
RCA 82876777162
1 CD • 70min • 2005
01.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es ist dies bereits das siebte Lieder-Recital von Christian Gerhaher und Gerold Huber seit 1999 und man darf den beiden bestätigen, dass sie ihre symbiotische musikalische Partnerschaft weiter perfektioniert haben. Beide zeichnet ein exemplarisches Musizieren ganz im Dienste ihrer Kunst aus. Hier lehnt sich keiner eitel aus dem Fenster, drängt sich in die Position des Wortführers oder trachtet danach, den anderen zu übertrumpfen – übrigens auch ein Verdienst der exzellent ausbalancierten Aufnahmetechnik, wie man sie sich auch auf anderen Liedaufnahmen wünschen würde. Wenn sich einmal eine Dominanz des einen oder des anderen ergibt, dann ganz natürlich aus der Musik heraus, die eben hier dem Klavierpart den Vorrang zuteilt, dort wiederum dem Sänger. Eine Ausgeglichenheit wie die zwischen Klavier und Stimme zeichnet auch die verschiedenen Komponenten von Gerhahers Singen aus. Hier stimmt alles, hier ist alles im Lot, hier gibt es weder „Macken“ zu bekritteln noch Vorzüge gegen Fehler aufzurechnen. Die Artikulation des Baritons ist präzise, ohne singschauspielerhaft pointiert und aufdringlich zu sein, vor allem beim perfekten Vokalausgleich je nach Tonhöhe. Der Stimmansatz ist vorbildlich, unabhängig vom dynamischen Grad, das Einschwingen des Tons erfolgt sofort und mit gleichmäßigem Vibrato. Die Messa di voce, d.h. das stufenlose An- und Abschwellen der Stimme, gelingt mühelos, flexibel und stetig. Zu den besonderen Stärken Gerhahers gehört, dass er sich völlig jenes „didaktischen Singens“ enthält, das man immer wieder Dietrich Fischer-Dieskau vorgeworfen hat. Damit ist eine Interpretationshaltung gemeint, die nicht nur das zu Singende wiedergibt, sondern gleichzeitig das von Komponist und Textdichter „Gemeinte“, die dem Publikum gleichsam mit erhobenem Zeigefinger bedeutet, wie das soeben Gehörte zu verstehen sei. Gerhaher hingegen tritt völlig hinter Musik und Text zurück und vermittelt damit beides suggestiver als all jene singenden Oberlehrer, die glauben, klüger zu sein als die künstlerischen Schöpfer. Damit versinkt er aber keineswegs in interpretatorische Unverbindlichkeit und Gesichtslosigkeit, sondern – und diese Balance ist nun einmal ungemein heikel – wahrt die Individualität seiner Gestaltung.
Walter Fritz † [01.03.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Bei dir allein op. 95 No. 2 D 866 Nr. 2 | |
2 | Abendbilder D 650 (1819) | |
3 | Himmelsfunken D 651 (1819) | |
4 | Daß sie hier gewesen D 775 | |
5 | Drang in die Ferne D 770 | |
6 | Am Fenster op. 105 No. 3 D 878 (1826) | |
7 | Auf der Bruck D 853 | |
8 | Des Fischers Liebesglück D 933 | |
9 | Der Winterabend D 938 | |
10 | Das Zügenglöcklein D 871 (1826) | |
11 | Alinde op. 81 No. 1 D 904 (1827) | |
12 | Fischerweise op. 96 No. 4 D 881 | |
13 | Im Abendrot D 799 | |
14 | Der Musensohn op. 92 No. 1 D 764 | |
15 | Du bist die Ruh D 776 | |
16 | Greisengesang D 778 (1823) | |
17 | Willkommen und Abschied D 767 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Gerhaher (Bariton)
- Gerold Huber (Klavier)