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Besprechung CD

OehmsClassics OC 532

1 CD • 73min • 2004

20.10.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Werkfolge dieser Michael Korstick-Premiere für das rührige Oehms-Label mag im ersten Moment ein wenig überraschen, denn zahlreiche Beethoven-Variationen ließen sich als programmatische Begleiterscheinungen zu den kapitalen Diabelli-„Veränderungen“ platzieren. Korstick hat sich für die wehmütigen, in manchen Passagen geradezu verwunschenen f-Moll-Variationen Haydns entschieden – vielleicht in der Absicht, von zwei einander verpflichteten Autoren die jeweils wichtigsten Variations-Zyklen einander gegenüberzustellen. Und der Hörer kann sie ja auch in umgekehrter Reihenfolge abspielen, nämlich im Sinne historischer Chronologie.

Korstick überzeugt auf seiner langen Wegstrecke durch den irdischen Kosmos der Diabelli-Düpierungen, indem er auf der einen Seite nichts dem Zufall überlässt (klare Diktion, energische, aber niemals überheizte Zeitmaße, unmissverständliche Charakterisierung der jeweiligen Themenatmosphäre im Wechselspiel zwischen Humor, Ernst und Ätzkraft!), im weitläufigen Terrain dieses Werkes aber auch Gelegenheit findet, sich spielend zu verlieren. Das heißt nun nicht, dass er von der Linie des Gebotenen abweichen würde, aber die günstigen Augenblicke des Momentanen, des spontan Erlebten prägen vor allem die mobileren Passagen, als könnte dieser eminente Musiker im nächsten Augenblick auch eine andere Variante aus der tiefen Tasche seiner ästhetischen Möglichkeiten ziehen. Ich wage das zu behaupten, weil einige der Diabelli-Versionen (so etwa jene Friedrich Guldas /BASF) das rund einstündige Werk wie einen grandiosen Schraubstock erklingen lassen, in dem sich der Hörer – fasziniert, aber auch gepeinigt – dem Trommelfeuer der Finger und dem Unausweichlichen gehärteter Lyrik ausgesetzt fühlt. Korstick bietet diese Variationen gelockert, ohne je deren Folgerichtigkeit, deren werkinterne Gruppenlogik aufs Spiel zu setzen. So reiht sich dieser 1955 in Köln geborene Pastorensohn in die erste Reihe der bedeutenden „Diabelli“-Wagemutigen ein, vor denen sich seit jeher ein Notenberg auftürmt, der zu bewältigen ist, mit dem man jedoch in Wahrheit niemals fertig wird.

Peter Cossé † [20.10.2005]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
133 Variationen über einen Walzer von Diabelli C-Dur op. 120 (Diabelli-Variationen)
Joseph Haydn
2Andante con variazioni f-Moll Hob. XVII:6

Interpreten der Einspielung

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