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Besprechung CD/SACD stereo/surround

BIS SACD 1172

1 CD/SACD stereo/surround • 71min • 2003

22.11.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

In keiner anderen Gattung lässt sich die künstlerische Entwicklung Beethovens so gut verfolgen wie in der Kammermusik. Angefangen von den Klaviertrios Opus 1 bis zu den späten Streichquartetten durchzieht die sich stetig steigernde Konzentration der musikalischen Aussage sein Œuvre wie einen roten Faden. Die vorliegende Aufnahme des international besetzten Kempf Trios ist insofern interessant, als sie eines von Beethovens ersten offiziellen Werken aus der Reihe des Opus 1 mit seinem letzten Klaviertrio kombiniert.

Die beiden Interpretationen sind, obwohl insgesamt sehr rund und fließend, insofern recht verschieden, als die historischen Ausgangspositionen gleichsam mitgedacht werden. Beim c-Moll-Trio, dem dritten Werk der Reihe Opus 1, ist der Geist Haydns oder Mozarts trotz des oft tragischen oder subjektiv leidenschaftlichen Werkcharakters in jeder Nuance präsent. Das elegante, vom Klavier getragene Spiel mit den Motiven ist ausgesprochen feinnervig und klar, selbst die emotional aufgeladenen Passagen wie zu Beginn der Exposition klingen ausgewogen und kontrolliert. Der gesamte Kopfsatz wie auch das Finale werden mit einer kultivierten Unruhe musiziert. Beethoven wird mehr als Klassiker denn als Revolutionär präsentiert. Sehr mozartianisch und mit viel innerer Ruhe zeigt sich auch der langsame Satz. Die drei Musiker spielen dabei mit blindem Einverständnis, die Tongebung ist schlank und entspricht dem Gestus der Musik. Eine unprätentiöse und sehr überzeugende Interpretation.

Deutlicher tritt die Janusköpfigkeit Beethovens zwischen Klassik und Romantik bei Opus 97, dem „Erzherzog Johann Trio“ hervor. Das 1811 entstandene Werk vereinigt kompositorische Strenge, intelligenten Spielwitz, klassisches Augenmaß und poetische Tiefe zu einem Stück voller Klangmagie und Überraschungen. Die drei Herren des Kempf Trios meistern diese Herausforderung, indem sie dem Notentext keine außermusikalischen Deutungen abgewinnen, sondern ihn schlicht in Klang umsetzen. Dort, wo die Musik einem Gesang gleicht – etwa zu Beginn der Kopfsatzes oder im Andante cantabile – lassen Freddy Kempf, Pierre Bensaid und Alexander Chaushian ihre Instrumente singen; wo Beethoven schwungvoll verwickelte Passagen notiert, erklingt die Musik gleichsam tänzerisch verspielt; wo im Scherzo die Noten einander jagen, entwickelt das Kempf Trio ein schnurrendes Uhrwerk. Und wenn Beethovens musikalische Rhetorik im Vordergrund steht, wie etwa in der Durchführung des Kopfsatzes, verstricken sich die Instrumente in ein intimes Zwiegespräch. Es ist dem wachen Gehör der drei Musiker zu verdanken, daß sich die einzelnen Instrumente ganz dem Gesamtklang unterordnen und sich so die klangsinnlichen Nuancen dieser Musik überzeugend entfalten können.

Das Klangbild dieser im 5.0 Surround Sound aufgenommen SACD ist auch im Stereo-CD-Format ausgesprochen offen und natürlich. Die Streicher, vor allem aber die Violine, werden mit einer sehr feinen Obertonzeichnung wiedergegeben, das Klavier klingt schlank und transparent.

Robert Spoula [22.11.2004]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Klaviertrio c-Moll op. 1 Nr. 3
2Klaviertrio B-Dur op. 97 (Erzherzog-Trio)

Interpreten der Einspielung

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