cpo 999 998-2
1 CD • 71min • 2003
30.08.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ein weiteres Mal leisten Gottfried Rabl und das Radio Symphonieorchester Wien mit äußerster Sorgfalt und größtem Engagement ein Stück Ehrenrettung für die Sinfonien von Egon Wellesz (1885-1974). Auch diesmal mußte Rabl aufgrund des schlechten Zustandes das Orchestermaterial neu edieren – diesmal im Falle der wertvollen ersten Sinfonie, die in manchem wie ein unbekanntes Meisterwerk von Hindemith wirkt (erster Satz mit Trauer-Rhythmus-Topos; Quart-Thematik und -Harmonik) und die kein Geringerer als Sergiu Celibidache 1948 in Berlin uraufgeführt hat. Man möchte auch der Meinung des Dirigenten im Beiheft beipflichten, dass das Adagio-Finale dieses dreisätzigen Werkes „der schönste und gelungenste Satz aller Wellesz’schen Sinfonien“ sei. Umso dankbarer darf man Rabl hier nicht nur für seine Interpretations-, sondern auch für seine Editions-Arbeit sein, die, so Rabl, „der Verlag wahrscheinlich übernehmen“ wird.
Das Radio-Symphonieorchester Wien hat hier eine weitere Sternstunde: Insbesondere die problematische achte Sinfonie wird fest zusammengefügt. Ihre von Rabl beschriebene „Brüchigkeit“ erinnert mich übrigens weitaus mehr an den späten Sibelius als Wellesz’ erste Sinfonie an die von Rabl angeführte Siebente des Finnen. Erneut gibt es zwei Wermutstropfen: Gottfried Rabl hat sich bei Wellesz für die amerikanische Orchesteraufstellung entschieden, obwohl die Sinfonien zum größeren Teil in Wien uraufgeführt wurden und mithin mit der dialogischen Aufteilung der Violinen links und rechts rechnen; das fällt in der Achten besonders ins Gewicht. Und man muß erneut die langweiligen, Reiseführer-artigen Verbalisierungsversuche der Musik überspringen, die leider etwa die Hälfte des Beihefttextes ausmachen.
Dr. Benjamin G. Cohrs [30.08.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Egon Wellesz | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 op. 62 | |
2 | Sinfonie Nr. 8 op. 110 |
Interpreten der Einspielung
- Radio Symphonieorchester Wien (Orchester)
- Gottfried Rabl (Dirigent)