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Nach fast zwanzig Jahren ist eine Neueinspielung von Massenets populärster Oper willkommen, wenn sie sich – wie die vorliegende – mit den Vorgängerinnen messen kann. Antonio Pappano legt Massenets Partitur aufs Differenzierteste aus und läßt ihre stilistische Vielschichtigkeit erkennen. Deutlicher als sonst spürt man die Nähe zu Bizets Carmen. In den großen Liebesgesängen akkompagniert Pappano mit feinem Sentiment, ohne je plakative Sentimentalität zuzulassen.

Beeindruckend, aber nicht restlos überzeugend die Besetzung. Angela Gheorghiu ist mehr Primadonna als die sechzehnjährige Unschuld vom Lande, die vergnügungssüchtig in den Taumel der Großstadt gerät. Ihr kindliches Entrée überzeugt zwar, doch bereits im zweiten Akt spielt sie mit sinnlichem sfumato zu sehr auf "femme fatale", um für das Folgende noch große Entwicklungsmöglichkeiten zu haben. Roberto Alagna läßt sich als Des Grieux manches mezza voce abringen, doch fehlt es ihm an der Finesse und Eleganz eines Gedda oder Kraus. Die Nebenrollen sind durchweg signifikant besetzt.

Ekkehard Pluta [01.12.2000]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Angela Gheorghiu (Juliette)
• Anna Maria Panzarella (Sopran)
• Sophie Koch (Mezzosopran)
• Susanne Schimmack (Alt)
• Roberto Alagna (Tenor)
• Gilles Ragon (Tenor)
• Earle Patriarco (Bariton)
• Nicolas Rivenq (Bariton)
• José van Dam (Baß)
• Choeurs de la Monnaie (Chor)
• Orchestre Symphonique de la Monnaie (Orchester)
• Antonio Pappano (Dirigent)