LSO Live LSO0040
1 CD • 52min • 2003
14.08.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dass Colin Davis ein bekennender Berlioz-Fan ist, dürfte aktenkundig sein. Schon um 1970 wartete er – als einer der ersten – mit einem Berlioz-Zyklus auf Schallplatten auf; übrigens damals wie heute mit dem London Symphony Orchestra. Die aktuelle Berlioz-Reihe von Sir Colin basiert auf Auftritten dieses hochprofessionellen englischen Ensembles im Barbican Center; der Ort mag erklären, warum die Akustik eher kompakt und nur mäßig transparent bleibt. Noch etwas bewirkt das Live-Zeugnis: Der Dirigent ist gegenüber seiner früheren Einspielung von Harold en Italie eine Spur rascher geworden.
Im übrigen: keine Altersmilde! Natürlich bewahrt Davis in den beiden Mittelsätzen – Marche des Pèlerins und Sérénade – viel Ruhe und Zurückhaltung. Gerade dort, wo Berlioz’ Musik fast stillzustehen scheint, macht der Maestro keine Kompromisse; er musiziert die Eigenarten und Manieriertheiten des französischen Romantikers konsequent aus. Dafür holt er in den Eckteilen umso greller aus, lässt das Orchester effektvoll aufschreien. Das ergibt in der ausladenden Einleitung einen pikanten Kontrast von Melancholie und Ekstase, während das Finale (Orgie des brigands) im wörtlichen Sinne orgiastisch entfesselt wird.
Mit der deutschen Bratschistin Tabea Zimmermann verfügt Colin Davis über eine Solistin, die bedingungslos auf seine weitgespannten Intentionen zwischen Verträumtheit und lyrischem Aufschwung eingeht. Zimmermann musiziert um einiges überzeugender als die japanische Violaspielerin Nobuko Imai in der älteren Aufnahme.
Mario Gerteis † [14.08.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Hector Berlioz | ||
1 | Harold en Italie op. 16 (Sinfonie mit konzertierender Viola) |
Interpreten der Einspielung
- Tabea Zimmermann (Viola)
- London Symphony Orchestra (Orchester)
- Sir Colin Davis (Dirigent)