Johann Sebastian Bach
Oster-Oratorium BWV 249

Carus 83.212
1 CD • 80min • 2004
14.09.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ein musikalisches Doppelporträt des Thomaskantors Johann Sebastian Bachs und seines Sohnes Carl Philipp Emmanuel, der als Director Musices in Hamburg 1767 seinem Paten Georg Philipp Telemann nachfolgte, unternimmt diese CD. Dem elfsätzigen Osteroratorium von Vater Bach liegt eine Huldigungsmusik an den Weißenfelser Herzog Christian aus dem Jahr 1725 zugrunde. Diese als „Parodie “ bezeichnete Wiederverwendung von weltlicher Musik, die für einen besonderen Anlaß entstanden war, taucht in Bachs Werk immer wieder auf und dokumentiert das Bestreben des selbstbewußten Komponisten, eine gute und aufwendige Arbeit nicht nach einmaliger Verwendung für den festlichen Anlaß gewissermaßen im Regal verstauben zu lassen, sondern als geistliche Musik einem Korpus einzufügen, das dank der jährlichen Wiederkehr der liturgischen Ereignisse eine mehrmalige Verwendung der Komposition ermöglichte. Nie wandte Bach übrigens dieses Verfahren in umgekehrter Weise an, das wäre dem frommen Mann als Profanierung der religiösen Sphäre erschienen. Sein Osteroratorium führte Bach mit geringfügigen Veränderungen mindestens viermal auf.
Carl Philipp Emmanuel Bachs Dankhymne an die Freundschaft ist im Januar 1785 entstanden, da war der Hamburger Bach bereits über 70 Jahre alt (ein Alter, das sein mit 65 Jahren verstorbener Vater nicht hatte erleben dürfen; außer dem älteren Bruder Wilhelm Friedemann, der mit 74 Jahren genauso alt wurde wie Carl Philipp, erreichte keiner der beiden jüngeren Brüder das 65. Lebensjahr). Die beschwingte Komposition ist offensichtlich als Ehrenmusik anläßlich des Geburtstags einer hochgestellten Persönlichkeit entstanden, der sich Carl Philipp angesichts der Qualität des Werkes durchaus verbunden gefühlt haben dürfte. Das Werk atmet aufklärerische Religiosität und wird belebt durch den Geist des empfindsamen Stils, dessen Protagonist dieser Bach war, der zu Lebzeiten berühmter war als sein allseits geachteter Leipziger Vater. An den Schluß des Werks fügte C. P. E. Bach sein berühmtes Heilig an, die großartige Bearbeitung des 150. Psalms, dessen Effekts er sich bei seinen Zeitgenossen immer sicher sein konnte. Noch heute verfehlt die Verquickung der Choralmelodie Lobt Gott, ihr Christen allzugleich mit einem Chorsatz auf die Worte die Worten des 150. Psalms ihre Wirkung nicht und weist den Sohn als einen würdigen Nachfolger seines Vaters aus, der ganz und gar in seiner eigenen Zeit steht. Ebenbürtiges hat nur Haydn in seinen späten Oratorien geleistet!
Frieder Bernius stellt mit dieser Einspielung aufs neue die Perfektion seiner Ensembles ebenso wie seine Stilsicherheit unter Beweis: Dieses Porträt zweier grandioser Komponisten, die jeweils ihrer Epoche ihren Stempel aufgedrückt haben und dabei noch zufällig Vater und Sohn waren (was der Sohn nie geleugnet hat!) wird so leicht nicht seinesgleichen finden!
Detmar Huchting [14.09.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Oster-Oratorium BWV 249 | |
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
2 | Danket dem Herrn (Kantate, 1785) | |
3 | Heilig Wq 217 |
Interpreten der Einspielung
- Joanne Lunn (Sopran)
- Elisabeth Jansson (Alt)
- Jan Kobow (Tenor)
- Gotthold Schwarz (Baß)
- Kammerchor Stuttgart (Chor)
- Barockorchester Stuttgart (Orchester)
- Frieder Bernius (Dirigent)