BIS BIS 1353
1 CD/SACD stereo/surround • 67min • 2004
19.01.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das schwedische BIS-Label spannt in der vorliegenden Produktion drei der renommiertesten skandinavischen Klassik-Künstler zusammen: Der Klarinettist Martin Fröst, der Cellist Torleif Thedéen und Roland Pöntinen am Klavier gehören schon seit Jahren zum Urgestein des BIS-Katalogs und sind darin mit zahlreichen Aufnahmen vertreten.
Im Zentrum der Aufnahme stehen drei späte Werke mit Klarinette von Johannes Brahms. Zwanzig Jahre lang hatte Brahms die Bläserkammermusik gemieden, bis er 1891 vom Dirigenten Fritz Steinbach auf den herausragenden Klarinettisten Richard Mühlfeld aufmerksam gemacht worden war. Mühlfeld war seinerzeit von Hans v. Bülow zunächst als Geiger (sic!) ins Meiniger Hoforchester verpflichtet worden. Später jedoch wurde er dessen 1. Klarinettist sowie Klarinettist im Bayreuther Festspielorchester und letztendlich musikalischer Leiter des Meininger Hoftheaters. Brahms hielt große Stücke auf Mühlfeld, bezeichnete ihn schlichtweg als den besten Bläser, den er überhaupt kenne. Dieser Begegnung verdanken wir jene herrlichen vier späten Kammermusikwerke, die Brahms der Klarinette geschenkt hat. Drei davon (es fehlt nur das Quintett op. 115) sind hier exemplarisch eingespielt.
Es ist offensichtlich, dass Fröst/Pöntinen ein erfahrenes, aufeinander eingeschworenes Team sind, bemerkenswert, wie organisch sich ihre Linienführungen einander die Hand geben, sie sich die Bälle zuspielen, ohne je den Faden zu verlieren. Der erste Satz der F-Dur-Sonate gerät Fröst für mein Dafürhalten insgesamt noch etwas grob, auch die Intonation bewegt sich zeitweilig an der Obergrenze; doch schon im zweiten Satz gibt es Momente von beeindruckender Verinnerlichung. Interessant dabei, dass Fröst ab und an auch ein zartes, dezentes Vibrato wagt (ein bei Klarinettisten eher seltenes Ausdrucksmittel). Herrlich gelingt der auch kompositorisch höchst gelungene Schlusssatz der Es-Dur-Sonate. Fast scheint es, als ob entsprechend auch der Cellist Torleif Thedéen seine Einspielphase benötigte: Im ersten Satz des Trios op. 114 mag sein fast überemotionaler Ansatz mit heftigem Vibrato und Portamenti so gar nicht zu Frösts eher zurückhaltendem Spiel passen, später jedoch finden die Musiker besonders in den leiseren, stilleren mezza-voce-Passagen (etwa am Ende des ersten Satzes) zu einem glücklichen, überzeugend-stimmigen Konsens, in dem sich letztlich auch Thedéens außerordentliche musikalische Qualtitäten offenbaren.
Die Aufnahme dieser SACD klingt vorzüglich, das Booklet bietet in drei Sprachen konzise Informationen zu den Werken und zu den Künstlern.
Heinz Braun † [19.01.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Klarinettensonate f-Moll op. 120 Nr. 1 | |
2 | Klarinettensonate Es-Dur op. 120 Nr. 2 | |
3 | Trio a-Moll op. 114 für Klarinette, Violoncello und Klavier |
Interpreten der Einspielung
- Martin Fröst (Klarinette)
- Roland Pöntinen (Klavier)
- Thorleif Thedéen (Violoncello)