Der angemessen warme Klang des 1973 gegründeten Kontra-Quartetts schließt das Herz auf. Der homogene Eindruck, den die vier in skandinavischen Ländern lebenden Herren hinterlassen, wird unterstützt durch eine nachhallreiche Akustik, die dieser Musik gut ansteht. Die Tempi erscheinen natürlich, die [...]
Allmählich beginnen die 15 Streichquartette von Dmitrij Schostakowitsch sich im Repertoire durchzusetzen, und je öfter man Einspielungen dieser Werke begegnet, desto stärker wird man vom Œuvre des russischen Komponisten beeindruckt. Seine Quartette führen auf eine ganz eigene Weise die Traditionen [...]
Die 15 Streichquartette von Dmitri Schostakowitsch nehmen nicht nur in seinem Schaffen eine bedeutende Stellung ein: Sie ergänzen sich gegenseitig zu einer Art kombinierter musikalischer Selbstbiographie und Zeitgeschichte. Der Kontrast zwischen dem während des Zweiten Weltkriegs komponierten, [...]
Selten macht eine neue Produktion so viel Spaß wie diese hervorragenden Aufnahmen der berühmten Klaviertrios. Das Programm des norwegischen Grieg-Trios ist von vornherein wunderbar ausgewogen: es verläuft wie aus einem Guß von der versteckten Leidenschaft von Schostakowitsch' jugendlichem [...]
Das Violoncello hat ihn Zeit seines Lebens begleitet. Bereits im Alter von elf Jahren komponiert Sergej Prokofieff sein op. 15, die Ballade für Violoncello und Klavier. Ein Werk der dunklen Gefühlsregionen mit emotionaler Sprengkraft, für einen Elfjährigen erstaunlich. Raphael Wallfisch, der Werke [...]
Wie wunderbar die klanglich plastische und musikalisch energische ungarische Streichertradition bei Tschaikowsky paßt, belegen diese gelungenen Einspielungen mit dem jungen Budapester New Haydn Quartet. Seine ausdrucksmäßig eher untertriebene Darstellung der volksmusikalischen Elemente im ersten [...]
Rachmaninoff: Werke für Violoncello und Klavier / black box
black box BBM 1044
1 CD • 69min • 1999
01.02.2001 • 8 8 8
Die Solisten sind ein wunderbares Paar. Und gerade bei der Sonate für Violoncello und Klavier op. 19 ist das notwendig, überlagern sich doch die Stimmen der beiden Instrumente. Oftmals dominiert das Klavier, poltert, klingelt und perlt nach Kräften, während das Cello fast zurückhaltend in [...]
Eine klaffende Repertoirelücke wird sinnvoll geschlossen. Wir hören berückende Schönheiten, betörende Expressivität (op. 31, insbesondere im langsamen Satz), Streicherleichtigkeit und kammermusikalische Heiterkeit (Tr. 7), russische Vitalität im Rhythmus, ferner Idiome eines Musikstiles, wie er vor [...]
Die drei 1936 komponierten Divertimenti (Marsch, Walzer, Burleske) von Benjamin Britten verdanken ihre Existenz gewissermaßen einer verkaufstechnischen Überlegung des Komponisten, da sie Relikte aus anderen Kompositionsprojekten sind. Nichtsdestotrotz stellen sie eine kleine Herausforderung an die [...]
Im Booklet dieser CD geht Wolfgang Wendel mit viel Akribie auf die Einzelaspekte des Begriffes Summary ein, welcher dieser Aufnahme mit dem ruhmreichen ungarischen Bartók-Quartett – das nun schon auf über vierzig Jahre Konzerterfahrung zurückblicken kann – gleichsam als Motto zu Grunde liegt. [...]
Es mutet immer ein bisschen gefährlich an, wenn sich Ensembles damit rühmen, die Vortragsbezeichnungen des Komponisten inklusive Tempoangaben auf Punkt und Komma genau zu erfüllen. Wenn im Booklet dann auch noch davon gesprochen wird, dass es sich beim Tschaikowsky-Trio um die erste Aufnahme der [...]
Der 1953 in Petersburg geborene Victor Kissine ist ein Komponist mit einem diffizilen Klangsinn und einem Gespür für filigran-zitternde Tongespinste. Seine anspruchsvolle Kammermusik lebt von minimalen Trillern, Tremoli, verlöschenden Tonkaskaden und Glissando-Schwankungen, die kaum die Grenze des [...]
Schostakowitschs Klaviertrios gehören fraglos zu den Höhepunkten der Gattung. Sein in der Kammermusik untrüglicher Sinn für formale und musikdramaturgische Proportionen entwickelt hier einen Sog, dem sich der Hörer nur schwer zu entziehen vermag. Das Trio Wanderer präsentiert sich dabei als ein [...]
Schostakowitsch – Musik für Violine und Klavier / apollon classics
apollon classics apc 20104
1 CD • 60min • 2003
06.05.2005 • 8 9 8
Eine eigentümlich weitläufige Kargheit geht von dieser späten Violinsonate des großen russischen Meisters aus, die heute wie ein steinernes Zeugnis aus einer fernen Zeit und fernen Kultur wirkt – und nichts deutet irgendwie darauf hin, daß zu gleicher Zeit Ligetis zweites Streichquartett oder das [...]
Seinem Namen alle Ehre macht wieder einmal die Hoffnung der jungen britischen Geiger-Generation, Daniel Hope. Gemeinsam mit Antonio Meneses am Cello und Pianist Menahem Pressler im Beaux Arts Trio verbunden, hat er sich der beiden Klaviertrios von Shostakovich angenommen und mit dem hier [...]
Nach der Lektüre des Einführungstextes ist es praktisch nicht mehr möglich, diese CD unter musikalischen Kriterien zu betrachten. Auf dreieinhalb Beiheftseiten spricht Jascha Nemtsov weniger von den Kompositionen als vielmehr von einigen Kapiteln des sowjetisch-stalinistischen Antisemitismus, die [...]
Die beiden Klaviertrios von Dimitri Schostakowitsch markieren sehr unterschiedliche Stationen des Lebens und der künstlerischen Entwicklung des Komponisten. Mit dem im Alter von siebzehn Jahren geschriebenen ersten Trio op. 8 bewarb sich Schostakowitsch 1924 um die Aufnahme in die [...]
Das oftmals beklagte schmale Repertoire für Cello enthält immerhin eine Reihe bedeutender, qualitativ hochstehender Werke, zu denen ohne Frage die hier eingespielten zu zählen sind. Beide Komponisten waren von Haus aus Pianisten, was das Gewicht und den Umfang des Klavierparts erklärt, der hier [...]
Vor über vier Jahrzehnten hat Rodion Konstantinowitsch Schtschedrin, der russische Komponist mit dem für deutsche Zungen so riskanten Familiennamen, ein Orchesterstück geschrieben, das in ihm einen äußerst humorvollen Menschen vermuten ließ: Seine Frechen Scherze (auch „Ausgelassene Gassenhauer” [...]
Nikolai Medtner, ein Spätling in der Zwischengeneration der russischen Musik um Rachmaninoff und Skrjabin, hat bis heute – wenn überhaupt – einzig mit seinen Klavierwerken überlebt. Es kann nicht schaden, den Blick auf andere Bereiche seines Schaffens zu richten, zum Beispiel auf die Kammermusik [...]
Geboren von Schweizer Eltern 1872 in Moskau und dort auch musikalisch ausgebildet, lebte und lehrte Paul Juon lange in Berlin, das er aber 1934, nach dem Machtantritt Hitlers, verließ, um in die Heimat seiner Vorfahren zurückzukehren. Er verstarb 1940 in Vevey am Genfer See. Daß Juon heute erst [...]
Die f-Moll-Sonate für Violine und Klavier von Serge Prokofieff hatte eine ungewöhnlich lange Entstehungszeit. Begonnen im Jahr 1938 wurde sie erst acht Jahre später fertiggestellt. In diesen Jahren arbeitete Prokofieff simultan an mehreren Werken – Opern, Balletten, Kantaten, Klaviersonaten und der [...]
Die Originalwerke Serge Rachmaninovs für Violoncello (die Sonate g-Moll, die zwei Stücke op. 2 und das Lied f-Moll) reichen für eine CD nicht aus; so ergänzte David Geringas dieses Recital durch vorhandene sowie eigene Bearbeitungen von Klavierstücken und Liedern des Meisters. Es ist zwar [...]
Dem Abegg Trio ist es ein weiteres Mal zu danken, (halbwegs) bekannte Literatur mit einer Komposition neuesten Datums (2006!) zu verbinden, genauer noch: inhaltlich, gehaltlich zu verbünden. Den beiden Schostakowitsch-Klaviertrios op. 8 – ein packend-kurzatmiges Beispiel euphorischer, [...]
Der 1919 in Warschau geborene Mieczysaw Weinberg flüchtete 1939 vor den anrückenden Nazi-Truppen in die Sowjetunion, wo ein Grenzbeamter ihm wegen seiner jüdischen Herkunft den „landesüblichen" jüdischen Namen Moisej (= Moses) verpaßte, dazu die russische Schreibung Vajnberg; der Komponist [...]
Beginnen wir unsere Besprechung diesmal von der (scheinbar) negativen Seite. Nein, eine vorsichtige, eine abwägende, meinetwegen sogar diskrete Annäherung an die gewählten Cello-Klavier-Stücke von Rachmaninoff und Strawinsky ist das nicht. Vielleicht scheint das Wort „Identifikation“ ein bisschen [...]
Der aus St. Petersburg stammende Pianist Yevgeny Sudbin ist – auch von mir – in den letzten Jahren mit viel Lob und Superlativen bedacht worden. Seit 1997 lebt er in Großbritannien und steuert von dort aus sein internationales Wirken mit vielen Stationen an den wichtigen Brennpunkten der [...]
Zwei musikalische Gedenksteine stellt diese beim Kammermusikfestival „Spannungen" im Kraftwerk Heimbach aufgenommene Produktion mit Bedacht einander gegenüber: Peter Tschaikowsky schrieb sein drittes Streichquartett 1876 auf den Tod des von ihm hochgeschätzten Geigers Ferdinand Laub, Dimitri [...]
Es ist erheblich Bewegung in die jugendliche Kammermusikszene gekommen! Schier unzählige Trios und Quartette befinden sich international auf Erfolgskurs, von den variablen Duo-Formationen gar nicht zu reden. Dies hat im Zuge vieler Kammermusikfestivals jenseits des Polarkreises bis hinunter ins [...]
Die schlechte Nachricht zuerst: Aus unterrichteten Kreisen verlautet, dass die finnischen "Meta4-iker" in absehbarer Zeit nicht vorhaben, die fünfzehn Schostakowitsch-Quartette komplett einzuspielen. Das ist, wie sich schon nach den ersten Takten des Opus 73 zeigt, ein Jammer, denn – und hier kommt [...]
Wie auch immer die viel beschworene russische Seele beschaffen sein mag, wie auch immer man sie zu verstehen sucht, wirklich greifbar ist sie nicht. Auch nicht in der Musik, deren Beschreibung fortwährend solche Stereotypen wie Schwerblütigkeit und Melancholie bemüht. Dabei lassen sich in der [...]
Das Ensemble Zeitsprung, hier durchgängig einzig vom Klarinettisten Oliver Klenk repräsentiert, stellt Werke von zwei der bedeutendsten russischen Komponisten der Generation nach Schostakowitsch vor: Boris Tishchenko (1939-2010) und Rodion Schtschedrin (geb. 1932). [...]
In seinem vorzüglich-konzisen, zitaten- und somit sehr hilfreichen Begleittext stellt der Autor Matthias Wiegandt zu Recht den kompositorischen Tüftler, Plan- und Schachspieler Sergej Tanejew heraus, der nach eigenen Worten, wenn er sich mit einem thematischen oder motivischen Einfall festgefahren [...]
Zwar haben die Violin-Klavier-Werke von Igor Strawinsky und Karol Szymanowski, die auf dieser CD versammelt sind, einiges gemeinsam: sie sind in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts komponiert worden, sie greifen teilweise auf fremdes Material zurück und sind in enger Zusammenarbeit mit befreundeten Geigern entstanden – mit Samuel Dushkin bei Strawinsky, mit Pawel Kochanski bei Szymanowski. [...]
Grechaninov • Rachmaninov, Russian Works for Cella and Piano / Kaleidos
Kaleidos KAL 6327-2
1 CD • 75min • 2015
28.09.2015 • 10 9 10
Hin und wieder gerate ich an eine Aufnahme, der ich schon nach wenigen Takten anmerke, dass sie nur gut wird ausgehen können. Sehr zur Freude des Recensenten ist da, wie in einer der großen Symphonien, die ganze Essenz im Augenblick, in der ersten Kantilene, im ersten Atemzug zusammengedrängt – und während die Dinge ihren notierten Verlauf nehmen, entsteht gewissermaßen eine Kette jener erfreulichsten Momente, von denen jeder eine Bestätigung des intuitiv Erspürten wird. [...]
Die russische Neigung zur Melancholie ist geradezu sprichwörtlich. Weltschmerz und Schwermut scheinen zutiefst in diesem Land und seiner wechselvollen, ja zuweilen geradezu leidensvollen Geschichte verankert zu sein. Und auch in der Musik hat dieses Faktum eine nicht zu überhörende Spur hinterlassen.
Zwei herausragende Kammermusikwerke der russischen Romantik sind auf dieser CD des Züricher Gringolts-Quartetts (mit Christian Poltéra als zusätzlichem Cellisten) vereint. Mit Sergej Tanejew und Alexander Glasunow sind zugleich zwei der wichtigsten Protagonisten der beiden konkurrierenden Metropolen Moskau und St. Petersburg vertreten. [...]
Dies ist ein weiteres Beispiel der lobenswerten Repertoirepolitik des Labels cpo, eben nicht die xte Aufnahme hinreichend bekannter Werke auf den Markt zu bringen, sondern nach Schätzen in der zweiten und dritten Reihe der Musikgeschichte zu suchen – und diese auch zu finden. [...]
Kammermusik von Michael Glinka - das hat nicht nur auf den Konzertpodien Seltenheitswert. Der als Begründer der russischen Nationalmusik vielfach gewürdigte Zeitgenosse von Komponisten wie Schumann, Liszt und Berlioz, wird zumeist auf das Sinfonische Repertoire und seine Opern reduziert. [...]
Man kennt Dmitri Kabalevsky (1904-1987) vor allem als Komponisten von pittoresk einfachen Kinderstücken für Klavier, von Konzerten für Klavier, Cello und Violine, und wohl auch mit seinen Symphonien, unter welchen die Vierte und letzte die interessanteste und ambitionierteste ist [...]
Escher String Quartet, Dvořák • Tchaikovsky • Borodin / BIS
BIS 2280
1 CD/SACD stereo/surround • 81min • 2017
06.03.2018 • 9 10 9
Das vorliegende Programm – die „beliebtesten slawischen Quartette der Romantik“ – ist eigentlich eher typisch für die jahrzehntelangen Gepflogenheiten der alten Major Labels [...]
Ist es ein Glücks- oder gar der Idealfall, wenn der Interpret hinter der Musik zu verschwinden und die Musik für sich allein zu sprechen scheint? Oder ist es vielmehr ein erschwerendes Moment für den Rezensenten, wenn er nicht weiß, was ihn so beeindruckt, die Musik an sich oder deren interpretatorische Umsetzung? [...]