Joseph Jongen Music for Flute

Naxos 8.557111
1 CD • 67min • 1997
22.01.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dem belgischen Komponisten Joseph Jongen (1873 – 1953) blieb wie so vielen anderen ein typisches Komponistenschicksal nicht erspart: er wurde vergessen; zuerst im kontinentaleuropäischen, dann auch im angloamerikanischen Raum. Verantwortlich dafür zeichnet wohl die im französischen Impressionismus verwurzelte und sich später etwas zum Neoklassizismus hinwendende Klangsprache, womit Jongen damit stilistisch zwischen zwei Stühlen sitzt. Und das war noch nie für den Einzug in die Ewigkeit gut.
Die vorliegende Einspielung gibt die verschiedenen Jongenschen Stilrichtungen wieder, wobei die Schwerpunktlegung mit der von Marc Grauwels schön gesanglich gespielten Flöte vor allem das leichte, impressionistische Klangkolorit betont. Beginnend mit dem sehr mild klingenden langsamen Tanz für Flöte und Harfe eröffnet sich dem Hörer eine Musik, die sich – ganz der französischen Tradition verpflichtet – durch Eleganz und Farbigkeit auszeichnet.
Im Mittelpunkt dieser Aufnahme steht die Sonate für Flöte und Klavier op. 77, ein ebenso komplexes wie sinnliches Stück. Die Interpretation zeichnet sich durch ihr wohltuend schlichtes und in den rhythmischen Passagen markantes Spiel aus, wobei vor allem der vielschichtige langsame Satz hervorzuheben ist.
Die beiden um den Jahreswechsel 1940/41 entstandenen Flötenquartette bilden nicht nur klanglich je eine eigene Welt, sie sind auch von ihrer musikalischen Sprache sehr unterschiedlich. Denn während die beiden Paraphrasen sich durch eine leichte, duftige Spielweise hervorheben, lebt die ebenso kompakt und in sich stimmig interpretierte Elégie ganz von ihrer verhalten vorgetragenen Sehnsucht, einem angstvollen Zeichen der Zartheit in Zeiten des Krieges.
Robert Spoula [22.01.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Jongen | ||
1 | Danse lente op. 56bis für Flöte und Harfe | |
2 | Trio op. 80 für Flöte, Violoncello und Harfe | |
3 | Sonate op. 77 für Flöte und Klavier | |
4 | Élegie op. 114 für 4 Flöten | |
5 | Paraphrasen über wallonische Weihnachtslieder op. 114 Nr. 1 für 3 Flöten und Altflöte | |
6 | Paraphrasen über wallonische Weihnachtslieder op. 114 Nr. 2 für 3 Flöten und Altflöte (Qui vout dire coula, fré mati?) |
Interpreten der Einspielung
- Marc Grauwels (Flöte)
- Marie Hallynck (Violoncello)
- Sophie Hallynck (Harfe)
- Dalia Ouziel (Klavier)
- Quatuor de Flûtes du Conservatoire Royal de Bruxelles (Ensemble)