Bach Brandenburg Concertos
naïve OP 30412
2 CD+DVD • 2h 23min • 2005
15.12.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Zehn Punkte vergibt man bei einer Gesamtaufnahme der Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach gewiss nicht leichtfertig – zu groß ist gerade hier (rund 40 Gesamteinspielungen) die Phalanx an beeindruckenden und ihrer Weise jeweils maßstabsetzenden Einspielungen. Wenn Alessandrini und seinem Ensemble diese Höchstwertung dennoch guten Gewissens gegeben werden kann, dann hat das, wie zu vermuten steht, vielerlei Gründe. Was Alessandrini hier in knapp 200 Minuten bietet ist, bei aller Hörroutine, schlichtweg atemberaubend. Die Italiener entfachten bei der Aufnahme im römischen Palazzo Farnese ein wahres Feuerwerk an barocker Pracht und lebendiger Klangrede jenseits akademischer Noblesse wie man ihm auf Tonträger nur selten begegnet. Das hat nichts mit den schwindelerregenden Geschwindigkeitsexerzitien Reinhard Goebels zu tun oder den nachgerade expressionistisch anmutenden Lesarten von Giardino Armonico, nein, Alessandrini hat sich, das merkt der Hörer in jedem Takt, mit äußerster Akribie in den Notentext vergraben und dabei doch keine Sekunde den Blick für die gesamte Perspektive verloren. Die „Brandenburgischen“, sie erklingen wie ein restauriertes Fresko, das nach hundert Jahren endlich wieder all seine Farben und Geschichten in plastischer barocker Bildsprache mitteilen kann. Das fängt bei dem ersten Concerto an, das für Alessandrini (man lese bitte seinen instruktiven Begleittext) keine Reminiszenz an den französischen Stil darstellt, sondern ganz prall eine Jagdszene imaginiert, saftig, zupackend, in seinen deftigen Assymetrien jeden Milimeter des Notentextes auskostend. Das zweite Konzert: Eine triumphierend, leuchtende Paraphrase im italienischen Stil. Das Dritte: Ein virtuoser Wettstreit mit kontrapunktischer Verdichtung, dramatisch von den Celli grundiert, hart in der Attacke der Violinen. Die Schluss-Gigue hat auch bei Alessandrini hohen Drive, ohne jedoch ins atemlos Verhetzte abzugleiten, dafür bleiben die Figurationen viel zu präzis durchphrasiert. Man könnte jetzt noch viele Details hervorheben, doch die Botschaft ist immer die Gleiche: Diese Aufnahme hat wirklich Referenzcharakter – an Präzision und mediterraner Spielfreude kommt ihr derzeit keine andere gleich.
Norbert Rüdell [15.12.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Brandenburgisches Konzert Nr. 1 F-Dur BWV 1046 | |
2 | Brandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur BWV 1047 | |
3 | Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048 | |
4 | Sinfonia major | |
5 | Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049 | |
6 | Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050 | |
7 | Brandenburgisches Konzert Nr. 6 B-Dur BWV 1051 | |
Unbekannt | ||
8 | Rinaldo Alessandrini & Concerto Italiano record the Brandenburg Concertos (ein Film von Philippe Béziat) |
Interpreten der Einspielung
- Concerto Italiano (Orchester)
- Rinaldo Alessandrini (Dirigent)