Dialogue Schubert-Webern
OehmsClassics OC 333
1 CD • 67min • 2003
29.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Konzept, kammermusikalischen Werken des Klassikers Schubert solche des Zwölftöners Webern gegenüberzustellen, ist interessant. Die Komponisten der Neuen Wiener Schule haben sich bekanntlich immer wieder auf die Klassik und die Traditionslinie vom Barock (namentlich Bach) über Klassik (Beethoven, Schubert) bis zur Romantik (Mahler) berufen. Anton Webern hat sich immer wieder mit dem Werk von Franz Schubert auseinandergesetzt. Auf die Programme der von ihm dirigierten Konzerte setzte er häufig Schubert-Werke, und wie Schönberg hat er diese Musik in seinem Theorieunterricht verwendet. In frühen Jahren orchestrierte Webern einfühlsam Schubertsche Lieder, Sonatensätze und die Sechs Deutschen. „Ich war bemüht“, betonte er 1931 in einem Brief an Schönberg, „auf dem Boden der klassischen Instrumentationsideen zu bleiben, aber sie in den Dienst unserer Idee von Instrumentation (als Mittel zur möglichsten Klarlegung des Gedankens und Zusammenhangs) zu stellen.“
So ist denn der Ertrag dieser Produktion eindrucksvoll, können doch der Dialog und die Kontrastierung der Werke Schuberts und Weberns die Wahrnehmung des Hörers schärfen. Fragwürdig ist nur, dass auch der langsame Variationssatz aus Schuberts Quartett Der Tod und das Mädchen in Gustav Mahlers Streichorchesterfassung herangezogen wird. Diesen Satz sollte man nicht von den übrigen Sätzen separieren, dann schon eher ein anderes Stück heranziehen.
Die Ausführung spricht für die Festival Strings und ihren Leiter, Achim Fiedler. Namentlich die Webern-Stücke werden mit sehr großer Konzentration und Dichte musiziert: der Langsame Satz und der Satz für Streichorchester im Ton von Schönbergs Verklärter Nacht, als noch spätromantisch und zugleich neu, klanglich suggestiv; die Fünf Sätze sehr gespannt, klanglich außerordentlich ausgefeilt, die Farben und Schattierungen aber auch Lautstärken tief auslotend. Schuberts Quartettsatz und Tänze spielen die Festival Strings akzentuiert und animiert, wo nötig drängend bis heftig, das Andante des d-Moll-Quartetts könnte dagegen einen entschiedeneren interpretatorischen Zugriff vertragen.
Dr. Helge Grünewald [29.06.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Quartettsatz c-Moll D 703 (Bearb. für Streichorchester) | |
Anton Webern | ||
2 | Langsamer Satz op. 5 für Streichquartett – Langsam mit bewegendem Ausdruck | |
Franz Schubert | ||
3 | Fünf deutsche Tänze mit sieben Trios und einer Coda D 90 (Bearb. für Streichorchester) | |
Anton Webern | ||
4 | Fünf Sätze op. 5 (Bearb. für Streichorchester) | |
Franz Schubert | ||
5 | Deutsche Tänze D 820 (Bearb. für Orchester) | |
Anton Webern | ||
6 | Satz d-Moll für Streichorchester (1904) | |
Franz Schubert | ||
7 | Streichquartett d-Moll D 810 op. posth. (Der Tod und das Mädchen - Bearb. für Streichorchester) |
Interpreten der Einspielung
- Festival Strings Lucerne (Orchester)
- Achim Fiedler (Dirigent)