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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Channel Classics CCS SA 21704

1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2004

06.05.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Wie oft ärgert man sich im Konzert oder beim Hören von Aufnahmen über misslungene Interpretationen gerade der vierten Sinfonie von Tschaikowsky: Da wird instrumental dick aufgetragen, durchweg zu satt im Ton, oft zu aufdringlich und pauschal musiziert, mit kräftigen Portionen an Pathos, Sentimentalität und anderem mehr.

Ivan Fischer geht da (zum Glück) einen anderen Weg. Seine Interpretation mit dem glänzend disponierten Budapester Festival Orchester lässt von Anfang an aufhorchen. Er nimmt zuallererst den Tschaikowsky’schen Text ernst und befreit ihn vom Ballast einer langen falschen Aufführungstradition. Das heißt nun nicht, daß er uns einen anämischen oder gar affektfreien Tschaikowsky vorführt. Fischer betont sogar in einigen Bemerkungen zu den Werken: „Schon bei den ersten tragischen Akkorden in ,Romeo und Julia’ oder schon bei den ersten kraftvollen Schlägen der vierten Sinfonie befinden wir uns in einer schicksalhaften, leidenschaftlichen Welt, die mit Modulationen, Wiederholungen und Sequenzen ihren steten Lauf nimmt... Wir sind umgeben von Wünschen, Träumen und Schicksalsschlägen, die alle stärker sind als wir selber... Tschaikowskys Helden werden von starken, unvermeidlichen Kräften und Gefühlen geleitet oder zerrissen.“

Fischer lässt schlank, direkt, sehr differenziert, mit großem Ausdrucksreichtum, dynamisch weit, aber immer subtil, nie pauschal und nie knallig musizieren. Die Faktur der Musik liegt immer klar zutage. Seiten- oder Nebenthemen gehen nie unter, das Geflecht der Stimmen ist mustergültig zu hören. Dazu gestaltet Fischer den Ablauf der Sätze überaus flexibel. Feine Temporückungen wirken oft Wunder. So wird beispielsweise das die Sinfonie eröffnende Fanfarenthema nicht einfach geradlinig, sondern mit Akzent und leichter Modifizierung des Tempos musiziert und so sinnfällig gegliedert. Leise geht es in den Hauptsatz, der ebenfalls sehr flexibel musiziert wird. Sehr geradlinig und farbig kommt das Andantino in modo di canzona – ganz ohne falsches Gefühl, dafür sehr farbig, innig und wo nötig sehr zurückgenommen oder auch geheimnisvoll.

Das Scherzo hat Drive und Virtuosität, das Finale ist schließlich, wie gefordert, „con fuoco“, feurig und mitreißend, wo nötig auch sehr dreinfahrend, aber immer differenziert und ersäuft nicht in monumentalem Klang. Bei aller Aufmerksamkeit fürs Detail und die Klarheit kommt die Dramatik des Werkes nicht zu kurz.

Was für die Interpretation der Sinfonie gesagt wurde, gilt auch für die der Fantasieouvertüre Romeo und Julia: Sie ist, ganz wie ihr Sujet, elegisch, sehnsüchtig, dramatisch, bedrohlich und traurig. Das bestens disponierte Budapester Festival Orchester spielt beide Werke mit äußerster Präzision, mit Virtuosität und klanglich sehr ausgefeilt.

Eine Aufnahme, die geeignet ist, die Tschaikowsky-Skeptiker, gar -Verächter umzustimmen oder gar für diesen Komponisten zu begeistern!

Dr. Helge Grünewald [06.05.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Peter Tschaikowsky
1Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36
2Romeo und Julia (Fantasie-Ouvertüre nach Shakespeare) – Andante non tanto quasi moderato

Interpreten der Einspielung

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