Talent DOM 3810 06+07
2 CD • 2h 14min • 2006, 2007
23.05.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ein solch nachdrücklicher Einsatz für den (vor allem in Deutschland) weit unterschätzten Komponisten Ernest Chausson, der nicht zu Unrecht gelegentlich als Bindeglied zwischen César Franck und Claude Debussy bezeichnet wird, verdient allerhöchstes Lob. Das Doppelalbum enthält (von der Violoncello-Pièce op. 39 abgesehen) alles, was Ernest Chausson an Kammermusik für Streicher geschrieben hat, und bietet damit eine hervorragende Gelegenheit, sich in dessen faszinierende Klangwelt zu versenken.
Die Beschäftigung mit Kammermusik bildete eine Konstante im Schaffen des 1899 im Alter von vierundvierzig Jahren durch einen Fahrradunfall ums Leben gekommenen Ernest Chausson. Mit dem Klaviertrio op. 3 verabschiedete er sich nach kurzer Studienzeit vom Pariser Conservatoire und ließ dabei Einflüsse seines Lehrers Jules Massenet ebenso erkennen wie solche von César Franck, dessen Kompositionsklasse er weiterhin als Gasthörer besuchte und als dessen hervorragendster Schüler er galt. Aber auch Besuche in München, wo Chausson den Fliegenden Holländer, Tristan und den Ring hörte, hatten Spuren hinterlassen.
Zehn Jahre später zeigt das großangelegte Concerto für Violine, Klavier und Streichquartett den Komponisten auf dem Weg der „De-Wagnerisierung“ hin zu einer rein französischen Klangsprache geprägt von einer ganz persönlichen Handschrift. Der Titel „Konzert“ ist hier nicht im Sinne des romantischen Virtuosenkonzertes zu verstehen, sondern als Rückbesinnung auf die Meister des 18. Jahrhunderts. Auch Satzbezeichnungen wie „Sicilienne“ weisen in diese Richtung, wobei das Erbe Francks in Thematik und Form keineswegs geleugnet wird. Kurz vor seinem Tod kam Chausson wiederum auf die Kammermusik zurück – mit dem selbstbewussten Klavierquartett op. 30, das gleichermaßen Ausdruck seiner handwerklichen Meisterschaft wie der Verwirklichung seiner künstlerischen Ideale ist, und dem unvollendet hinterlassenen, streng anmutenden Streichquartett, das später von Chaussons Freund Vincent d’Indy ergänzt wurde.
Die Musiker um den Geiger Jerrold Rubenstein und die Pianistin Dalia Ouziel widmen sich der Musik Chaussons technisch souverän und mit großer Hingabe. Sie haben das rechte Gespür für die weitgespannte Lyrik, die feinen Strukturen, den schwärmerischen Tonfall und den sinnlichen Klang. Die in Belgien entstandenen Aufnahmen sind untadelig, und eine ansprechende Präsentation vervollständigt den rundum erfreulichen Eindruck.
Sixtus König † † [23.05.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ernest Chausson | ||
1 | Konzert D-Dur op. 21 für Violine, Klavier und Streichquartett | 00:42:37 |
5 | Unfinished String Quartet minor op. 35 | 00:35:33 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Quartett A-Dur op. 30 (Klavierquartett) | 00:40:02 |
5 | Klaviertrio g-Moll op. 3 | 00:33:29 |
Interpreten der Einspielung
- Jerrold Rubenstein (Violine)
- Daniel Rubenstein (Viola)
- Dalia Ouziel (Klavier)
- Quatuor Sharon (Ensemble)