zu Unrecht im Hintergrund stehenden Komponisten.
Walter Fritz † [29.03.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giovanni Pacini | ||
1 | Che intesi! è lui che adoro | |
Saverio Mercadante | ||
2 | Parmi che alfin dimentica | |
Giovanni Pacini | ||
3 | Addio! ... la tua memoria (aus: Stella di Napoli) | |
Saverio Mercadante | ||
4 | Che tento? che spero? (aus: I Normanni a Parigi) | |
Giovanni Pacini | ||
5 | Ah! partir il voto o ciel... Deh tammentate almeno (aus: Il contestabile di Chester) | |
Saverio Mercadante | ||
6 | Nel seggio placido (aus: Andronico) | |
Giovanni Pacini | ||
7 | O bel lampo lusinghiero (aus: Cesare in Egitto) | |
Saverio Mercadante | ||
8 | Tu tremi, indegno (aus: Leonora) | |
Giovanni Pacini | ||
9 | O d'un re martire, alma beata (aus: Allan Cameron) | |
Saverio Mercadante | ||
10 | Paventa insano gli sdegni miei (aus: Virginia) |
Interpreten der Einspielung
- Annick Massis (Sopran)
- Laura Polverelli (Mezzosopran)
- Bruce Ford (Tenor)
- Majella Cullagh (Sopran)
- Kenneth Tarver (Tenor)
- Alan Opie (Bass)
- Roland Wood (Bass)
- Geoffrey Mitchell Choir (Chor)
- London Philharmonic Orchestra (Orchester)
- David Parry (Dirigent)