cpo 999 881-2
1 CD • 62min • 1992
30.03.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wie viele große Musiker vor und nach ihm steht auch Artur Schnabel in einer Reihe großer Interpreten, die zugleich auch Komponisten waren. Schon früh trat er in Berlin als Komponist in Erscheinung und stand später musikalisch dem Schönberg-Kreis nahe. Sämtliche Kompositionen der vorliegenden CD sind Ersteinspielungen und stammen aus der Zeit des amerikanischen Exils.
Das fünfte Streichquartett aus dem Jahr 1940 ist viersätzig in der Anlage, post-schönbergisch im Duktus und klanglich spröde. Das eröffnende Allegro, von äußerster Dichte und polyphoner Faktur, wirkt aufgrund des schwachen, wenig prägnanten melodischen Materials konturlos und unpersönlich. Der zweite Satz, ein Scherzo von surrealer Klanglichkeit, ist faßlicher, ebenso wie das zarte Adagio und der rhythmisch prononcierte, motorische Schlußsatz. Das Pellegrini-Quartett spielt tadellos – virtuos und engagiert.
Schnabels Klaviertrio entstand 1945 für das Albeneri-Trio. Zwar gelingt ihm in diesem Werk der spielerische Umgang mit dem motivischen Material besser als im Quartett, doch überzeugt auch hier der melancholische, nachtstückhafte langsame Mittelsatz mehr als die Ecksätze. Diese Stärke Schnabels manifestiert sich auch in den sieben Klavierstücken von 1946/47, lakonisch-prägnanten, pointillistischen Miniaturen, bei denen besonders diejenigen Sätze am spannendsten gelingen, in denen er sich auf das Wesentliche konzentriert. Die kleine Form scheint mir ganz allgemein Schnabels kompositorischem Potential besser zu entsprechen. Mit seinem feinen, kontrastreichen Spiel ist Benedikt Koehlen ein engagierter Anwalt dieser Werke, wie überhaupt das interpretatorische Niveau der Einspielung durchweg hoch ist.
Fraglich bleibt für mich allerdings, ob diese musikalische Ausgrabung von dauerhaftem Wert ist; die Musik hinterläßt in weiten Teilen den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit. Auf der Rückseite der CD-Hülle hat sich bei der Trackangabe der Klavierstücke ein Fehler eingeschlichen: sie beginnen bereits mit Track 8 und nicht mit Nummer 11. Diese CD dürfte wohl eher für hartnäckige Sammler zeitgenössischer Musik mit einem Hang zu enzyklopädischer Vollständigkeit denn für den Klassik-Liebhaber gedacht sein.
Heinz Braun † [30.03.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Artur Schnabel | ||
1 | Streichquartett Nr. 5 | |
2 | Klaviertrio | |
3 | Sieben Klavierstücke |
Interpreten der Einspielung
- Benedikt Koehlen (Klavier)
- Ravinia Trio (Klaviertrio)
- Pellegrini-Quartett (Streichquartett)