J. S. Bach
Harpsichord Concertos Vol. 1
cpo 999 989-2
1 CD • 56min • 2002
01.10.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Man könnte sich fragen, ob wir angesichts zahlreicher sehr guter Einspielungen noch eine weitere Gesamtaufnahme der Bachschen Cembalokonzerte brauchen, die auf den ersten Blick nichts Neues bietet. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen bzw. hinzuhören. Daß Lars Ulrik Mortensen ein exzellenter Cembalist ist, der eine fabelhafte Technik und ein profundes Sachwissen mit einer ungemein sensiblen Musikalität verbindet, ist Kennern kein Geheimnis. Man höre nur, wie sinnvoll und elegant er lange Sechzehntelketten artikuliert, wie geschmeidig seine musikalischen Gesten sind, wie phantasievoll und uneitel zugleich seine Verzierungen (Mittelsatz von BWV 1054) ausfallen. Bei aller Verve und bei aller Virtuosität bleibt seine Interpretation stets liebevoll, und gleiches läßt sich über das Concerto Copenhagen sagen, das den denkbar deutlichsten Kontrast zu dem übertrieben fetzigen und ruppigen Barockstil bildet, der gegenwärtig von vielen italienischen und deutschen Ensembles gepflegt wird.
Unter Führung ihrer Konzertmeisterin Sirkka-Liisa Kaakinen spielen die Dänen mit warmem Ton und weicher Artikulation, ohne an Klarheit einzubüßen. Es ist nicht auszuschließen, daß dies einigen Hörern wieder zu weit in jene Richtung zurückgeht, aus der die Alte-Musik-Bewegung in den 1960er-Jahren gekommen ist. Selbstverständlich spielt das Concerto Copenhagen nicht wie das Collegium aureum; aber es zeigt, daß nicht alles, von dem man sich aus guten Gründen getrennt hat, grundsätzlich schlecht war, denn Gesanglichkeit – dies scheint ein passendes Schlagwort für die vorliegenden Interpretation zu sein – dürfte gerade bei Bach sicherlich nicht fehl am Platze sein.
Mit welcher Streicherbesetzung genau Bach seine Cembalokonzerte aufgeführt hat, wissen wir nicht. Aus späterer Zeit sind Aufführungen mit je drei ersten und zweiten Geigen sowie je einer Viola, einem Cello und einem Kontrabaß belegt, allerdings für Stücke, die im Solo-Tutti-Kontrast anders strukturiert sind als Bachs Konzerte. Werkimmanente Gründe und Fragen der akustischen Balance lassen eine solistische Streicherbesetzung nicht abwegig scheinen. Mortensen besetzt die Konzerte BWV 1052 und 1054 mit einem Streicherapparat von 4–3–2–2–1, BWV 1053 solistisch. Gerne hätte man die Gründe hierfür erfahren; immerhin ist dies die erste Produktion, in der derselbe Interpret beide Ansätze vorstellt, wobei nach Einschätzung des Rezensenten die solistische Fassung über Lautsprecher den stimmigeren Eindruck hinterläßt.
Leider ist die CD mit knapp 56 Minuten nicht gerade randvoll (ein weiteres Konzert hätte ohne Probleme noch Platz gefunden), und eine Bemerkung im Beiheft muß unbedingt korrigiert werden: Bach hat die Konzerte 1052–1057 weder im Druck (so die deutsche Übersetzung) noch in einem Band (so das dänische Original) herausgegeben, sondern schlichtweg in einer Handschrift gesammelt.
Dr. Matthias Hengelbrock [01.10.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Cembalokonzert Nr. 1 d-Moll BWV 1052 | |
2 | Konzert D-Dur BWV 1054 für Orgel und Klavier | |
3 | Klavierkonzert Nr. 2 E-Dur BWV 1053 |
Interpreten der Einspielung
- Lars Ulrik Mortensen (Cembalo, Leitung)
- Concerto Copenhagen (Ensemble)