Gleich zwei Jubiläen in einem Jahr trafen 2017 für Erich Wolfgang Korngold zusammen: Im Mai war der 120. Geburtstag zu feiern, im November ist seines 60. Todestages zu gedenken. Geboren wurde er am 29. Mai 1897 als Sohn des Musikkritikers Julius Korngold in Brünn. Er war ein musikalisches Wunderkind: Bereits mit elf Jahren erregte er Aufsehen mit seinem pantomimischen Ballett Der Schneemann, das original als Klavierwerk von Alexander von Zemlinsky orchestriert und 1910 an der Wiener Hofoper uraufgeführt wurde. Korngold studierte zunächst bei Robert Fuchs, später bei Zemlinsky. Mit dreizehn Jahren schrieb er seine ersten Klaviersonaten sowie etwas später eine Schauspiel-Ouvertüre und eine Sinfonietta. Seine Jugendwerke wurden häufig durch prominente Musikerpersönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts aufgeführt wie Bruno Walter, Artur Schnabel, Arthur Nikisch, Wilhelm Furtwängler, Felix Weingartner und Richard Strauss.. Auch mit seinen Opernkompositionen (Der Ring des Polykrates und Violanta 1916, Die tote Stadt 1920, Das Wunder der Heliane 1927) hatte er von Anfang an so großen Erfolg, dass er neben Richard Strauss zum meistgespielten Opernkomponisten Österreichs und Deutschlands wurde. 1926 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Wien. 1934 folgte Korngold der Einladung Max Reinhardts nach Hollywood, um für dessen Film A Midsummer Night’s Dream die Filmmusik anhand Mendelssohns Schauspielmusik zu arrangieren. Während der Film selbst mäßige Kritiken erhielt, hat Korngold mit dieser Arbeit neue Maßstäbe für die damalige Filmmusik gesetzt: Er hat das Orchester auf Symphonieorchester-Stärke vergrößert, die Sprache der Schauspieler an den Rhythmus der Musik angepasst und längere Passagen im Stil Mendelssohns hinzukomponiert. Im Laufe den folgenden Jahre entwickelte sich Korngold bei Warner Brothers zu einem der führenden Filmkomponisten Hollywoods. 1936 erhielt er seinen ersten Oscar für die Filmmusik zu Anthony Adverse, 1938 den zweiten 1938 für The Adventures of Robin Hood. Insgesamt komponierte er zwischen 1935 und 1946 die Musik zu 19 Filmen. Ab 1946 wandte er sich wieder der klassischen Orchestermusik zu, konnte aber nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen. Am 29. November 1957 starb Korngold nach einer Herzattacke. Seine Musik geriet zunehmend in Vergessenheit. Erst seit etwa 1972 erlebten seine Kompositionen international eine Renaissance.
Tabellarische Biographie
29.5.1897 | geboren in Brünn. Die Familie übersiedelte bald darauf nach Wien. Der Vater, Julius Korngold, war selbst Musiker und Musikkritiker, förderte das Talent seines Sohnes, der Schüler von Robert Fuchs, Alexander Zemlinsky und Helmut Gräddener war. Auch Gustav Mahler wurde auf das Wunderkind aufmerksam. |
1908 | UA der Ballettpantomime Der Schneemann des Elfjährigen. |
1916 | Uraufführung der beiden Einakter Violanta (entstanden 1913-1914) und Der Ring des Polykrates (entstanden 1914-1915). |
1920 | Überragender Erfolg mit der Oper Die tote Stadt, die gleichzeitig in Hamburg und Köln uraufgeführt wird. |
1921 | Kapellmeister am Stadttheater Hamburg. |
1927 | Professor für Musiktheorie und Dirigieren an der Wiener Staatsakademie. Zusammenarbeit bei verschiedenen Operettenproduktionen mit Max Reinhardt in Berlin. UA der Oper Das Wunder der Heliane am 7. Oktober 1927 in Hamburg. |
1938 | Emigration wegen seiner jüdischen Abstammung in die USA. Dort weiterhin Zusammenarbeit mit dem ebenfalls emigrierten Max Reinhart sowie Tätigkeit als Komponist, auch von insgesamt 18 Filmmusiken, Bearbeitungen und Arrangement für Musiktheaterproduktionen. |
1947 | UA des Violonkonzerts op. 35 durch Jascha Heifetz und das Saint Louis Symphony Orchestra unter Vladimir Golschman. UA der Sinfonischen Serenade für Streichorchester in B op. 39 durch Wilhelm Furtwängler. |
1948 | UA des Cellokonzerts op. 37. |
1951/52 | Komposition der Sinfonie in Fis. |
1953 | Komposition von Thema und Variationen op. 42. |
29.11.1957 | gestorben in Los Angeles (USA) |