OehmsClassics OC 522
2 CD • 50min • 2005
11.01.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eigentlich sagt Stanislaw Skrowaczewski in seinem Geleitwort alles, was es zum Beginn dieser neuen Gesamtaufnahme zu sagen gibt: Es handelt sich um Musik von „großartigem Reichtum”, deren Wiedergabe eine „perfekte Ausgewogenheit nicht nur zwischen den Hauptgruppen des Orchesters, sondern sogar bis in die Akkorde hinein” erfordert. Eine blindgläubige Befolgung der (umstrittenen) Metronomangaben geschieht „häufig zum Schaden der Musik, ihres Inhals, ihrer Botschaft, Majestät oder Kraft”. Und wenn man die Werke auf modernen Instrumenten aufführen will, muß das der Dirigent „mit seinem Wissen, Geschmack, Gefühl und seiner Auffassung der Musik” bewältigen.
Irgendwie kommt mir das bekannt vor! Genauso bekannt wie die musikalischen Resultate dieser Allerweltsworte, wobei den Interpretationen ein genereller Hang zur radikalen „Sforzatisierung” der Musik zu attestieren ist, der ein gewisses Maß an äußerliche Aufregung garantiert – es ist eben immer wieder spannend zu hören, wie Beethoven oft mit brachialer Gewalt gegen Taktstriche und regulär-klassische Phrasen revoltiert. Zudem sind aufgrund der deutschen Sitzordnung des Orchesters schöne rechts-links-Kombinationen zwischen den ersten und zweiten Violinen zu verzeichnen, und auch das eine oder andere klangliche Detail hat seinen speziellen Reiz (man nehme die wispernden ersten Geigen in der Durchführung des Kopfsatzes der zweiten Sinfonie). Was nun aber die „Botschaft, Majestät und Kraft” der beiden hier vorliegenden Werke angeht, will sich keine klare Linie abzeichnen. Wobei das Opus 36 ungeachtet der flachen, wenig räumlichen Klangstaffelung noch die in sich geschlossenere, überlegtere Interpretation erlebt, während die Eroica in der Wahl ihrer Tempi, in der Willkür agogischer Entscheidungen und einer gelegentlich geradezu mechanischen Laxheit (vor allem im lustlos nudelnden Trio des dritten Satzes) allenfalls die Grundbedingungen einer Aufführung erfüllt.
Skrowaczewski ist ein viel zu guter Dirigent, als daß er derlei hätte durchgehen lassen dürfen. Doch es scheint, daß er es genauso haben wollte, denn wie anders wäre es zu erklären, daß die dritte Sinfonie als Live-Mitschnitt und nicht, wie ihr älteres Geschwister, in einer Studio-Produktion veröffentlicht wurde? Es müßte schon gewaltig was passieren, um die reichlichen Nebengeräusche – vom gelegentlichen Rumpeln im Orchester bis zu vernehmlichen Gesangseinlagen am Pult – zu rechtfertigen. Das aber ist nicht der Fall.
Rasmus van Rijn [11.01.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 | |
2 | Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 (Eroica) |
Interpreten der Einspielung
- Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (Orchester)
- Stanislaw Skrowaczewski (Dirigent)