Walbeck-Kerkeling Das Klavierduo
Mons Records MR 874400
1 CD • 54min • 2005
02.10.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eine Klavierduo-Premiere – denke ich – auf Compact Disc! Walbeck – (Hape?) Kerkeling. Ich leiste mir diesen humoristisch verbogenen Ausrutscher, denn der Mons Records-Produzent leistet sich die Ungehörigkeit, im Begleitheft nicht ein Wort über das – wenigstens auf Kahnfahrt abfotografierte – Duo zu verlieren. Keine Vornamen, keine biografischen Angaben und dann kaum überraschend: keine Aufnahme-Daten. Auch der Bearbeiter der Moldau wird nur als „K. Kaufmann“ genannt. Nach mehr als 100 Jahren Tonträgern sollte sich doch eine gewisse Übereinstimmung in der Transparenz des Übermittelten eingestellt haben. Vielleicht sind es die Grafiker, die CD-Designer, die das Sagen und Drucken haben – im Widerspruch zu den Konsumenten und letzten Endes auch zu jenen Hörern (und Lesern), die beruflich mit ihren Produkten zu tun haben – und diese möglichst auch protegieren sollen!
In den Ravel- und Reger-Komplexen bestätigen Walbeck – Kerkeling anschmiegsame, auch kräftige Klangqualitäten und bieten in der Koordination ihrer je eigenen Inventionen das Klangbild eines gewachsenen, vitalen Duos. Das hat Hand und Fuß (auch was die Pedalisierung anbelangt). Die wundersame Ravel-Geschichte hat Charme, Hintergründigkeit und am Ende genügend Biss. Die Reger-Aufnahme darf ich jedem empfehlen, der sich mit diesen bald verqueren, bald hoheitlich naiven Auseinandersetzungen mit einem fast volksliedhaften Thema auseinandersetzen möchte.
Probleme bereitet mit die etwas – besonders zu Beginn – mechanische, etüdenhafte Beschäftigung mit der Moldau. Gleichsam im Urzustand des Flusses sollten die „Flöten“-Dialoge indirekter, verborgener, gleichsam Wachstum versprechender angeschlagen, angestreichelt kommen. Ich empfehle jedem, der sich mit diesem landeskundlich-nationalen Thema auf die musikalische Reise zu begeben wagt, den auf TDK-DVD dokumentierten Probenmitschnitt mit Ferenc Fricsay und dem Südfunk Sinfonieorchester anzuschauen und zu beherzigen. Neben den Proben-Mitschnitten mit Carlos Kleiber ist dieses liebevoll-fanatische Moldau-Erleben, dieses bis ins kleinste naturalistische und darüber hinaus auch volksmentale Detail-Feilen im Verlauf einer Probe eines der faszinierendsten Beispiele musikalischer Feinarbeit. In diesem Zusammenhang bieten Walbeck – Kerkeling nur ordentliches Klavierspiel im Sinne einer Moldau, die in ihren Bedeutungs-Stationen ein beliebtes Stück bleibt, nicht aber wirklich erkannt wird.
Peter Cossé † [02.10.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Bedřich Smetana | ||
1 | Die Moldau | |
Maurice Ravel | ||
2 | Meine Mutter, die Gans für 2 Klaviere (Cinq pièces enfantines - Bearb. für 2 Klaviere) | |
Max Reger | ||
3 | Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. 132a for 2 Pianos (1914) |
Interpreten der Einspielung
- Walbeck-Kerkeling - Das Klavierduo (Ensemble)