
OehmsClassics OC 571
1 CD • 65min • 2005
26.09.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Von Emil Scaria, dem berühmten Sänger der Wagner-Zeit, wird berichtet, daß er die Nummer 3 aus Schumanns Dichterliebe, das Lied Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne in einem einzigen Atemzug durchsingen konnte. Solche Kunststücke, die einst zu anfechtbarer Nachahmung verleitet haben, sind heute zum Glück nicht mehr gefragt, und wenn Roman Trekel bei diesem Lied drei- oder viermal Atem holt, so wird ihm dies niemand zum Vorwurf machen. Was an diesem Sänger so imponiert, ist das Ehrliche und Unkomplizierte seines Vortrags. Da gibt es nichts „Gemachtes“, Vorgetäuschtes, nichts vorgeblich „Mystisches“, nichts Getüfteltes und Gesäuseltes – klar und offen, mit natürlichem Empfinden, stellt sich sein Zugang zu den musikalischen Kunstwerken dar. Als Basis besitzt der Sänger ein perfektes Vokalinstrument von sympathischem Klang, eine markige, auch metallische Baritonstimme, die weder in der Tiefe noch in der Höhe ein „Loch“ hat und in allen Lagen und Tonschattierungen mit Sicherheit und Selbstverständlichkeit funktioniert. Mit diesem kräftig-männlichen Rüstzeug unterscheidet er sich beträchtlich von jenen „Zellophan-Stimmen“, die so häufig im Reich des Kunstlieds herumgeistern. Roman Trekel zählt nicht mehr zu den ganz Neuen unter den deutschen Liedersängern, aber es spricht für ihn, daß er die hohen Hoffnungen, die von Anfang an auf ihn gesetzt wurden, reichlich erfüllt hat und immer noch in seiner künstlerischen Entwicklung fortschreitet.
Sein Schumann-Heine-Konzert bezeugt eine der besten bisherigen Leistungen Roman Trekels als Liedersänger. Die gesangliche Souveränität, die deutliche Aussprache, die nie bis zur Übersteigerung vordringende Verinnerlichung im Vortrag, das Lebendige seiner Darstellung, kurz alle guten Eigenschaften des Sängers finden sich hier aufs schönste vereinigt. Selbst hundertmal gehörte Kompositionen wie Dichterliebe oder Die beiden Grenadiere erfahren in dieser Wiedergabe den Klang der Neuheit. Dies ist nicht zuletzt auch ein Verdienst des Klavierbegleiters Oliver Pohl, dessen feines Sensorium für Robert Schumanns Musik in jedem Anschlag spürbar wird.
Clemens Höslinger [26.09.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Dichterliebe op. 48 (Liederzyklus nach Gedichten von Heinrich Heine) | |
2 | Dein Angesicht op. 127 Nr. 2 (aus: Fünf Lieder und Gesänge op. 127) | |
3 | Die beiden Grenadiere op. 49 No. 1 | |
4 | Die feindlichen Brüder op. 49 Nr. 2 | |
5 | Belsazar op. 57 (1840) | |
6 | Abends am Strand op. 45 No. 3 (1840) | |
7 | Liederkreis op. 24 (Liederzyklus nach Gedichten von Heinrich Heine) |
Interpreten der Einspielung
- Roman Trekel (Bariton)
- Oliver Pohl (Klavier)