
Arts 43014-2
1 CD • 80min • 1975, 1976
11.03.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Rudolf Kempe genoß als Brahms-Dirigent eine beachtliche Reputation. Von Kritikern wurde er etwas vereinfachend als Vertreter einer modernen, "objektiven" Auslegung gegenüber Furtwänglers spätromantisch-expressionistischem Stil gehandelt. Die Wiederauflage der kurz vor Kempes Tod entstandenen Einspielungen mit den Münchner Philharmonikern zeigt, daß er alles andere als ein nüchterner Apostel einer vom Metronom definierten Partiturtreue war und trotz schlanken Klangs und meist zügiger Tempi vom dramatischen Ausdruckswillen her Furtwängler näher stand als Toscanini. Kempe scheute sich durchaus nicht vor Tempomodifikationen, doch wirkt sein Musizieren bei aller Subjektivität immer genau kalkuliert. Seine Aufführungen zielen stets auf ein fulminantes Finale hin (was in der Zweiten einen fast zu verhaltenen Kopfsatz bedingt) und entwickeln dabei einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Daß die Münchner Philharmoniker damals an Disziplin und Klangkultur noch nicht unter die Spitzenorchester zu rechnen waren, bleibt nicht verborgen. Da drängt sich manch Nebensächliches ungebührlich nach vorn, und das Blech dröhnt mitunter recht bajuwarisch. So stehen neben herrlich gelungenen Momenten auch blassere Passagen – je nachdem, wo der ganz persönliche Gestaltungswille des Dirigenten seine Prioritäten setzte. Und dieser ist es, der Kempes Aufnahmen über den historischen Blickwinkel hinaus in jedem Fall interessanter erscheinen läßt, als einen großen Teil der seither entstandenen Neueinspielungen.
Peter T. Köster † [11.03.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 | |
2 | Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 |
Interpreten der Einspielung
- Münchner Philharmoniker (Orchester)
- Rudolf Kempe (Dirigent)